Seit Freitag bin ich offziell kein Teil mehr des inneruniversitären Geschehens des Siegener Medienstudienganges. Mit dem Medientag wurden die Urkunden verliehen, im Rahmen des Essens gepflegt ein wenig Smalltalk gemacht und auf der Party noch ein mal versucht in studentischer Unbeschwertheit den Abend so zu verbringen, als wäre man nicht eigentlich nur müde vom vielen Arbeiten, der Sorge ständig irgendetwas vergessen zu haben und den Überlegungen ob das was man da macht, denn tatsächlich das Richtige ist.

Hingegangen bin ich eigentlich ohne große Erwartungen oder eine nennenswerte mentale Vorbereitung, da mein persönliches Rahmenprogramm einen wesentlich wichtigeren Punkt auf der Agenda hatte als eine Urkunde zu bekommen, die nur noch einmal bestätigt, was meine Zeugnisse mir vor einem halben Jahr schon schwarz auf weiß unter die Nase gejubelt haben. Ich habe jetzt einen nichtabkürzbaren akademischen Grad. So schnell vergesse nun selbst ich das jetzt auch nicht.

Weggegangen bin ich mit einem diffus traurigen Gefühl, dass mich auch jetzt noch nicht so recht los läßt und dass sich nur sehr langsam und widerwillig vor mir auseinanderfaltet um sich zu erkennen zu geben. Der Tenor ist wohl tatsächlich der: Es ist vorbei. Viele der Menschen, die ich am Freitag noch einmal gesehen habe, und vielen von ihnen seit langem noch mal, werde ich wenn überhaupt, dann wohl so schnell nicht mehr wieder sehen. Die Freunde ja, natürlich von denen hört und liest man und hin und wieder, wenn man nicht am Freitag todmüde aufs Bett fällt und erst Sonntag Abend wieder aufsteht, sieht man sie auch mal. Doch die anderen, die man nur von der Uni, aus Vorlesungen, dem Bistro und von Partys kennt, die sieht man wohl so schnell nicht wieder, wenn überhaupt.

Nicht weiter schlimm? Nein, vielleicht nicht, aber schade. Denn auch jene, die man eigentlich nicht kennt, die einem eigentlich mehr aus der 'Beobachtung' als durch intensive Gespräche vertraut sind, gewinnt man lieb, auch sie werden Teil dieses sozialen Gefüges, dass das Studium mitdefiniert. Und so ist mir dann gestern endlich bewußt geworden, dass mein undifferenziertes Gefühl von Heimweh, dass mich seit Wochen umtreibt, nur wenig mit der Stadt zu tun hat, die ich verlassen habe, als vielmehr mit dem Verlust der Gemeinschaft, die als solche nicht mehr existiert. Die unverrückbar von jetzt auf gleich von der Gegenwart in die Vergangenheit geglitten ist.

Ein Teil meiner Lebensrealität ist von mir unbemerkt vom Heute zum Gestern geworden und die Erkenntnis, dass das so ist, hat mich doch ziemlich kalt erwischt.

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man das Gefühl hat, fast alles schon einmal irgendwie irgendwem gesagt zu haben und kein Wort wertvoll genug zu sein scheint Bedeutungsträger für das Gefühl zu sein, das man transportieren möchte. Ein Punkt an dem man sich wünschen könnte eine Resettaste zu finden, eine Taste die jedes Wort wieder so schön glänzend und neu poliert, als habe man es grade erst aus seinem Samttüchlein gewickelt. Bis man sich bewußt macht, dass das auch das Ende aller Erinnerungen wäre, der liebgewonnenen ebenso wie der schmerzlichen. Aber vorbei bedeutet eben nicht vergessen, oder vergessenswürdig. Vorbei bedeutet eigentlich nichts weiter als: In einer anderen Zeit.

Wird das klar, sollte man sich wohl bewußt machen, dass der Umstand, das so manches Wort bereits verwendet wurde, in unpassenden wie in passenden Situationen, lediglich dazu beiträgt, dass es Patina bekommt, was ihm letztlendlich nichts weiter als Leben und eine Geschichte einhaucht. Meine Geschichte, meine Erinnerungen, Lebenszeit. Eigentlich ein guter Punkt das Schweigen zu brechen und wieder anzufangen sich auszudrücken, wäre nicht ich diejenige mit der ich mich hier auseinandersetze. Da es hier um mich geht, ist ein eigentlich halbwegs befriedigender Lösungsansatz leider nichts weiter als ein Punkt an dem man wunderbar herrlich: "Ja aber..:" sagen und wieder von vorne anfangen kann.

Hatte ich vor einigen Jahren noch gelinde die Hoffnung, dass sich das verwächst, komme ich heute wohl nicht mehr umhin einfach ein wenig mit den Schultern zu zucken, den Kopf zu schütteln und mir frohen Mutes noch ein paar Fahrchips für die nächtsten Runden zu kaufen. Denn eines habe ich mittlerweile erkannt: Meine Wege sind vielleicht mitunter ein wenig komplizierter als die der anderen Kinder, manchmal auch unnötig holprig, aber sie führen immer irgendwie zum Ziel. Wenn das kein Grund ist die Fahrt, respektive die Aussicht zu genießen weiß ich es auch nicht.

Das hier keine Worte mehr auftauchen!
(Na zumindest bist Du auch schuld. Zu einem nicht unwesentlichen Teil) Und ja: Du weißt genau dass ich Dich meine!

 

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