normalerweise bin ich eine der ersten, die los rennt und Lebkuchen (nicht die guten, sondern diese popeligen braunen mit Schokolade als Stern, Herz und Mond) oder Baumstamm kommt. Immer dann wenn der letzte Osterhase verräumt und der erste Dominostein in die Pappaufsteller geräumt wird stehe ich Gewehr bei Fuß und greife mit feuchten Händen zu und versuche meiner vorweihnachtlichen Vorfreude zu erwähren. Also etwa ab Mitte August. Gutes Timing eigentlich, denn schließlich sind es von da grade mal noch 4 Monate und Weihnachtsgeschenke wollen gut überlegt werden...

Ab spätestens Anfang November fange ich dann in der Regel an mein Zimmer/die Wohnung in mein persönliches Weihnachtswunderland zu verwandeln. Flitter, fette Engel, Kerzen und haufenweise Weihnachtskitsch. Nur mit viel Beherrschung schaffe ich es in der Regel überhaupt bis Mitte Dezember mit der Anschaffung eines Weihnachtsbaums oder etwas vergleichbar Nadelndem und Duftendem zu warten – normalerweise.

Dieses Jahr will es einfach nicht klappen. Bis vor 4 Wochen habe ich nicht mal Socken getragen, vor zwei Wochen noch konnte ich alle naselang zumindest tagsüber noch im Tshirt auf die Strasse, die Tage starten in strahlendem Sonnenschein und hören mit den schönsten Sonnenuntergängen auf. Der Kölner Laubbaumbestand denkt nicht einmal daran seine Blätter abzuwerfen, vielmehr macht es den Eindruck als habe er besten Falls ein wenig Haarausfall.

Von jetzt auf gleich ziehen seit 2 oder 3 Tagen nun plötzlich Nebelfetzen und feuchter Wind um die Hausecken, der Atem wird sichtbar und Radfahren ohne Handschuhe wird langsam aber sicher eine schmerzhafte Angelegenheit und mir wird klar, dass Weihnachten unwiederbringlich vor der Tür steht. Sehe ich, dass alle Welt sich mit Lebkuchen, Kugeln, Sternen, fetten Engeln und Flitterzeuchs auf Weihnachten vorbereitet, während ich emotional noch irgendwo zwischen Frühling und Hochsommer hänge!

Ich mag keine Wärmflaschen für warme Füße machen, mag noch nicht die fetten Engel auspacken, mag noch nicht anfangen Kekse zu backen und über Geschenke nachzudenken.
Ich bin noch nicht bereit für ewigkalte Hände, tropfende Nasen, kurze Tage und lange Nächte und ich finde ehrlich gesagt, die schlagartige Umstellung von einem unnatürlich verlängerten indian summer in eine fieskalt/nasse Winterzeit eine absolut unverantwortliche Frechheit.

Wo um alles in der Welt kann ich mich für diese folgenschwere Verstellung meiner inneren Uhr beschweren? Wer übernimmt die Verantwortung dafür, dass ich höchstwahrscheinlich nächstes Jahr im Frühling beginnen werde meine Engel und Weihnachtsmänner auszupacken um beim Duft von Zimtölen meiner Weihnachtsvorfreude zu fröhnen? Wer?

Und wie um alles in der Welt kann ich meine kleine frühlings- /sommerliche Wetterblase erhalten und aufhören mir beim bloßen Blick aus dem Fenster der Arsch abfriert....

 

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