Es kommt der Tag an dem man feststellt, dass man angekommen zu sein scheint, man scheinbar ein zu Hause gefunden hat, heimisch auf allen Ebenen, geistig, seelisch, körperlich, sich irgendwie zu Hause fühlt. Aber im Gegensatz zu meinen unschuldigen Backfischträumen ist das nicht der Moment in dem schlagartig alles gut wird. Hat sich was mit, und alles wurde gut, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Hat sich was mit dem guten alten DEFA – Happy End. Man kommt an, und dann geht es erst los, zumindest bei mir. Kopfkrieg, rund um die Uhr. Nichts mit einfach mal glücklich sein, sich zurücklehnen und genießen. Ich bin mittlerweile tatsächlich schon so alt, dass ich über so viele schlechte Erfahrungen verfüge, dass Weglaufen manchmal die bessere Alternative zu sein scheint. Zum Glück jedoch gibt es dann diese anderen Momente, jene in denen man die Tür zur Stammkneipe aufstößt und man den, der meiner Seele eine Heimat gibt hinter dem Mischpult stehen sieht und man vor Glück einfach nur platzen möchte. Momente in denen man nicht nur nicht weglaufen kann, sondern man vor Glück kaum in der Lage ist einen Schritt auf ihn zu zugehen, da man befürchten muss, dass das kalte Herz die Belastung nicht aushalten würde, Momente in denen das kalte Herz auf einmal warm wird, geflutet von Wohlbehagen und Liebe. Es sind Momente, manchmal dauern sie länger, manchmal sind sie kürzer, aber sie sind da, und sie scheinen (ToiToiToi) immer länger zu werden, und so lange das so ist, werde ich alles dafür tun nicht wegzurennen. Das kann doch nicht so schwer sein.

Samstag zu Beginn des späten Abends in einer berüchtigten Kleinstadt Kaschemme:

Ich: „Hallo, was wollt Ihr denn trinken?“
Gruppe: „Whisky/Cola!“
Ich, im Angesicht von soviel Zahnspangensilber und Akneblühenden Gesichtern räuspernd: „ Ok Kinder, dann erstmal die Ausweise!“
Gruppe, kramt wie wild in allen verfügbaren Taschen die eine dieser überdimensionierten Teenagerhosen so hergibt, der Zuschauen kann sich also denken, es dauert und dauert. Erste Ausweise kommen bei mir an. Ich, meines Zeichens Geburtsjahr 1976, muss lachen, Geburtsjahre zwischen 1988 und 1989 kommen bei mir an, wollen die mich verarschen, gehen die überhaupt schon in die Schule, nein Stop! 2004, die sind zwar jung, aber in erster Linie bin ich mal wieder älter als ich dachte.
Ergo ich, frustriert lachend: „Netter Versuch, die 16jährigen unter Euch könnten schon ein Bier bekommen, die anderen sollten sich besser auf was alkoholfreies einschießen.“
Gruppe, grummelnd und diskutierend: „5 KIBA!!“
(Schöne Alternative zu Whisky/Cola, süß die Kleinen)
5 Minuten später, ich: „So, 5 Kiba, wollt ihr sofort zahlen?“
Gruppe: „Ja.“
Ich: „Jeweils 2 Euro bitte.“
Gruppe kramt in Geldbeuteln, überreicht murrend das Geld, natürlich kein Trinkgeld, einer, ich erinnere mich, er ist einer von den 1989ern, „Ey Baby,“ Baby?!?!?!?!? Meint der mich?
Ich, schwerstens bemüht mir einen Lachkrampf zu verkneifen: „Bitte!??!“
Er: „Baby, da fehlt noch Deine Telefonnummer!“
Ich, *.....*: „Kleiner, ich könnte Deine Mutter sein!“
Er: „Klar Baby isch weiß, aber isch steh auf reifere Frauen!“ Grinst breit und wartet!
Hallo??? In was für eine Welt leben wir, vielmehr in welchem Paralleluniversum gehe ich kellnern? Wo sind die guten alten Zeiten hin, als man in der großen Pause die „Großen“ auf dem Klo noch verschämt und mit hochroten Ohren, leise flüsternd gefragt hat ob man eventuell, nur wenn es keine Umstände mache, mal die Toilette benutzen dürfe.
Ich: „Ohne Worte“ Abgang, der Abend ist gelaufen, ich bin nicht mal mehr schlagfertig genug um mit einem 15jährigen fertig zu werden.

 

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