01.04.2005
.. so steht es zumindest im Grundgesetz, so garantieren es meines Wissens auch die Menschenrechte. Mediale „Berichterstattung“ lässt einen jedoch manchmal daran zweifeln, dass die Würde von jenen, die im „Licht der Öffentlichkeit“ stehen ebenso unantastbar ist, wie die von Lieschen Müller aus der Mustermanngasse in Musterstadt.
In einem gewissem Rahmen haben wir uns daran gewöhnt, finden wir es selbstverständlich alles über die persönliche Befindlichkeit von Charles und Camilla, den Stuhlgang von Robbie Williams und die sexuellen Vorlieben von Britney Spears zu erfahren, sofern wir das wünschen. Es gibt keine Grenzen. Ein Hoch auf die Meinungsfreiheit, ein ebenso hoch gehandeltes, wichtiges und unantastbares Gut all jener, die Mitglieder der so genannten „freien Welt“ sind.
Freiheit der Meinung bedeutet für meinen Begriff, dass ausnahmslos jeder das Recht hat, seinen Gedanken in der ihm angemessen erscheinenden Form Ausdruck zu verleihen, frei und unabhängig. Freiheit der Meinung bringt meiner Meinung nach jedoch auch Verantwortung mit sich. Verantwortung und Selbstbestimmung, die Fähigkeit zu unterscheiden zwischen der Äußerung einer Meinung und der Verbreitung von Klatsch und Tratsch, der gezielten Verletzung der Würde eines anderen durch die Benutzung von Worten als Waffe.
Stellt sich dann nicht die Frage, ob eine frei geäußerte Meinung die unantastbare Würde des Menschen verletzen kann? Fast scheint es so, aber ich glaube vielmehr, dass die Frage die danach ist, ob alles was unter der ehrenhaften Flagge der Meinungsfreiheit geäußert wird, auch tatsächlich eine Meinung ist. Ob es sich tatsächlich nur um Informationen handelt, die von allgemeinem und öffentlichen Interesse handelt, oder ob es, vor allem im medialen Kontext, häufig nicht vielmehr darum geht Einschaltquoten und Absatzzahlen zu steigern. Ob wirklich alles was veröffentlicht und verbreitet wird nur das allgemeine Interesse und Informationsbedürfnis stillt oder nicht viel eher eine perverse Form des Volksvoyeurismus bedient.
Wo sind die Grenzen? Wie tief darf man in die Intimsphäre eines Menschen vordringen ohne die Würde eines Menschen zu verletzten? Wann ist es genug? Wie viel hat das wirklich noch mit Meinungsfreiheit zu tun?
Die Fragen sind nicht neu. Das ist mir durchaus bewusst. Doch das Medienspektakel um die Erkrankung des Papstes, das in den letzten Tagen immer neue Höhen erreicht, führt mir dennoch schmerzlich vor Augen, dass die Grenzen immer weiter verwischen, dass das Persönlichkeitsrecht des Einzelnen, steht er nur weit genug in der Öffentlichkeit, immer weniger Wert ist, immer weniger gilt. Ich bin kein großer Freund des Papstes, oder vielmehr, bin ich kein großer Freund der Ideale die er vertritt, aber ich weiß, dass er für viele Menschen tatsächlich den Stellvertreter Gottes auf Erden darstellt. Das er für sie die direkte Verbindung der Menschheit zu Gott dem Vater zu sein scheint. Und ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass genau dies als Grund dafür hergenommen wird, dass man ihn mittlerweile auf Schritt und Tritt verfolgt, jeder Atemzug kommentiert, jeder Blick interpretiert wird.
Doch was ist hier mit der Würde des Menschen? Werdet ihr es nicht leid, diesem alten und kranken Mann beim Sterben zu zuschauen? Schämt ihr Euch nicht, Eure Augen an ihn zu heften und ihm jede Möglichkeit zu nehmen, dass zu tun, was wahrscheinlich jeder von uns tun möchte, wenn es an der Zeit ist zu gehen? Muss er bis zum letzten Moment der Papst im Dienste der Öffentlich- und Menschlichkeit sein? Hat er kein Recht auf einen friedvollen Tod? Auf seinen Frieden? Auf ein Ende in Würden? Ist es tatsächlich notwendig, dass die ganze Welt sein Leid betrachtet? Muss man die Möglichkeiten der Medien immer in vollem Umfang ausschöpfen? Nur weil man sie eben hat? Ohne Rücksicht auf Verluste? Gibt es nicht Momente in denen man das vermeintliche Recht der Öffentlichkeit auf allumfassende Information auf das Wesentliche zurückschrauben sollte?
Ist es denn noch immer nicht genug? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich ist es noch lange nicht genug, nicht wahr? Wahrscheinlich stinkt es den Machern unter Euch, denen die die Einschaltquoten kontrollieren, gründlich, dass ihr mittels totaler Live-An-Seinem-Bett-Überwachung kein 24-Stunden Premiere-Abo für 5 Euro pro Tag anbieten könnt, damit auch ja kein Atemzug und schon gar nicht der letzte versäumt wird.
Wundert man sich da ernsthaft noch, dass die „Jugend“ so gar keinen Anstand mehr kennt, das der Verfall der guten Sitten und altmodischer Werte und Manieren immer schneller voranschreitet? Ich bin wahrhaftig kein Moralapostel und ich hab auch ehrlich nichts gegen eine hübsche kleine Tratscherei, aber die Grenze meines Verständnisses von guten Geschmack ist in Bezug auf die „Informationspolitik“ der Medien schon lange erreicht. Hat es denn niemand mehr nötig sein eigenes Leben zu führen? Gilt das Sprüchlein „Kehr erst mal vor Deiner eigenen Haustür“ denn gar nichts mehr?
.. so steht es zumindest im Grundgesetz, so garantieren es meines Wissens auch die Menschenrechte. Mediale „Berichterstattung“ lässt einen jedoch manchmal daran zweifeln, dass die Würde von jenen, die im „Licht der Öffentlichkeit“ stehen ebenso unantastbar ist, wie die von Lieschen Müller aus der Mustermanngasse in Musterstadt.
In einem gewissem Rahmen haben wir uns daran gewöhnt, finden wir es selbstverständlich alles über die persönliche Befindlichkeit von Charles und Camilla, den Stuhlgang von Robbie Williams und die sexuellen Vorlieben von Britney Spears zu erfahren, sofern wir das wünschen. Es gibt keine Grenzen. Ein Hoch auf die Meinungsfreiheit, ein ebenso hoch gehandeltes, wichtiges und unantastbares Gut all jener, die Mitglieder der so genannten „freien Welt“ sind.
Freiheit der Meinung bedeutet für meinen Begriff, dass ausnahmslos jeder das Recht hat, seinen Gedanken in der ihm angemessen erscheinenden Form Ausdruck zu verleihen, frei und unabhängig. Freiheit der Meinung bringt meiner Meinung nach jedoch auch Verantwortung mit sich. Verantwortung und Selbstbestimmung, die Fähigkeit zu unterscheiden zwischen der Äußerung einer Meinung und der Verbreitung von Klatsch und Tratsch, der gezielten Verletzung der Würde eines anderen durch die Benutzung von Worten als Waffe.
Stellt sich dann nicht die Frage, ob eine frei geäußerte Meinung die unantastbare Würde des Menschen verletzen kann? Fast scheint es so, aber ich glaube vielmehr, dass die Frage die danach ist, ob alles was unter der ehrenhaften Flagge der Meinungsfreiheit geäußert wird, auch tatsächlich eine Meinung ist. Ob es sich tatsächlich nur um Informationen handelt, die von allgemeinem und öffentlichen Interesse handelt, oder ob es, vor allem im medialen Kontext, häufig nicht vielmehr darum geht Einschaltquoten und Absatzzahlen zu steigern. Ob wirklich alles was veröffentlicht und verbreitet wird nur das allgemeine Interesse und Informationsbedürfnis stillt oder nicht viel eher eine perverse Form des Volksvoyeurismus bedient.
Wo sind die Grenzen? Wie tief darf man in die Intimsphäre eines Menschen vordringen ohne die Würde eines Menschen zu verletzten? Wann ist es genug? Wie viel hat das wirklich noch mit Meinungsfreiheit zu tun?
Die Fragen sind nicht neu. Das ist mir durchaus bewusst. Doch das Medienspektakel um die Erkrankung des Papstes, das in den letzten Tagen immer neue Höhen erreicht, führt mir dennoch schmerzlich vor Augen, dass die Grenzen immer weiter verwischen, dass das Persönlichkeitsrecht des Einzelnen, steht er nur weit genug in der Öffentlichkeit, immer weniger Wert ist, immer weniger gilt. Ich bin kein großer Freund des Papstes, oder vielmehr, bin ich kein großer Freund der Ideale die er vertritt, aber ich weiß, dass er für viele Menschen tatsächlich den Stellvertreter Gottes auf Erden darstellt. Das er für sie die direkte Verbindung der Menschheit zu Gott dem Vater zu sein scheint. Und ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass genau dies als Grund dafür hergenommen wird, dass man ihn mittlerweile auf Schritt und Tritt verfolgt, jeder Atemzug kommentiert, jeder Blick interpretiert wird.
Doch was ist hier mit der Würde des Menschen? Werdet ihr es nicht leid, diesem alten und kranken Mann beim Sterben zu zuschauen? Schämt ihr Euch nicht, Eure Augen an ihn zu heften und ihm jede Möglichkeit zu nehmen, dass zu tun, was wahrscheinlich jeder von uns tun möchte, wenn es an der Zeit ist zu gehen? Muss er bis zum letzten Moment der Papst im Dienste der Öffentlich- und Menschlichkeit sein? Hat er kein Recht auf einen friedvollen Tod? Auf seinen Frieden? Auf ein Ende in Würden? Ist es tatsächlich notwendig, dass die ganze Welt sein Leid betrachtet? Muss man die Möglichkeiten der Medien immer in vollem Umfang ausschöpfen? Nur weil man sie eben hat? Ohne Rücksicht auf Verluste? Gibt es nicht Momente in denen man das vermeintliche Recht der Öffentlichkeit auf allumfassende Information auf das Wesentliche zurückschrauben sollte?
Ist es denn noch immer nicht genug? Wahrscheinlich nicht, wahrscheinlich ist es noch lange nicht genug, nicht wahr? Wahrscheinlich stinkt es den Machern unter Euch, denen die die Einschaltquoten kontrollieren, gründlich, dass ihr mittels totaler Live-An-Seinem-Bett-Überwachung kein 24-Stunden Premiere-Abo für 5 Euro pro Tag anbieten könnt, damit auch ja kein Atemzug und schon gar nicht der letzte versäumt wird.
Wundert man sich da ernsthaft noch, dass die „Jugend“ so gar keinen Anstand mehr kennt, das der Verfall der guten Sitten und altmodischer Werte und Manieren immer schneller voranschreitet? Ich bin wahrhaftig kein Moralapostel und ich hab auch ehrlich nichts gegen eine hübsche kleine Tratscherei, aber die Grenze meines Verständnisses von guten Geschmack ist in Bezug auf die „Informationspolitik“ der Medien schon lange erreicht. Hat es denn niemand mehr nötig sein eigenes Leben zu führen? Gilt das Sprüchlein „Kehr erst mal vor Deiner eigenen Haustür“ denn gar nichts mehr?
Eriador - am Samstag, 2. April 2005, 13:39