Herzdinge
Der Mensch hat nichts so eigen,
So wohl steht ihm nichts an,
Als daß er Treu erzeigen
Und Freundschaft halten kann;
Wann er mit seinesgleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht sich, nicht zu weichen
Mit Herzen, Mund und Hand.
Die Red ist uns gegeben,
Damit wir nicht allein
Vor uns nur sollen leben
Und fern von Leuten sein;
Wir sollen uns befragen
Und sehn auf guten Rat,
Das Leid einander klagen
So uns betreten hat.
Was kann die Freude machen,
Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen,
Was Freunden wird erzählt;
Der kann sein Leid vergessen,
Der es von Herzen sagt;
Der muß sich selbst auffressen,
Der in geheim sich nagt.
Gott stehet mir vor allen,
Die meine Seele liebt;
Dann soll mir auch gefallen,
Der mir sich herzlich gibt;
Mit diesem Bunds-Gesellen
Verlach ich Pein und Not,
Geh auf den Grund der Höllen
Und breche durch den Tod.
Ich hab, ich habe Hertzen
So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen
Nie wissentlich berührt;
Ich bin auch ihnen wieder
Von Grund der Seelen hold,
Ich lieb euch mehr, ihr Brüder,
Denn aller Erden Gold.
Simon Dach
(1605 - 1659)
So wohl steht ihm nichts an,
Als daß er Treu erzeigen
Und Freundschaft halten kann;
Wann er mit seinesgleichen
Soll treten in ein Band,
Verspricht sich, nicht zu weichen
Mit Herzen, Mund und Hand.
Die Red ist uns gegeben,
Damit wir nicht allein
Vor uns nur sollen leben
Und fern von Leuten sein;
Wir sollen uns befragen
Und sehn auf guten Rat,
Das Leid einander klagen
So uns betreten hat.
Was kann die Freude machen,
Die Einsamkeit verhehlt?
Das gibt ein doppelt Lachen,
Was Freunden wird erzählt;
Der kann sein Leid vergessen,
Der es von Herzen sagt;
Der muß sich selbst auffressen,
Der in geheim sich nagt.
Gott stehet mir vor allen,
Die meine Seele liebt;
Dann soll mir auch gefallen,
Der mir sich herzlich gibt;
Mit diesem Bunds-Gesellen
Verlach ich Pein und Not,
Geh auf den Grund der Höllen
Und breche durch den Tod.
Ich hab, ich habe Hertzen
So treue, wie gebührt,
Die Heuchelei und Scherzen
Nie wissentlich berührt;
Ich bin auch ihnen wieder
Von Grund der Seelen hold,
Ich lieb euch mehr, ihr Brüder,
Denn aller Erden Gold.
Simon Dach
(1605 - 1659)
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Eine meiner prägnantesten Kindheitserinnerungen: Auf sonnenwarmem, rauhen Asphalt in Direktkontakt mit Waden, Kniekehlen und Handflächen sitzend, P. meine damals beste Freundin neben mir, den Blick gen Himmel in die träge aufziehenden schwarzen Wolken gerichtet und verlangend auf das Herniederprasseln von 5-Markstück großen Regentropfen warten.
Das Gefühl des Wassers auf der viel zu warmen und verschwitzten Haut rein gedanklich schon wahrnehmen, schon beinahe körperlich spüren können so sehnsüchtig haben wir es erwartet, ähnlich wie man die eigene Bettdecke schon fühlen kann, ihr Knistern schon im Ohr hat wenn man so müde ist, dass der Weg nach Hause nach einem langen Abend nur noch eine Mischung aus süßer Verheißung und grausamer Folter zu sein scheint.
Beinahe den ganzen Nachmittag haben wir gewartet damals, waren kaum älter als 7 oder 8 und haben in unserem kleinen Dörfchen mitten auf der nahezu nie befahrenen Strasse zur hinteren Pferdekoppel gesessen und nichts anderes gemacht als gewartet. Uns davon erzählt wie es sich anfühlen wird, wie schön Regen im Sommer eigentlich doch ist und dass wir, geht es erstmal richtig los, unbedingt auf die Koppeln müssen, ins hüfthohe nasse Gras und in den Bach von den Teichen ganz zu schweigen um den Regen nicht nur zu fühlen sondern vor allem auch riechen zu können, in rundum mitnehmen könen.
Damals haben wir vergebens gewartet, die Verheißung von Regen blieb nichts als süße Sehnsucht, er kam erst als wir schon zu Hause, frisch gebadet in Schlafanzüge gehüllt, mit einem Butterbrot versorgt in unseren Betten postiert waren. Bis heute liebe ich diesen schweren warmen Regen der allen Schmutz und die Hitze von den Häusern, Straßen, Bäumen und vor allem Menschen zu waschen scheint. Keiner dieser Regengüsse vergeht ohne mich, entweder sehnsüchtig zum Himmel starrend und wünschend ich könne raus aus dem Haus rein in den Regen, mir all die unnötigen Sorgen und schweren Gedanken die einem viel zu oft den Tag schwer machen aus meinem Geist waschen lassen oder mitten drin stehend, sitzend, liegend, glücklich und unbeschwert wie selten, leicht und gereinigt.
Der Geruch der von warmem staubigen Asphalt oder duftenden Sommerwiesen überführt mich jedes Mal zielsicher zurück in meine Kindheit, zurück an den Tag den ich mit P. auf der Strasse gesessen habe und zeigt mir auf was wirklich wichtig ist, worauf es ankommt und vor allem worauf nicht. Vieleicht liegt in meiner Liebe zum Regen ein Grund dafür, dass ich im Grunde meines Herzens am Siegerland hänge, Schottland vergöttere und mir langfristig das Stadtleben nicht als die ultimative Erfüllung vorstellen kann. Es gibt für mich keinen tieferen Frieden als den, der vom satten nassen Grün von Wäldern und wilden unbegärtnerten Wiesen, vom Geruch von Regen und dem Dunst der über den Tälern hängt wenn der Boden die verdiente Abkühlung nach einem heißen Tag erfährt ausgeht. Vielleicht ist es eines der größten Geschenke die ich in der letzten Zeit erfahren habe, erkannt zu haben, dass es mich nicht weit gebracht hat meinem Kopf zu folgen und darüber endlich zu meinem Bauch und Herzen zurück zu finden, meinen Weg jetzt wieder unter Einfluss der Instanzen zu machen, denen die weitaus größere Weisheit innewohnt, die mich auch dann noch führen können wenn der Kopf sich wieder in sinnloser Sinnsuche verstrickt.
Das Gefühl des Wassers auf der viel zu warmen und verschwitzten Haut rein gedanklich schon wahrnehmen, schon beinahe körperlich spüren können so sehnsüchtig haben wir es erwartet, ähnlich wie man die eigene Bettdecke schon fühlen kann, ihr Knistern schon im Ohr hat wenn man so müde ist, dass der Weg nach Hause nach einem langen Abend nur noch eine Mischung aus süßer Verheißung und grausamer Folter zu sein scheint.
Beinahe den ganzen Nachmittag haben wir gewartet damals, waren kaum älter als 7 oder 8 und haben in unserem kleinen Dörfchen mitten auf der nahezu nie befahrenen Strasse zur hinteren Pferdekoppel gesessen und nichts anderes gemacht als gewartet. Uns davon erzählt wie es sich anfühlen wird, wie schön Regen im Sommer eigentlich doch ist und dass wir, geht es erstmal richtig los, unbedingt auf die Koppeln müssen, ins hüfthohe nasse Gras und in den Bach von den Teichen ganz zu schweigen um den Regen nicht nur zu fühlen sondern vor allem auch riechen zu können, in rundum mitnehmen könen.
Damals haben wir vergebens gewartet, die Verheißung von Regen blieb nichts als süße Sehnsucht, er kam erst als wir schon zu Hause, frisch gebadet in Schlafanzüge gehüllt, mit einem Butterbrot versorgt in unseren Betten postiert waren. Bis heute liebe ich diesen schweren warmen Regen der allen Schmutz und die Hitze von den Häusern, Straßen, Bäumen und vor allem Menschen zu waschen scheint. Keiner dieser Regengüsse vergeht ohne mich, entweder sehnsüchtig zum Himmel starrend und wünschend ich könne raus aus dem Haus rein in den Regen, mir all die unnötigen Sorgen und schweren Gedanken die einem viel zu oft den Tag schwer machen aus meinem Geist waschen lassen oder mitten drin stehend, sitzend, liegend, glücklich und unbeschwert wie selten, leicht und gereinigt.
Der Geruch der von warmem staubigen Asphalt oder duftenden Sommerwiesen überführt mich jedes Mal zielsicher zurück in meine Kindheit, zurück an den Tag den ich mit P. auf der Strasse gesessen habe und zeigt mir auf was wirklich wichtig ist, worauf es ankommt und vor allem worauf nicht. Vieleicht liegt in meiner Liebe zum Regen ein Grund dafür, dass ich im Grunde meines Herzens am Siegerland hänge, Schottland vergöttere und mir langfristig das Stadtleben nicht als die ultimative Erfüllung vorstellen kann. Es gibt für mich keinen tieferen Frieden als den, der vom satten nassen Grün von Wäldern und wilden unbegärtnerten Wiesen, vom Geruch von Regen und dem Dunst der über den Tälern hängt wenn der Boden die verdiente Abkühlung nach einem heißen Tag erfährt ausgeht. Vielleicht ist es eines der größten Geschenke die ich in der letzten Zeit erfahren habe, erkannt zu haben, dass es mich nicht weit gebracht hat meinem Kopf zu folgen und darüber endlich zu meinem Bauch und Herzen zurück zu finden, meinen Weg jetzt wieder unter Einfluss der Instanzen zu machen, denen die weitaus größere Weisheit innewohnt, die mich auch dann noch führen können wenn der Kopf sich wieder in sinnloser Sinnsuche verstrickt.
Mittlerweile habe ich einige Monate hinter mir, in denen ich mehr schlecht als recht irgendwo zwischen gut und böse gewandelt bin. Wenn sich auch im reinen formalen, zumindest von Außen betrachtet, alles irgendwie schon fast spielerisch einfach so in einander zu fügen schien, hatte ich in den sehr privaten Bereichen meines Lebens nicht selten das Gefühl, dass mir alles ein wenig entgleitet, nichts mehr so richtig sein Weg nehmen will so wie es sollte und ich vor allem scheinbar dazu tendiere zu zerbrechen was meine Hand berührt. Natürlich ist mir klar, dass solche Phasen jeder hat, jeder unterschiedlich damit umgeht, und sie vor allem auch wieder vorbei gehen, und doch war mir, wie das dann nun mal so ist, als gäbe es nur noch Grauschattierungen. Was mir fehlte waren leutende Farben, ein wenig Sonne und das Vertrauen darauf, dass es zwangsläufig wieder besser werden muss, irgendwann, das nichts immer nur nach unten laufen kann. Wenn ich es mir recht überlege, war es vielleicht nicht das Vertrauen darauf das fehlte, sondern vielmehr der Atem es durchzuhalten. Es schien kein Ende in Sicht und nicht selten war mir wie früher beim Schwimmen, wenn man sich in Bezug auf die verwertbare Luft in der Lunge und die ertauchte Wassertiefe verschätzt hatte und das Wasser über dem Kopf kein Ende zu nehmen scheint, während die angehaltene Atemluft das eindeutige Ende ihrer Zusammenarbeit verkündet.
Die Hilflosigkeit ist im Leben kaum eine andere als im Schwimmbecken beim Ringe ertauchen und genauso wie bei letzterem ist in ersterem urplötzlich alles wieder gut, oder zumindest auf dem Weg dahin. Die Lunge tut noch ein wenig weh und vor den Augen tanzen noch ein paar Sternchen, aber spätestens in dem Moment in dem man den eroberten roten Gummiring hocherhobenen Armes über den Kopf streckt und triumphiert, dass man geschafft hat, woran man die drei vorangegangenen Stunden jeweils kläglich gescheitert ist, weil einem das wasser zu tief erschien, ist alles wieder gut. Vergessen die Hilflosigkeit, die Dunkelheit und die Angst, was einzig zählt ist, sich selbst überwunden zu haben und damit einen Schritt weitergekommen zu sein. Einen Schritt aus dem Schatten in die Sonne. Ein errungener Sieg, der einem nicht mehr genommen werden kann, ein Stückchen Größe, dass man sich selbst erkämpft hat und liegt nicht genau darin der Süßeste aller Siege, im Triumph über sich selbst?
Ich bin einen Weg gegangen, der sich in mancherlei Hinsicht als der Falsche für mich entpuppt hat, bin einem Pfad gefolgt, der langfristig mehr Dunkelheit und Schmerzen als Sonnenschein bedeutete, trotz vieler Warnungen und wohlgemeinter Ratschläge. Aber Erfahrungen muss man eben immer noch allein machen, keiner, und will er es auch noch so sehr, kann sie einem abnehmen, die Schultern erleichtern und die Last für uns tragen. Und um einige Erfahrungen bin ich reicher, ich kann nicht sagen, dass ich schon von allen wüßte, wo ich sie einzuordnen habe, und mache haben tiefe Wunden geschlagen, aber gelernt habe ich eines: Egal wie Dunkel der Weg ist, und auch wenn ich vielleicht gezwungen bin, ihn ab einem gewissen Punkt allein zu gehen, am Ende stehenunverrückbar Menschen die mich lieben, so wie ich bin, mit allen Kanten und Ecken und manche sogar wegen dieser Kanten und Ecken. Menschen auf die ich mich verlassen kann und die keine Notwendigkeit darin sehen sich für etwas oder jemanden auszugeben, der oder das sie nicht sind.
Dank Euch.
Die Hilflosigkeit ist im Leben kaum eine andere als im Schwimmbecken beim Ringe ertauchen und genauso wie bei letzterem ist in ersterem urplötzlich alles wieder gut, oder zumindest auf dem Weg dahin. Die Lunge tut noch ein wenig weh und vor den Augen tanzen noch ein paar Sternchen, aber spätestens in dem Moment in dem man den eroberten roten Gummiring hocherhobenen Armes über den Kopf streckt und triumphiert, dass man geschafft hat, woran man die drei vorangegangenen Stunden jeweils kläglich gescheitert ist, weil einem das wasser zu tief erschien, ist alles wieder gut. Vergessen die Hilflosigkeit, die Dunkelheit und die Angst, was einzig zählt ist, sich selbst überwunden zu haben und damit einen Schritt weitergekommen zu sein. Einen Schritt aus dem Schatten in die Sonne. Ein errungener Sieg, der einem nicht mehr genommen werden kann, ein Stückchen Größe, dass man sich selbst erkämpft hat und liegt nicht genau darin der Süßeste aller Siege, im Triumph über sich selbst?
Ich bin einen Weg gegangen, der sich in mancherlei Hinsicht als der Falsche für mich entpuppt hat, bin einem Pfad gefolgt, der langfristig mehr Dunkelheit und Schmerzen als Sonnenschein bedeutete, trotz vieler Warnungen und wohlgemeinter Ratschläge. Aber Erfahrungen muss man eben immer noch allein machen, keiner, und will er es auch noch so sehr, kann sie einem abnehmen, die Schultern erleichtern und die Last für uns tragen. Und um einige Erfahrungen bin ich reicher, ich kann nicht sagen, dass ich schon von allen wüßte, wo ich sie einzuordnen habe, und mache haben tiefe Wunden geschlagen, aber gelernt habe ich eines: Egal wie Dunkel der Weg ist, und auch wenn ich vielleicht gezwungen bin, ihn ab einem gewissen Punkt allein zu gehen, am Ende stehenunverrückbar Menschen die mich lieben, so wie ich bin, mit allen Kanten und Ecken und manche sogar wegen dieser Kanten und Ecken. Menschen auf die ich mich verlassen kann und die keine Notwendigkeit darin sehen sich für etwas oder jemanden auszugeben, der oder das sie nicht sind.
Dank Euch.
... in diesem unglaublichen Buch, das grade, wie ich zu meiner Schande gestehen muss immer noch, auf meinem Nachtisch liegt und darauf wartet endlich ausgelesen zu werden - und langsam wird es wirklich peinlich, denn wir reden hier von 236 Seiten, von welchen die bislang von mir gelesenen 116 so überwältigend sind, dass man meinen sollte, dass ich den Rest einfach so verschlinge, doch nichtsdestotrotz gehe ich jetzt in die, ich glaube, 5. Woche und komme nicht voran. Manchmal fehlt die Zeit, manchmal die Ruhe und manchmal einfach der richtige Zeitpunkt, denn unzweifelhaft ist es nichts was zwischen Tür und Angel gelesen werden will – also in diesem unglaublichen Buch, bin ich über einen Satz gestolpert, der mich jetzt seit Tagen beschäftigt und der seine Schönheit mit jedem Tag ein wenig mehr entfaltet, nicht zuletzt, weil mir aufgeht, dass ich mich glücklich schätzen kann, einige Erinnerungen zu haben, die in dem Moment als sie noch Gegenwart und nicht Vergangenheit waren, ihrer Natur nach für mich so überwältigend waren, dass sie nicht treffender beschrieben werden könnten als mit diesen von Auster zitierten Worten Wallace Stevens´*:
„Angesichts außerordentlicher Wirklichkeit nimmt das Bewusstsein den Platz der Phantasie ein.“
Wenn ich es recht überlege bin ich genau das jetzt, glücklich, einfach nur glücklich darüber, dass es nach jedem Ab ein Auf gibt, darüber, dass Siegen keine schönere Farbe kennt als nasses Grün, glücklich über das Leben und glücklich darüber, dass es zumindest immer wieder Momente gibt, in denen ich in der Lage bin die Momente eines mitunter unbefriedigenden Alltags als das zu sehen was sie wirklich sind, Momente, Bestandteile des Lebens, des Alltags, aber nicht das Leben selbst.
Wie traurig es doch eigentlich ist, dass man eine der wichtigsten Eigenschaften der Kindheit als erste hinter sich lässt, die Fähigkeit, sich dessen zu freuen, was das Leben lebenswert macht, das Auge für die kleinen Dingen, die eben nicht die Dekoration sondern vielmehr die Essenz des Lebens sind, und wie traurig, dass man statt dessen dazu übergeht immer alles sorgfältig abwägen zu wollen, vermeintlich erwachsen zu handeln, nichts ohne Netz und doppelten Boden zu machen.
Sicherlich erspart mir die Tatsache, dass ich heute weiß, was passiert, wenn ich bei voller Fahrt den Lenker meines Rades einschlage einige schmerzhafte Blessuren und vielleicht auch einige ernstere Schäden, aber wenn ich ehrlich bin, hat Radfahren weitaus mehr Spaß gemacht, als ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Und ist das nicht bei allen Dingen im Leben so? Vernunft und Erfahrung sind sicherlich nicht zu unterschätzende Ratgeber in mancherlei Lebenslage, aber kann es nicht sein, dass eine der größten Aufgaben die wir zu bewältigen haben darin besteht zu lernen wann es unvernünftig ist vernünftig zu handeln?
Denn wenn ich es recht überlege und einige der Momente Revue passieren lasse, die ich heute mit Stevens` Worte beschreiben würde, ging kaum einem von ihnen eine sorgfältige Planung oder die Abwägung vernünftiger Argumente voraus. Ganz im Gegenteil, meist hab ich gegen jede Vernunft einfach den Lenker eingeschlagen und bin im hohen Bogen ins Geschehen geflogen. Mir scheint vielmehr, als wäre ich den letzten Jahren ein wenig zu ernst und zu vorsichtig geworden. Und wenn ich es mir noch rechter überlege, will ich noch vielmehr solcher Momente erleben und daher fasse ich heute, am Tag der kalten Sophie ein paar zwingend umzusetzende Vorsätze, von denen einer unbedingt heißen muss: Zieh Dir endlich wieder den Stock aus dem Po!
*Wallace Stevens: Opus Posthumous 1989
„Angesichts außerordentlicher Wirklichkeit nimmt das Bewusstsein den Platz der Phantasie ein.“
Wenn ich es recht überlege bin ich genau das jetzt, glücklich, einfach nur glücklich darüber, dass es nach jedem Ab ein Auf gibt, darüber, dass Siegen keine schönere Farbe kennt als nasses Grün, glücklich über das Leben und glücklich darüber, dass es zumindest immer wieder Momente gibt, in denen ich in der Lage bin die Momente eines mitunter unbefriedigenden Alltags als das zu sehen was sie wirklich sind, Momente, Bestandteile des Lebens, des Alltags, aber nicht das Leben selbst.
Wie traurig es doch eigentlich ist, dass man eine der wichtigsten Eigenschaften der Kindheit als erste hinter sich lässt, die Fähigkeit, sich dessen zu freuen, was das Leben lebenswert macht, das Auge für die kleinen Dingen, die eben nicht die Dekoration sondern vielmehr die Essenz des Lebens sind, und wie traurig, dass man statt dessen dazu übergeht immer alles sorgfältig abwägen zu wollen, vermeintlich erwachsen zu handeln, nichts ohne Netz und doppelten Boden zu machen.
Sicherlich erspart mir die Tatsache, dass ich heute weiß, was passiert, wenn ich bei voller Fahrt den Lenker meines Rades einschlage einige schmerzhafte Blessuren und vielleicht auch einige ernstere Schäden, aber wenn ich ehrlich bin, hat Radfahren weitaus mehr Spaß gemacht, als ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Und ist das nicht bei allen Dingen im Leben so? Vernunft und Erfahrung sind sicherlich nicht zu unterschätzende Ratgeber in mancherlei Lebenslage, aber kann es nicht sein, dass eine der größten Aufgaben die wir zu bewältigen haben darin besteht zu lernen wann es unvernünftig ist vernünftig zu handeln?
Denn wenn ich es recht überlege und einige der Momente Revue passieren lasse, die ich heute mit Stevens` Worte beschreiben würde, ging kaum einem von ihnen eine sorgfältige Planung oder die Abwägung vernünftiger Argumente voraus. Ganz im Gegenteil, meist hab ich gegen jede Vernunft einfach den Lenker eingeschlagen und bin im hohen Bogen ins Geschehen geflogen. Mir scheint vielmehr, als wäre ich den letzten Jahren ein wenig zu ernst und zu vorsichtig geworden. Und wenn ich es mir noch rechter überlege, will ich noch vielmehr solcher Momente erleben und daher fasse ich heute, am Tag der kalten Sophie ein paar zwingend umzusetzende Vorsätze, von denen einer unbedingt heißen muss: Zieh Dir endlich wieder den Stock aus dem Po!
*Wallace Stevens: Opus Posthumous 1989
Kann es sein, dass immer die Menschen, die als die „Große Liebe“ bezeichnet werden von ihren Liebenden am stärksten verletzt werden. Kann es sein, dass dieser ‚Status’ in Wirklichkeit zu ihrem Damoklesschwert wird? Das aus dem Wunsch mit der „Großen Liebe“ alt zu werden, naturgemäß ein so überhöhtes Anspruchsdenken gegenüber der eigenen Person entsteht, dass es zwangsläufig irgendwann Verletzungen und Enttäuschungen regnet? Kann es sein, dass nur Menschen, die unverrückbar fest auf ihren Füßen stehen und in ihren Herzen ruhen, die Begegnung und Segnung der „Großen Liebe“ schadlos erleben und aus diesem Erleben in das „Große Glück“ marschieren? Und kann es ebenso sein, dass das bedeutet, dass alle anderen zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sind?
13.03.2005
Egal was ich sage,
egal wie nüchtern oder neutral es in meinem Kopf zu sein scheint,
egal wie harmlos sich der damit verbundene Gedanke anfühlt,
egal wie ehrlich interessiert die Frage dahinter ist,
verlässt es meinen Mund hat es die unangenehme Form und den bitteren Klang und Beigeschmack des Vorwurfs,
und jedes Mal registriere ich erstaunt, dass ich noch viel verletzter sein muss,
als ich selber zu spüren vermag.
Egal was ich sage,
egal wie nüchtern oder neutral es in meinem Kopf zu sein scheint,
egal wie harmlos sich der damit verbundene Gedanke anfühlt,
egal wie ehrlich interessiert die Frage dahinter ist,
verlässt es meinen Mund hat es die unangenehme Form und den bitteren Klang und Beigeschmack des Vorwurfs,
und jedes Mal registriere ich erstaunt, dass ich noch viel verletzter sein muss,
als ich selber zu spüren vermag.
das erste Stückchen Wassermelone diesen Jahres, in seiner Konsistenz zwar noch ein wenig labrig aber durchaus schmackhaft, vermittelt ein erstaunlich subtiles Gefühl von Sommer, Sonne, Wärme und diesem weichen Duft, den ein sommerlicher Lufthauch einem morgens durch die frisch geöffneten Fenster ins Gesicht bläst. Schmeckt unleugbar nach mehr und irritiert mich maßlos in Anbetracht der Tatsache, dass mich ein Blick aus dem Fenster schneeblinb macht und ich hier in meinen dicken Schal und einen dicken Pulli gemummelt mit kalten Fingern und klammen Füßen am Rechner sitze.
Wenn die Dinge auseinanderbrechen, besteht die größte Gefahr wohl darin,
dass man aus den Augen verliert, was gut, wertvoll oder einzigartig war, dass die durch Verletzungen erlittenen Schmerzen in den Vordergrund treten, drohen einen zu ersticken und die Sicht auf das nehmen, was da gut und wichtig ist.
Dem Standzuhalten scheint so manches Mal mehr als man mit dem kläglichen Resten der eigenen Kraft noch bewerkstelligen kann. Nachzugeben hieße aufzugeben und alles unwiderbringlich zu verlieren.
dass man aus den Augen verliert, was gut, wertvoll oder einzigartig war, dass die durch Verletzungen erlittenen Schmerzen in den Vordergrund treten, drohen einen zu ersticken und die Sicht auf das nehmen, was da gut und wichtig ist.
Dem Standzuhalten scheint so manches Mal mehr als man mit dem kläglichen Resten der eigenen Kraft noch bewerkstelligen kann. Nachzugeben hieße aufzugeben und alles unwiderbringlich zu verlieren.
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Der Tag ist gerettet!
Edit:
Mittwoch wird der Vertrag unterschrieben, dann folgen Bilder!
Der Tag ist gerettet!
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Mittwoch wird der Vertrag unterschrieben, dann folgen Bilder!