Nachdem ich mich jetzt für die Nahrungsaufnahme entschieden und diese auch erfolgreich hinter mich gebracht habe, muss ich feststellen, dass es nur gut ist, dass man nicht immer gleich so aussieht wie man sich fühlt. Wäre dem so, bräuchte ich zum sitzen grade für jede Pobacke einen Stuhl und könnte meine Arme im rechten Winkel auf meinem Hüftgold ablegen.

Wir werden hier recht gut verpflegt. Es gibt immer eine große Obstschüssel mit Bananen, Äpfel, Birnen und anderen heimischen Obstsorten, die uns den Tag ein wenig versüßen sollen. Hinzu kommen allmorgendlich mehrere Platten mit geschnittener Rohkost: Möhren, Paprika, Radieschen... eigentlich alles was das Herz derer begehrt, die den ganzen Tag im Sitzen arbeiten, stumpf auf einen Monitor starren und die alternativ bestenfalls dazu in der Lage währen sich mit Schokolade vollzustopfen um den eigenen Hintern der Sitzfläche des Stuhles anzupassen. Soweit also eigentlich so gut. Weniger gut ist, dass diese kleinen Appetit- und Erfrischungshappen hin und wieder dazu tendieren hinter ihrem unschuldigen Äußeren eine geschmackliche Perversität ohne Gleichen zu verstecken. So sah ich mich heute morgen mit einer unschuldig gelb strahlenden Banane konfrontiert, die meinen, durch ein äußerst unzureichendes Frühstück ausgelösten überhand nehmenden Hunger stillen sollte und welche mich nichts ahnendes Landei kaltblütig in einen die Geschmacksnerven abtötenden Abgrund warf. Seifiges nach Moder und Fäulnis schmeckendes Fruchtfleisch ließ mich in Sekundenschnelle meine guten Marnieren vergessen und führte unweigerlich dazu, dass ich das genussvoll abgebissene Stück Frucht im hohen Bogen in meine Handfläche spuckte. Jetzt, mehre Liter Wasser, ein Fischermans und einen Kinderriegel später, sitze ich hier und starre nervös auf einen hübschen rotwangigen Pfirsich, vergehe fast vor Hunger und traue mich nicht zu zu beißen, meine Zähne in das saftige Fruchtfleisch zu graben und mit einem genußvollen seufzen den Retter meines Zuckerspiegels in meinen Magen gleiten zu lassen. Denn wer kann mir letztendlich garantieren, dass dieses fleischgewordene Stück Genuss nicht ähnliche Gräuel für mich bereithält wie ihre Vorgängerin? Wie kann ich mich jemals wieder so unschuldig und naiv mit genießersich geschlossenen Augen in die Verlockungen des (frucht)fleischlichen Genusses stürzen ohne mich der Gefahr auszusetzen im Schlund von Fäulnis und Verderben zu landen? Werde ich kläglich verhungern, oder mich der Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme beugen und das Risiko eingehen? Und ist es denn in allen Bereichen des Lebens ewiglich das gleiche leidige Spiel? Werden wir jemals wieder genießen wie in Kindertagen, in denen ein liebevoller Blick von Mutter jede noch so reißende Wunde zu schließen vermochte?

 

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