Nach dem gestrigen Tag und einer, dank einer stark alkoholisierten und daher laut schnarchenden Zimmernachbarin, eher mittelprächtigen Nacht, war ich heute guten Mutes dem Tag und meinem Urlaub, frei nach dem Motto „Es kann nur besser werden“ eine Chance zu geben und die dicken Regenwolken mit einem Lächeln zu begrüßen.

Meine Reiseplanung führt mich heute über Glasgow nach Arden, in der Nähe von Balloch am Loch Lomond, da erwartet mich ein Zimmer in einem wunderschönen alten Landhaus, mit Erkern und Bleiglasscheiben und allem was das kleine Mädchen in mir mit romantischem Ambiente verbindet. Ok, hinkommen sollte ich mit dem Bus, das Internet informierte mich, dass der direkt vor der Jugendherberge, also etwa 150 m entfernt, am Haymarket abfahren sollte, die Dame an der Rezeption sagte, „nein, nein, der fährt ab St. Andrews Square, da müssen sie erst mal durch die halbe Stadt.“ Gesagt getan, mein Rucksack wiegt ja eigentlich nichts (incl. Laptop Tasche und allem drum und dran 26 kg wie ich zurück zu Hause feststellen durfte) und ich hab jetzt die Muckis von Arni ;) Der nette Mann am Busbahnhof sagte mir dann, „Kein Problem, fahren sie bis Glasgow, steigen sie da dann um nach Balloch und von da nehmen sie den local Bus zur Jugendherberge.“ „Hört sich doch gut an“, dachte ich. Fahren sie bis Balloch hieß aber, der Busfahrer schmeißt mich irgendwo in the middle of nowhere aus dem Bus, sagt: “Näher kommen sie mit mir an Balloch nicht ran, winken sie mal dem nächsten Local Bus, der wird sie schon mitnehmen.“ (Standort irgendeine Schnellstrasse in Schottland im strömenden Regen) „Der kommt innerhalb der nächsten 20 Minuten, bestimmt“, aufmunterndes Lächeln, schnaufen, „Ui, ihr Rucksack ist aber schwer“ Tatsache, ist er, wenn das jemand weiß, dann ich. In meinen Gedanken ertönt das Geräusch, das alten Ally-Fans wohlvertraut ist, der Container quietscht und Mann wird mit Schwung entsorgt.
Fakt ist, es regnete immer mehr und von einem Bus nichts zu sehen, leider auch kein echter Fußweg vorhanden auf dem ich selbst mein Glück hätte versuchen können. Auf der Straßenseite gegenüber sehe ich eine weitere Notfallbucht und etwas das wie ein Schild aussieht, also in einem halsbrecherischen Manöver die Seite wechseln, und auf dem Schild nach dem „Sie befinden sich hier“ Pfeil suchen, der ist schnell gefunden, leider auch das zweite Schild daneben, auf dem ein weiterer Pfeil prangt, leider an einer ganz anderen Stelle, ich bin also soweit wie vorher.
Nach einem verzweifelten Telefonat mit Herrn Shhhh und dem Wunsch evtl. doch mit Herrn Ferromonte zu tauschen, falls Scottie bereit ist sich einzuschalten, hält ein deutscher Wohnwagen neben mir, fegt mich in den Wohnraum und liefert mich bei der Jugendherberge ab, die ironischerweise auch nur etwa 1 Meile weiter an der gleichen Strasse lag, genau die Richtung in die mein Bus etwa eine Stunde früher verschwunden ist, vorher keine Möglichkeit abzubiegen, diese Sack von einem Busfahrer hätte mich einfach nur 1,5 km weiter mitnehmen müssen und ich wäre da gewesen (was die Busfahrer angeht also alles wie zu Hause hier). Na ja, so oder so, Glück gehabt. Andererseits, ich bin Provinzial versichert, vielleicht ist an dieser dusseligen Schutzengel-Werbung ja doch was dran, „immer da, immer nah“

Wie dem auch sei, um das ganze jetzt rund zu machen, die Jugendherberge macht den Rest dieses Tages wieder wett, ein Traum, den ich gerne weiter empfehle, die Bilder im Internet konnten ihr nicht annähernd gerecht werden. Im Moment sitze ich in einem dicken kuscheligen Sessel im Kaminzimmer und lasse es mir gut gehen, hinter dem Haus ein kleiner Park mit einem angrenzenden Mini-Urwald, vorne raus noch mehr Park mit den unvermeidlichen Schafen. Haushohe blühende Rhododendren-Büsche, Narzissenfelder wo man hinschaut, wilde Fasane, so was ähnliches wie Eichhörnchen nur größer, zahmer und grauer.... Friede in Tüten ;) und fast keine kleinen Kinder! Darüber hinaus, mal recherchieren, hier gibt’s doch bestimmt einen Geist, ich mein ich bin in Schottland, so was ist doch hier im Prinzip im Preis inbegriffen.

Jetzt allerdings, leg ich die Füße hoch und lese mein Buch, am Kamin, ganz feudal mit meinen heiß geliebten Salt and Vinegar Chips. Himmel ich bin im Paradies.
 

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