Es muss ein wahrer Festtag für ihn sein, für ihn, den selbsterklärten Ritter der Gerechtigkeit unseres Studienganges, der für mich eher den Anschein eines Fürsten der Siegener Finsternis hat. Dieser Tag, an dem per Gesetzesbeschluss die letzten Hürden für jene aufgebaut wurden, die aufgrund eines schwachen sozialen und finanziellen Hintergrundes, aufgrund von Eltern die die Ernsthaftigkeit oder auch die Dringlichkeit des Studienwunschs ihres Sprößlings in Zweifel ziehen und daher auf eine Ausbildung setzen oder solche, die sich einfach schwer tun Geld anzunehmen, für das sie nicht selbst gearbeitet haben. Für solche wie mich.
Als ich, damals, vor etwa 6,5 Jahren, angefangen habe hier zu studieren, wußte ich, dass es nicht leicht werden würde. Ich hatte kein Ansprüch auf BaföG, da mein Erzeuger, es vorgezogen hat, seine Alimente lieber nicht zu zahlen und die Kohle stattdessen zu versaufen, so dass ich gleich doppelt und dreifach gestraft (kein erwähnenswerter Vater und immer zu wenig Geld an den Ecken an denen es am Nötigsten fehlte) den Bescheid bekam, dass ich kein BaföG bekomme, da mein Vater mir ja noch einige Tausend DM Alimente schulde, die wie mein Barvermögen angerechnet werden. Meine Mutter hätte ihr letztes Hemd hergegeben, wenn ich sie gelassen hätte, aber wer würde das annehmen, angesichts der Tatsache, dass es dort nach wie vor am Nötigsten mangelte?! Mein Vater, naja, siehe oben, mein Stiefvater, hat mit der Sache zum einen grob gesagt nichts zu tun und nagt darüber hinaus aber auch noch am gleichen gebutterten Hungertuch wie meine Mutter. Ich wußte also von vorherein, dass es länger dauern würde, ich nebenher reichlich arbeiten muss und ich darüberhinaus mehr leisten muss als andere, da ich aufgrund der Tatsache, dass ich als ehemalige Hauptschülerin mit einem fachgebundenen Abitur einen Großteil dessen, was andere auf dem Gymnasium lernen, selbst nahholen mußte. Aber das war mir egal, ich wollte studieren, wollte mir und der Welt (meiner kleinen zumindest) beweisen, dass ich das kann, das ich es schaffe, koste es was es wolle. Heute 6,5 Jahre später schreibe ich meine Diplomarbeit, schaue auf ein etwas zu langes, aber trotzdem schönes Studium zurück, auf unzählige Jobs, auf viele Menschen, die mit diesen Jobs gekommen und gegangen sind, auf eine Lebenserfahrung, die hart erkämpft und doch freudig begüßt mit jedem Job, mit jedem Monat an dem am Ende des Geldes noch zuviele Tage übrig waren, so dass ich nichts anderes mehr hatte als Pfefferminztee und Brot mit Ketchup und Currypulver (geht alles!) , mit jedem Moment angewachsen ist, wie es wahrscheinlich nicht passiert wäre, hätte ich nach der Ausbildung die Segel gestrichen und wäre ich dort in meinem Trott kleben geblieben. Es war der einzig richtige Weg für mich, für meine Selbstachtung und den Drang danach zu lernen, zu erfahren, aufzusaugen was geboten werden kann, um für mich zu entdecken wohin ich will, wohin ich gehöre, wo meine Stärken sind, wo meine Schwächen und wo meine Grenzen.
Und doch gab es einen Moment, in dem ich fast alles was ich so begehrlich ersehnt habe aufgegeben hätte, wo ich fast verzichtet hätte und wieder zurück gegangen wäre in mein Kämmerlein ohne die Tür einen Stubs weiter aufzustoßen um zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Ich komme aus einer sehr kleinen Familie, die eigentlich nur noch aus meiner Mutter und mit besteht, bereichert um jene, die ich im Laufe derzeit zu einem Teil davon werden lassen habe. Aus einer Familie, die nie große Sprünge gemacht hat, alle waren Arbeiter, einfach Menschen mit ehrlichen Tätigkeiten, bei denen man sich die Hände und das Kreuz kaputt macht. Menschen mit großen Herzen und meist mehr Tatkraft als Liebesbezichtigungen. Alles andere als vergeistigt, manchmal einfach, aber eben echte Menschen, solche auf die man sich verlassen kann. Und auch wenn ich mehr als das wollte, bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass ich ernsthaft weniger Wert sein könnte als andere, oder man mich wenigstens so anschauen könnte. Der Moment in dem mir das bewußt gemacht wurde, war der als ich vor dem ersten Menschen stand, den ich "mein Prof" nennen durfte. Ein Mensch, von dem ich erwartet habe, dass er mir all das beibringt, was ich gerne wissen wollte, und darüber hinaus noch wichtiger, auch all das von dem ich gar nicht wußte, dass ich es wissen wollen könnte. Dieser Mensch hat mich bei einer kleinen Unterredung in seinem Büro in den ersten Wochen meines Studiums darauf aufmerksam gemacht, dass er "solche wie mich" hier eigentlich gar nicht haben will, dass wir "schlecht fürs Image" sind und "das Niveau des Studiengangs eklatant nach unten ziehen", dass ich doch "lieber gleich aufgeben" solle, da ich doch "kaum ernsthaft erwarten" könne, dass ich hier jemals meinen Abschluss machen würde.
Mit vielem habe ich gerechnet, doch nie damit, nicht damit, dass jemand kommen könnte und versuchen könnte mir klar zu machen, ich sei es nicht wert zu studieren, beigebracht zu bekommen, was ich wissen wollte. Das jemand hingeht und mir, die ich aus purem Idealismus und Wissensdurst studieren wollte, sagen könnte, ich sei weniger Wert als jene, die von ihren Eltern gesponsert studieren, einfach nur, weil man es so macht und weil man dann ja noch nicht arbeiten muss. Und ausgerechtnet er, hat jetzt gesetzlich Brief und Siegel darauf bekommen, dass seine Sichtweise die richtige ist. Denn dieses Urteil ist das Aus für solche wie mich. Studiendarlehen hin oder her, wer will schon gerne Schulden machen, an denen er den Rest seines Lebens zahlt? Ganz ohne geht es sowieso nicht, aber mehr als nötig sollten es nicht werden. Und 500 Euro jedes Semester? Klar, von einer Denke wie der von Clement ausgehend, ist das nicht die Welt, wie sagte er noch so schön in einem Interview mit Radio Siegen, "Wer jedes Wochenende 100 Euro in die Kneipe tragen kann, der kann auch die paar Euro Studiengebühr zahlen". Richtig, der der das kann, aber der der jedes Wochenende hinter der Theke steht und jene bedient, die ihre Hunderter in Cocktails investieren, der kann das nicht, der kann dann nur noch eines:
Seinen Traum aufgeben!
Als ich, damals, vor etwa 6,5 Jahren, angefangen habe hier zu studieren, wußte ich, dass es nicht leicht werden würde. Ich hatte kein Ansprüch auf BaföG, da mein Erzeuger, es vorgezogen hat, seine Alimente lieber nicht zu zahlen und die Kohle stattdessen zu versaufen, so dass ich gleich doppelt und dreifach gestraft (kein erwähnenswerter Vater und immer zu wenig Geld an den Ecken an denen es am Nötigsten fehlte) den Bescheid bekam, dass ich kein BaföG bekomme, da mein Vater mir ja noch einige Tausend DM Alimente schulde, die wie mein Barvermögen angerechnet werden. Meine Mutter hätte ihr letztes Hemd hergegeben, wenn ich sie gelassen hätte, aber wer würde das annehmen, angesichts der Tatsache, dass es dort nach wie vor am Nötigsten mangelte?! Mein Vater, naja, siehe oben, mein Stiefvater, hat mit der Sache zum einen grob gesagt nichts zu tun und nagt darüber hinaus aber auch noch am gleichen gebutterten Hungertuch wie meine Mutter. Ich wußte also von vorherein, dass es länger dauern würde, ich nebenher reichlich arbeiten muss und ich darüberhinaus mehr leisten muss als andere, da ich aufgrund der Tatsache, dass ich als ehemalige Hauptschülerin mit einem fachgebundenen Abitur einen Großteil dessen, was andere auf dem Gymnasium lernen, selbst nahholen mußte. Aber das war mir egal, ich wollte studieren, wollte mir und der Welt (meiner kleinen zumindest) beweisen, dass ich das kann, das ich es schaffe, koste es was es wolle. Heute 6,5 Jahre später schreibe ich meine Diplomarbeit, schaue auf ein etwas zu langes, aber trotzdem schönes Studium zurück, auf unzählige Jobs, auf viele Menschen, die mit diesen Jobs gekommen und gegangen sind, auf eine Lebenserfahrung, die hart erkämpft und doch freudig begüßt mit jedem Job, mit jedem Monat an dem am Ende des Geldes noch zuviele Tage übrig waren, so dass ich nichts anderes mehr hatte als Pfefferminztee und Brot mit Ketchup und Currypulver (geht alles!) , mit jedem Moment angewachsen ist, wie es wahrscheinlich nicht passiert wäre, hätte ich nach der Ausbildung die Segel gestrichen und wäre ich dort in meinem Trott kleben geblieben. Es war der einzig richtige Weg für mich, für meine Selbstachtung und den Drang danach zu lernen, zu erfahren, aufzusaugen was geboten werden kann, um für mich zu entdecken wohin ich will, wohin ich gehöre, wo meine Stärken sind, wo meine Schwächen und wo meine Grenzen.
Und doch gab es einen Moment, in dem ich fast alles was ich so begehrlich ersehnt habe aufgegeben hätte, wo ich fast verzichtet hätte und wieder zurück gegangen wäre in mein Kämmerlein ohne die Tür einen Stubs weiter aufzustoßen um zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Ich komme aus einer sehr kleinen Familie, die eigentlich nur noch aus meiner Mutter und mit besteht, bereichert um jene, die ich im Laufe derzeit zu einem Teil davon werden lassen habe. Aus einer Familie, die nie große Sprünge gemacht hat, alle waren Arbeiter, einfach Menschen mit ehrlichen Tätigkeiten, bei denen man sich die Hände und das Kreuz kaputt macht. Menschen mit großen Herzen und meist mehr Tatkraft als Liebesbezichtigungen. Alles andere als vergeistigt, manchmal einfach, aber eben echte Menschen, solche auf die man sich verlassen kann. Und auch wenn ich mehr als das wollte, bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass ich ernsthaft weniger Wert sein könnte als andere, oder man mich wenigstens so anschauen könnte. Der Moment in dem mir das bewußt gemacht wurde, war der als ich vor dem ersten Menschen stand, den ich "mein Prof" nennen durfte. Ein Mensch, von dem ich erwartet habe, dass er mir all das beibringt, was ich gerne wissen wollte, und darüber hinaus noch wichtiger, auch all das von dem ich gar nicht wußte, dass ich es wissen wollen könnte. Dieser Mensch hat mich bei einer kleinen Unterredung in seinem Büro in den ersten Wochen meines Studiums darauf aufmerksam gemacht, dass er "solche wie mich" hier eigentlich gar nicht haben will, dass wir "schlecht fürs Image" sind und "das Niveau des Studiengangs eklatant nach unten ziehen", dass ich doch "lieber gleich aufgeben" solle, da ich doch "kaum ernsthaft erwarten" könne, dass ich hier jemals meinen Abschluss machen würde.
Mit vielem habe ich gerechnet, doch nie damit, nicht damit, dass jemand kommen könnte und versuchen könnte mir klar zu machen, ich sei es nicht wert zu studieren, beigebracht zu bekommen, was ich wissen wollte. Das jemand hingeht und mir, die ich aus purem Idealismus und Wissensdurst studieren wollte, sagen könnte, ich sei weniger Wert als jene, die von ihren Eltern gesponsert studieren, einfach nur, weil man es so macht und weil man dann ja noch nicht arbeiten muss. Und ausgerechtnet er, hat jetzt gesetzlich Brief und Siegel darauf bekommen, dass seine Sichtweise die richtige ist. Denn dieses Urteil ist das Aus für solche wie mich. Studiendarlehen hin oder her, wer will schon gerne Schulden machen, an denen er den Rest seines Lebens zahlt? Ganz ohne geht es sowieso nicht, aber mehr als nötig sollten es nicht werden. Und 500 Euro jedes Semester? Klar, von einer Denke wie der von Clement ausgehend, ist das nicht die Welt, wie sagte er noch so schön in einem Interview mit Radio Siegen, "Wer jedes Wochenende 100 Euro in die Kneipe tragen kann, der kann auch die paar Euro Studiengebühr zahlen". Richtig, der der das kann, aber der der jedes Wochenende hinter der Theke steht und jene bedient, die ihre Hunderter in Cocktails investieren, der kann das nicht, der kann dann nur noch eines:
Seinen Traum aufgeben!
Eriador - am Mittwoch, 26. Januar 2005, 15:11
jazz_und_mehr meinte am 26. Jan, 15:25:
Willkommen in der 2-Klassen-Gesellschaft.
Auch ich kann angesichts dieser Meldungen gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte. Mir ging es ganz ähnlich wie dir, habe ich auch während meines gesamten Studiums arbeiten müssen (oder dürfen, denn es war zumeist auch eine Bereicherung) und habe angesichts der nicht mehr durchzuhaltenden Belastung zum Schluss an die Fernuni gewechselt, da ich von 20 Std Arbeit pro Woche nicht mehr leben konnte.Wie man angesichts dieser Doppebelastung und der an deutschen Uni herrschenden Studienbedingungen innerhalb einer Regelstudienzeit fertig werden sollte, hat mir bisher niemand befriedigend beantworten können. Bei den nun anstehenden Belastungen wäre ich wohl auch ewiger Bankfuzzi geblieben *grusel*
Eriador antwortete am 26. Jan, 15:35:
ja, so ist das wohl, wer Elite Unis haben will, muss wohl auch Opfer bringen. Fragt sich nur auf wessen Kosten. Es ist immer leichter die Opfer anderen abzuverlangen als sie selbst zu bringen.
jazz_und_mehr antwortete am 26. Jan, 16:29:
Traurig
bin ich vor allem, weil mein absoluter Lieblingspolitiker, Oswald Metzger, heute folgende Stellungnahme zu dem Thema abgegeben hat (via dpa newsaktuell):-------------------
Oswald Metzger: "Studiengebühren schaffen Chancengleichheit" / Kritik an SPD-Bundesländern - Nach Anlaufphase völlige Freigabe der Gebühren
26.01.2005 - 12:07 Uhr, Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft
Karlruhe / Köln (ots) - Die heutige Entscheidung des Karlsruher
Bundesverfassungsgerichts (BVG), das Studiengebühren-Verbot für das
Erststudium aufzuheben, hat Oswald Metzger, früherer Haushaltsexperte
der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Kuratoriumsmitglied
der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, "mit großer
Zufriedenheit" aufgenommen.
In einem Interview auf dem Webportal www.chancenfueralle.de
erklärte Metzger, das Urteil eröffne die Möglichkeit zu mehr
Chancengleichheit. Wörtlich erklärte er: "Diese Gebühren sind ein
Schlüssel dazu, unsere Hochschulen langfristig in die Weltspitze
zurückzubringen. Zudem können sie auch Chancengleichheit im
internationalen Bildungswettbewerb mit anderen Industrieländern
schaffen. Denn nur durch zusätzliche Einnahmen der deutschen
Universitäten - Experten schätzen bundesweit: ca. 1,4 Milliarden Euro
im Jahr - haben unsere Hochschulen die Chance, qualitativ wieder
Topniveau zu bieten."
Gleichzeitig kritisierte Metzger die Haltung von SPD-regierten
Ländern und deren Ankündigung, am Angebot eines gebührenfreien
Hochschulstudiums festhalten zu wollen: "Diese Haltung bringt uns
nicht weiter, weil sich diese Bundesländer damit aus populistischen
Gründen, aus einer falsch verstandenen Auffassung des Sozialen heraus
dem notwendigen Wandel zum Besseren an den Hochschulen verschließen
würden."
Metzger bekräftigte, dass deutsche Universitäten nur mit Gebühren
den notwendigen Sprung in die internationale Elite schaffen könnten.
"Nichts brauchen wir so dringend, wie eine Wissenselite von
internationalem Rang, die unsere Wirtschaft in die Lage versetzt,
international wettbewerbsfähige, innovative Produkte herzustellen".
Es sei "in Wahrheit eine soziale Tat, unseren Hochschulen über
Gebühren den notwendigen Qualitätssprung zu ermöglichen." Denn dies
sichere die Zukunft.
An die Adresse eigener Parteifreunde gerichtet, verwies Metzger
auf den Gedanken der Nachhaltigkeit: "Wir müssen heute auch mit
Studiengebühren das Feld der Hochschulen bestellen, damit wir morgen
ernten können".
Bei der Höhe der Studiengebühren - derzeit sind 500 Euro pro
Semester im Gespräch - sieht Metzger durchaus Spielraum nach oben.
Als positives Beispiel bezeichnete er das baden-württembergische
Modell, bei dem die Gebührenhöhe zwischen einzelnen Universitäten
variieren soll: "Wenn eine Universität mit Gebühren von deutlich mehr
als 500 Euro pro Semester genügend Bewerber findet, warum sollte sie
das nicht tun dürfen?" Nach einer Anlaufphase sollte man, so Metzger,
"die Gebührenhöhe gänzlich freigeben".
Für wichtig hält der INSM-Kurator, dass über Stipendien und
Kreditprogramme sichergestellt wird, dass auch wirklich jeder
geeignete Bewerber aus jeder sozialen Schicht seinen Studienwunsch
erfüllen könne.
-----------------
Der letzte Satz ist ja dann der größte Witz des Ganzen, fehlt es doch gerade vernünftigen Stipendien und Kreditprogrammen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir nach erfolgreichem Abschluss des Erst-Studiums für eine gewisse Zeit eine Art gehaltsabhängiger Akademikersteuer zahlen müssten, um dem Staat seine Leistung (sofern es sich tatsächlich um eine handelt) zurückzuvergüten. So würde aus meiner Sicht niemand von einem Studium abgehalten und es wäre überdies einigermaßen sozial gerecht. Aber das hieße natürlich, dass der Staat so noch einige Jahre in Vorleistung gehen müsste.
Aber schon während des Studiums die finanziellen Belastungen noch höher zu schrauben ist eine Frechheit, die in ein 2-Klassen-System mündet. Erst Recht, wenn sich auf der anderen Seite (der, der Leistungen der Hochschule und ihrer Bediensteten) nichts, aber auch gar nichts tut. [Sorry für den langen Kommentar, aber mir brennt das Thema, auch wenn ich nicht mehr betroffen bin, echt unter den Nägeln, und ich könnte mich noch heute über die Unfähigkeit unserer AStA-Hanseln aufregen).
Eriador antwortete am 26. Jan, 16:56:
"dass auch wirklich jeder geeignete Bewerber" da liegt der Schlüssel für die ganze Nummer, denn wer entscheidet darüber, wer geeignet ist und wer nicht? In Zukunft der Geldbeutel und nichts anderes und da gebe ich Dir Recht, das führt zwangsläufig in die 2-Klassen-Gesellschaft, mit sozialer Gerechtigkeit hat das nichts mehr zu tun, Deutschland will mit den Unis in die Weltelite und die Studenten sollen´s zahlen. Was mich daran aber noch mehr stört als die krude Denke die dahinter steckt, ist die Tatsache, dass man hier versucht ein Haus zu bauen in dem man mit dem Dachstuhl anfängt. Die PISA Quittung haben wir vor kurzem kassiert, doch anstatt dafür zu sorgen, dass das Bildungssystem da reformiert wird, wo es grade am tiefsten im Dreck hängt, setzt man alles dran die deutschen Universitäten in die Weltelite zu heben, doch ich frage mich, wer da studieren soll, die Schüler, die laut PISA momentan nicht mal europäisches Mittelmaß repräsentieren? Schöne Elite.Eine Akademikersteuer klingt da schon besser, aber da sind wir wieder beim alten Thema, die die heute Politik machen, sind zu alt, als dass sie sich noch an ihre Jugend und Studienzeit erinnern würden und selbst wenn sie es tun, die Erinnerungen nach denen sie handeln, haben nichts mit der Realität zu tun in der wir leben. Und dennoch haben wir es kaum anders verdient, denn wie ich hier irgendwo schon mal aus der Zeit in einem anderen Zusammenhang zitiert habe, "Wir haben die Politiker die wir verdienen" denn unsere Generation hat sich allem verschrieben, allem außer der Politik, und so werden wir nach wie vor von denen regiert, die grade in Fragen der Jugend und der Bildung zu weit weg vom Thema sind, als dass man von ihnen andere Entscheidungen als diese erwarten könnte. Wem es gut geht, der vergißt irgendwann wie es ist, wenn man von allem ein wenig zu wenig hat, genauso, wie man sich nicht vorstellen kann, dass es einem jemals zu heiß sein könnte, wenn man bei -10 Grad an der Bushaltestelle steht, und seine Umwelt kaum noch klar erkennen kann, weil man so stark zittert.
Irene antwortete am 30. Jan, 13:02:
Die Partei von Jazz' ehemaligem Lieblingspolitiker war übrigens vor vielen Jahren für elternunabhängiges Bafög. Das halte ich immer noch für eine gute Idee, auch wenn man sich nicht auf Parteien verlassen sollte... (Habe auch kein Bafög bekommen, mein Vater verdiente zu viel. Und Unterstützung war bei ihm meistens mit Einmischungen und dergleichen verbunden. Da überlegt man es sich zweimal, ob man was annimmt.) Hier noch ein Link über den Hintergrund der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
Eriador antwortete am 30. Jan, 15:16:
Vielen Dank : ) Elternunabhängiges BaföG wäre tatsächlich eine der mir mit am sympathischsten Lösungen, vor allem weil ich so einige kenne, die das Geld zwar von zu Hause bekommen, dafür aber auch für jeden Cent Rede und Antwort stehen müssen. Was meiner Meinung nach auch keine Lösung sein kann. Einen sehr aufschlußreichen Text zum Verhältnis zwischen den bestehenden US-amerikanischen Elite Unis und Deutschlands Wunschträumen gibts hier
Irene antwortete am 30. Jan, 21:09:
...und nachdem man die hochfliegenden USA-Vergleiche auf den Teppich geholt hat, könnte man mal nach Österreich schauen, wo man ja vor wenigen Jahren Studiengebühren eingeführt hat, und wo Sozialstruktur und Bildungssystem eher mit Deutschland vergleichbar sind. (Ist der Anteil von Arbeiterkindern und Frauen wie von Kritikern prophezeit zurück gegangen? In welche Töpfe fließen die Studiengebühren, inwieweit zieht sich dafür der Staat zurück...?) Das wollen viele gar nicht so genau wissen, fürchte ich. Immerhin wär's ein gutes Thema auf Twoday :-)
Eriador antwortete am 30. Jan, 21:16:
Das klingt wirklich weitaus sinnvoller. Mich wundert immer wieder, wie sehr man darum bestrebt ist alles nachzueifern "was von drüben" kommt, egal ob in Musik, Film oder jetzt sogar Bildung. Eigentlich traurig, dass ein Land mit einer so langen Tradition so sehr der neuen Welt nacheifert, irgendwo bleibt da die Identität auf der Strecke. Da stellt sich doch auch irgendwo die Frage ob das nicht eine "Kriegsnachwehe" ist, denn schaut man nach Frankreich, England, Spanien, Österreich da ist, zumindest nach meinem Eindruck, die nationale Identität stärker ausgeprägt.
rouven_ridder meinte am 26. Jan, 15:35:
Ich kann's auch nicht fassen...
...bleibt mir nichts anderes übrig, als schnell fertig und arbeitslos zu werden, die armen, folgenden Säue zu bemitleiden, die's trotzdem versuchen...und natürlich schonmal tausend gute Gründe zu finden, künftige Studienabschließer und kommende "immer noch-die da oben" zu diffamieren und zu bekriegen...
neolith meinte am 26. Jan, 17:47:
Schöne Scheiße
Es geht mir ähnlich wie Dir, ich bin auch schon 13 Semester am Studieren. Meine Familie besteht auch nur noch aus meiner Mutter, meiner Schwester und mir. Und obwohl meine Mutter mir viel hilft - bezahlen kann sie nicht alles für mich. Und ehrlich gesagt möchte ich das auch nicht. Bafög gibt's auch nicht. Also arbeite ich die Hälfte der Zeit. Zu meinem Glück habe ich seit über fünf Jahren einen sehr guten Job in einer netten kleinen Werbeagentur, was den Vorteil hat, dass ich meine Arbeitszeit oft der FH angleichen kann. Hundert Euro die Woche zum versaufen springen dabei aber überhauptnicht raus (al davon abgesehen, dass ich auch gar nicht die Zeit dazu hätte, denn nach der Arbeit sitze ich praktisch jeden Abend bis Mitternacht noch an meinen Arbeiten für die FH). Und die 650 Euro, die ich dankenswerter Weise letztes Semester bezahlen mußte, haben mir fast das Genick gebrochen, da ich auch noch meinen Rechner des Öfteren aufrüsten muß - ohne guten Computer geht's als Grafiker nunmal nicht. Ich hoffe nur, dass ich für mein jetzt anstehendes Diplomsemester nichts zahlen muß, der Antrag dafür ist letzte Woche raus.Gott sei Dank bin ich nie einer solchen Pissnelke von Prof begegnet wie Du. Allerdings habe ich auch schon diverse Finanzdiskussionen hinter mir, weil "Ich kann das nicht bezahlen" offenbar an meiner FH nicht als Argument gilt.
Deinem Artikel hier kann ich nur zustimmen - von vorne bis hinten. Sollte ich Herrn Clement, der sich ja doch von Zeit zu Zeit mal hier in Düsseldorf blicken läßt, auf der Straße sehen, werde ich kurz darauf vermutlich fest genommen. Das wüste Anpöbeln von Mitgliedern unserer Regierung ist bestimmt nicht erlaubt...
Eriador antwortete am 26. Jan, 18:10:
...also meine Unterstützung hast Du, der Live-Auftritt, den Clement hier vor ein paar Jahren zu den Studiengebühren Streiks hingelegt hat, hat sich recht eindrucksvoll ins Gedächtnis gebrannt, ich hab selten so ein selbstgerechtes, realitätsfremdes Arschloch erlebt (wenn ich an dieser Stelle mal so unfein und subjektiv sein darf)
jazz_und_mehr antwortete am 26. Jan, 22:37:
... und der Kerl kommt sogar noch aus Bochum *schäm*
jazz_und_mehr antwortete am 27. Jan, 08:55:
@wvs_xyz
Ich stimme weitgehend mit dir überein. Doch was den zweiten Punkt angeht, habe ich meine Bedenken. Jeden Monat Minimum 500 EUR zusätzlich für die Gebühren aufzubringen wird eben nicht einfach, wenn nicht sogar unmöglich sein. Gehen wir mal vom schon ziemlich unrealistischen Idealfall aus, dass ein Student mit 500 EUR Lebenshaltungskosten auskommt, musst du mir erstmal den 19,5 Std.-Job zeigen, mit dem sich mal locker 1.000 EUR/Monat (netto!!!) verdienen lassen.Eine (aus meiner Sicht nicht wünschenswerte) Lösung für dieses Problem wäre allenfalls das Angebot von Teilzeitstudiengängen, die es ermöglichen, mehr als 20 Std./Woche zu arbeiten. Das wiederum hätte allerdings eine deutliche Verlängerung der Studienzeiten mit all den damit verbundenen Problemen zur Folge.
Eriador antwortete am 27. Jan, 09:18:
Jazz ich muss dich korrigieren, bislang geht es um 500/Semester. Und dennoch gebe ich Dir recht, denn ich habe einige Jahre gebraucht, bis ich die Jobs gefunden habe in denen ich ein bißchen mehr verdient habe, die Betonung liegt auf ein bißchen. Und 500 Euro im Semester hätten mich am Anfang Koüf und kragen gekostet und ja Herr Panthol ich gebe ihnen auch weitestgehend recht, vor allem was Punkt drei und ihre damit verbundene Befürchtung angeht, aber ich glaube, dass die Studiengebühr viele davon abhalten wird zu studieren, die sich Sorgen darum machen dass sie die Miete nicht zahlen könnten etc. pp. weil sie im Notfall niemanden haben der ihnen unter die Arme greifen kann. Darüber hinaus gibt es auch so, ohne finanzielle Unterstützung von anderswo Menschen denen ich danke sagen muss und wo ich es auch gerne tue.Jene die mal für mich mitgekocht haben wenn bei mir gar nichts mehr ging, die die mal für mich mitgeschrieben haben, wenn ich arbeiten musste, die an deren Schulter ich mich hin und wieder einmal ausheulen musste, wenn die Belastung allzu groß war. Und jetzt noch darüber hinaus, ich habe in einem Studiengang studiert in dem man genug Zeit hat nebenher arbeiten zu gehen, hätte ich aber den Traum gehabt Medizin studieren, hätte ich ihn aufgeben müßen, so schon, weil man neben dem Stoff den man in der Uni und zu Hause auch praktisch erarbeiten muss kaum genug Zeit hat, auch noch soviel arbeiten zu gehen, dass man davon Leben kann. Was ergo bedeutet, dass Studienberufe wie Medzin oder bspw. Jura in Zukunft die Studienadresse für die neue deutsche Elite sind, siehe dazu auch hier den Beitrag von Modeste. Ich habe lange mit einem Wechsel in den Zweig Mediendesign geliebäugelt, musste es aber aufgeben weil feste Stundenpläne mit Pflichtkursen um die 40 Std. pro Woche eine 20 bis 30 Stunden Arbeitswoche unmöglich gemacht hätten, selbst jene die bereit sind, diese Belastung auf sich zu nehmen, können davon in Zukunft nur noch träumen.
girl meinte am 27. Jan, 02:19:
mir bleibt gerade die spucke weg, ob deines wunderschönen beitrages und unterschreibe sofort jedes wort - gerade weil mich eben solche "gebühren" ähnlich hart getroffen hätten. dennoch ist das urteil (!) keine überraschung. im gegenteil: wieder mal ist das bverg als peinlicher ersatzgesetzgeber mißbraucht worden, weil unliebsame botschaften sich schlecht verkaufen lassen. anstatt das die jeweiligen parteien klar stellung bezogen hätten, wird jetzt ein von anfang an voraussehbares urteil als entschuldigung dafür genommen, die angeblich gar nicht gewünschten gebühren einzuführen. was für eine volksverdummung.
also eine bund-länder-streitigkeit. nun gut, dann wird jetzt also der zuständigkeitskatalog im GG geändert? wer ist dagegen? hebt die hand, wir wollen es sehen! ahh keine mehrheit. schön, also eine ländersache. nun gut, clement in nrw und wowie spd/pds in berlin: wie war das noch gleich in euren wahlprogrammen? hmmm? ist jetzt 'ne ländersache. easy going, mit euren mehrheiten im parlament können doch jetzt ganz soft die entsprechenden ländergesetze angepasst werden. farbe bekennen. es geht. und kommt ja nicht mit dem urteil des bverfg; denn das besagt GAR NICHTS!
jazz_und_mehr antwortete am 27. Jan, 08:46:
Zum Urteil ist hier auch nochmal anzumerken, dass das Verfassungsgericht (entgegen landläufiger Darstellungen in Presse, Funk und Fernsehen) lediglich das vom Bund verabschiedete Verbot von Studiengebühren für verwassungswidrig erklärt hat. Über die Verfassungsmäßigkeit von Gebühren für ein Erststudium ist - zumindest soweit ich das weiß - bisher noch nicht entschieden worden. Allein, das hilft der jetzigen Studigeneration auch nicht weiter ...
Eriador antwortete am 27. Jan, 09:22:
Ach Jazz, ich glaube da brauchen wir nicht lange zu hoffen, denn da hat Girl recht, es war ja so schon keine Überraschung, nach dem der Weg jetzt erst mal geebnet ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit, was meinst Du warum gestern alle so bangig über in gebührenfreie Bundesländer abwandernde Studenten diskutiert haben, da müssen die anderen ja förmlich nach ziehen, so wegen der Gerechtigkeit, denn wer soll denn das bezahlen, wenn die einen Unis überlaufen und die anderen leer sind? Klasse Argument dafür, dass alle nachziehen.
Eriador antwortete am 27. Jan, 19:03:
Und ich glaube genau da liegt der Hund begraben, Systeme wie das, das Sie grade beschrieben haben finde ich durchaus sinnvoll, nachvollziehbar ist, dass Universitäten mehr Geld benötigen als vom Staat zu bewilligen ist, doch die Einführung von Studiengebühren ohne das Studiensystem zu reformieren ist mehr als nur unausgegoren und wird zwangsläufig die Falschen treffen.
Eriador antwortete am 27. Jan, 19:51:
Ich muss doch glatt ein wenig schmunzeln, es kommt nicht oft vor Herr Panthol aber ja, ich bin voll und ganz ihrer Meinung.
Eriador antwortete am 28. Jan, 00:00:
Davon (also dass jemand wirklich nur schlecht ist) gehe ich eigentlich in den seltensten Fällen aus, in ihrem schon gar nicht, ich stoße mich lediglich häufig an ihrer Denke, aber das muss nichts Schlechtes sein. Was ihre Anekdote angeht, so wäre es wahrscheinlich naiv von mir zu denken, dass ich solche wie meinen ersten Prof in Zukunft mit meinem Dipl. grad (toitoitoi so denn mit der Arbeit alles gut geht) ausbremsen kann. Solche wie ihn, wird es wie viele andere auch überall geben.