Dieser verdammte Film sitzt fest wie ein Stachel in einer eitrigen Wunde.

Eigentlich sollte ich jetzt schon längst wieder an meiner Zukunft schreiben, uneigentlich schaff ich das nicht, bevor in meinem Kopf nicht wieder ein wenig Licht und Luft ist.

Sonntag ist nicht mein Tag, Sonntag war noch nie mein Tag, ich fühl mich an Sonntagen nie ganz rund, nie richtig zusammenhängend, meist noch nicht mal besonders kompatibel zu Sozialkontakten jedweder Art. Ganz früher war der Sonntag von dem Horror des gemeinsamen Mittagessens dominiert (der einzige Tag der Woche an dem wir zusammen gegessen haben, an dem zwangsläufig alles gegessen werden musste was auf den Tisch kam, zur Not auch unter Prügel oder Sitzstrafe), später war der Sonntag dann der Tag nach Samstag und Freitag und allein schon aus diesem Grund meist mit einer leichten körperlichen Unpässlichkeit verbunden, die in der Regel dazu führte, dass ich den Rest des Tages im Bett verbrachte und mich mit Junk voll stopfte. Verschiedene Versuche mich mit Freunden zu treffen, waren selten von Glück beschienen, alle Begegnungen endeten wenig Gespräch, ganz und gar nicht spritzig an besseren Tagen am Kicker und an schlechteren (nach den besseren Freitagen und Samstagen) im Kino. Irgendwann sind wir dann dazu übergegangen gleich ins Kino zu gehen und haben uns das Martyrium mit Cola und Kaffee ganz gespart.

Mit Aufkommen der Multiplexe und der sich dann nach und nach durchsetzenden horrenden Preise für Wochenendvorstellungen wurde diese Sonntagstradition wieder eingestellt, ich ging wieder dazu über mich in mein (oder ein anderes Bett) zu kuscheln. Nachdem ich aber jetzt seit einigen Tagen stolze Besitzerin eines Autos bin, gibt es auch wieder die Möglichkeit an Sonntagen ins Viktoria Kino nach Dahlbrauch zu fahren und zu ziemlich angenehmen Preisen Filme zu sehen, die nicht immer nur Mainstream sind.

Gestern, mach einem extrem schwerfälligen und grauen Tag, an dem das Wetter sich nach besten Wissen und Gewissen alle Mühe gegeben hat durch sämtlich Fugen mein Gemüt zu unterminieren haben der Herr Shhhh und ich sich auf den Weg gemacht, das Gemüt zu entspannen und dabei auch gleich die Möglichkeit wahrgenommen den „Untergang“ zu sehen.

Folgenschwer. In etwa so unverdaulich wie ein heißer Stein liegt dieser Film mir jetzt noch im Magen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das tatsächlich dem Film ankreiden kann, oder ob ich eher im Publikum den Verantwortlichen suchen sollte. Der Film ist so beklemmend wie er dem Thema entsprechend nur sein kann, doch erstaunlicherweise setzt sich das aus ganz anderen Parametern zusammen, als denen die ich eigentlich erwartet hätte.

Es sind nicht so sehr die Bilder über die Schrecken des Häuserkampfes in Berlin, die sind schlimm, beängstigend ohne Frage, an Härte glücklicherweise nicht mit denen Spielbergs zu vergleichen. Beängstigender als das, ist die Perspektive Junges, denn man kommt nicht umhin, den „Führer“ mit ihren Augen zu sehen, ertappt sich an manchen Stellen bei einer gewissen Sympathie, einer Abart des Mitleids mit ihm, und das in dem Wissen, dass sie nicht hatte, Hitler als Mensch. Das ist das was Angst macht an diesem Film, und nicht weil ich der Meinung bin, dass dadurch verharmlost wird was unter seinem Regime geschehen ist, denn das ist unbestreitbar, unwiderruflich nicht wieder gut zu machen, und vergessen, wer könnte das vergessen? Hitler als Mensch, mit liebenswerten Seiten, ist aus einem anderen Grund beängstigend, denn es zeigt auf, dass ein Mensch hinter dem Grauen des 2. Weltkrieges stand. Einer der mit jeder Faser seines Wesens davon überzeugt war, dass das was er tat das einzig richtige war, der Kraft seiner Überzeugung Millionen von Menschen hinter sich brachte, die erst ermöglichten was ohne sie bloße Spinnerei geblieben wäre.
Hitler als Mensch, ist grauenhaft beängstigend weil es wesentlich konkreter ist, als abstrakte Zahlen das jemals sein könnten. Nehme ich nur die Zahlen, das was ich in der Schule gelernt und mir selbst angelesen habe, und es war so einiges, so hat Hitler nie die Position eines Menschen bekommen, er war immer das Monster, entartetes, mutiertes menschliches Genom, das mit den Menschen an sich nicht mehr viel gemein hatte.
Ihn jedoch als Charmeur präsentiert zu bekommen als gebrochenen Mann, der verzweifelt an seinen Visionen festzuhalten versucht, das kostet mehr Kraft als ich mir jemals vorgestellt habe, dass ein Kinofilm sie mir abverlangen könnte, das macht mir Angst, weil es mir auch zeigt, dass immer wieder einer kommen kann, der es wieder versucht, und dass er nur die Macht der Überzeugung besitzen muss, um Erfolg zu haben. Machtgeile Emporkömmlinge und solche die bereit sind ihr Geld mit dem Blut anderer Menschen zu verdienen, solange es nur viel Geld ist, die wird es immer geben, und das Volk? Wenn es ihm nur schlecht genug geht, glaubt es dem der Arbeit verheißt und sie tatsächlich schafft. Oder weshalb erleben NPD und DVU grade jetzt einen Aufschwung in den Bundesländern in denen es um die Arbeit am schlechtesten bestellt ist?

Und weit über die Bilder des Filmes hinaus, ist da eine Sache, die ich weit beängstigender finde als alles was in Bildern, Worte und Zahlen gezeigt werden kann, das Publikum. Menschen, vorwiegend junge, die während des Filmes schon mal hier und da ein bewunderndes „cool“ oder „krass“ fallen lassen, die nach dem letzten Bild und dem ersten Wort des Abspanns sofort aufspringen und laut redend und lachend nach draußen rennen und die vor dem Kino stehend die coolen Effekte diskutieren, die sich darüber auslassen, dass es eigentlich ein wenig mehr Blut hätte sein können, Menschen die Lachen über einen Film der keine reine Fiktion ist, sondern in seinem Kern einen Teil der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte beschreibt. Menschen, die in einer Zeit zunehmender Individualisierung bereitwillig die DVU oder NPD wählen würden, weil es ja so ein klasse kameradschaftlicher Haufen ist, Menschen die nichts gelernt haben, die nichts interessiert, Menschen, die nicht sehen und verstehen, das ein Mann es vor 60 Jahren mit der Unterstützung eines ganzen Volkes geschafft hat, einem Land seine Identität zu nehmen aus einem Land mit großer künstlerischer Tradition das Volk derer zu machen, die Hitler gelassen und unterstützt haben.

Menschen, den wir es zu verdanken haben, dass Nationalstolz einzig jenen vorbehalten ist, die objektiv betrachtet NICHTS haben, auf das man stolz sein kann.

 

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