Von oben Techno, von unten Punk und Schlager; subjektiv empfunden ein Klangteppich der mich an den Rande des Wahnsinns treibt. Ich habe bis zu dieser Minute geschrieben, habe mich grade entschlossen, den Rechner jetzt auszumachen um mich zurückzulegen und mich ein wenig vom Fernsehen berieseln zu lassen, damit ich soweit abschalten kann, dass ich morgen wieder mit einem halbwegs freien Kopf an die Arbeit gehen kann, und genau in diesem Augenblich dreht der Rest des Hauses die Anlagen auf. Ein stetes bummmbummmumtstatrzbummmbumumtsknrtz trägt leider nicht wirklich dazu bei, dass sich mein ohnehin gereiztes Gemüt sonderlich entspannt, hoch bzw. runtergehen ist in diesem Zustand allerdings auch keine Lösung, da ich wohl keineswegs den angebrachten Tonfall an den Tag legen würde. Badewanne mit Lavendelbad ist da leider auch keine Lösung, da der Sound da noch kristallklarer als in meinem Zimmer ist. Jetzt, in diesem Moment, freue mich auf das, was ich in meiner neuen Wohnung bislang eigentlich eher als Manko empfunden habe, STILLE, absolute, zum Greifen dicke Stille, die natürlich auch zur Folge hat, dass ich ruhiger werden muss als ich das bislang war, aber das scheint mir, vor allem jetzt im Moment, ein Opfer, dass ich nur allzu gerne erbringe. Da fällt mir ein, zur Not kann ich heute Nacht immer noch auswandern, der Gedanke bringt mich jetzt doch ein wenig zum Schmunzeln, ich hab eine Zweitwohnung, wenn auch nur vorübergehend. *seufz bleibt mir wohl nichts anderes als abzuwarten, ob es sich dabei nicht vielleicht um eine kleine Partyvorwärmphase handelt, immerhin ist MIttwoch, einer der wenigen Tage der Woche, an denen hier zumindest ansatzweise die Möglichkeit hat mal einen drauf zu machen.
Eriador - am Mittwoch, 26. Januar 2005, 22:44
Es muss ein wahrer Festtag für ihn sein, für ihn, den selbsterklärten Ritter der Gerechtigkeit unseres Studienganges, der für mich eher den Anschein eines Fürsten der Siegener Finsternis hat. Dieser Tag, an dem per Gesetzesbeschluss die letzten Hürden für jene aufgebaut wurden, die aufgrund eines schwachen sozialen und finanziellen Hintergrundes, aufgrund von Eltern die die Ernsthaftigkeit oder auch die Dringlichkeit des Studienwunschs ihres Sprößlings in Zweifel ziehen und daher auf eine Ausbildung setzen oder solche, die sich einfach schwer tun Geld anzunehmen, für das sie nicht selbst gearbeitet haben. Für solche wie mich.
Als ich, damals, vor etwa 6,5 Jahren, angefangen habe hier zu studieren, wußte ich, dass es nicht leicht werden würde. Ich hatte kein Ansprüch auf BaföG, da mein Erzeuger, es vorgezogen hat, seine Alimente lieber nicht zu zahlen und die Kohle stattdessen zu versaufen, so dass ich gleich doppelt und dreifach gestraft (kein erwähnenswerter Vater und immer zu wenig Geld an den Ecken an denen es am Nötigsten fehlte) den Bescheid bekam, dass ich kein BaföG bekomme, da mein Vater mir ja noch einige Tausend DM Alimente schulde, die wie mein Barvermögen angerechnet werden. Meine Mutter hätte ihr letztes Hemd hergegeben, wenn ich sie gelassen hätte, aber wer würde das annehmen, angesichts der Tatsache, dass es dort nach wie vor am Nötigsten mangelte?! Mein Vater, naja, siehe oben, mein Stiefvater, hat mit der Sache zum einen grob gesagt nichts zu tun und nagt darüber hinaus aber auch noch am gleichen gebutterten Hungertuch wie meine Mutter. Ich wußte also von vorherein, dass es länger dauern würde, ich nebenher reichlich arbeiten muss und ich darüberhinaus mehr leisten muss als andere, da ich aufgrund der Tatsache, dass ich als ehemalige Hauptschülerin mit einem fachgebundenen Abitur einen Großteil dessen, was andere auf dem Gymnasium lernen, selbst nahholen mußte. Aber das war mir egal, ich wollte studieren, wollte mir und der Welt (meiner kleinen zumindest) beweisen, dass ich das kann, das ich es schaffe, koste es was es wolle. Heute 6,5 Jahre später schreibe ich meine Diplomarbeit, schaue auf ein etwas zu langes, aber trotzdem schönes Studium zurück, auf unzählige Jobs, auf viele Menschen, die mit diesen Jobs gekommen und gegangen sind, auf eine Lebenserfahrung, die hart erkämpft und doch freudig begüßt mit jedem Job, mit jedem Monat an dem am Ende des Geldes noch zuviele Tage übrig waren, so dass ich nichts anderes mehr hatte als Pfefferminztee und Brot mit Ketchup und Currypulver (geht alles!) , mit jedem Moment angewachsen ist, wie es wahrscheinlich nicht passiert wäre, hätte ich nach der Ausbildung die Segel gestrichen und wäre ich dort in meinem Trott kleben geblieben. Es war der einzig richtige Weg für mich, für meine Selbstachtung und den Drang danach zu lernen, zu erfahren, aufzusaugen was geboten werden kann, um für mich zu entdecken wohin ich will, wohin ich gehöre, wo meine Stärken sind, wo meine Schwächen und wo meine Grenzen.
Und doch gab es einen Moment, in dem ich fast alles was ich so begehrlich ersehnt habe aufgegeben hätte, wo ich fast verzichtet hätte und wieder zurück gegangen wäre in mein Kämmerlein ohne die Tür einen Stubs weiter aufzustoßen um zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Ich komme aus einer sehr kleinen Familie, die eigentlich nur noch aus meiner Mutter und mit besteht, bereichert um jene, die ich im Laufe derzeit zu einem Teil davon werden lassen habe. Aus einer Familie, die nie große Sprünge gemacht hat, alle waren Arbeiter, einfach Menschen mit ehrlichen Tätigkeiten, bei denen man sich die Hände und das Kreuz kaputt macht. Menschen mit großen Herzen und meist mehr Tatkraft als Liebesbezichtigungen. Alles andere als vergeistigt, manchmal einfach, aber eben echte Menschen, solche auf die man sich verlassen kann. Und auch wenn ich mehr als das wollte, bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass ich ernsthaft weniger Wert sein könnte als andere, oder man mich wenigstens so anschauen könnte. Der Moment in dem mir das bewußt gemacht wurde, war der als ich vor dem ersten Menschen stand, den ich "mein Prof" nennen durfte. Ein Mensch, von dem ich erwartet habe, dass er mir all das beibringt, was ich gerne wissen wollte, und darüber hinaus noch wichtiger, auch all das von dem ich gar nicht wußte, dass ich es wissen wollen könnte. Dieser Mensch hat mich bei einer kleinen Unterredung in seinem Büro in den ersten Wochen meines Studiums darauf aufmerksam gemacht, dass er "solche wie mich" hier eigentlich gar nicht haben will, dass wir "schlecht fürs Image" sind und "das Niveau des Studiengangs eklatant nach unten ziehen", dass ich doch "lieber gleich aufgeben" solle, da ich doch "kaum ernsthaft erwarten" könne, dass ich hier jemals meinen Abschluss machen würde.
Mit vielem habe ich gerechnet, doch nie damit, nicht damit, dass jemand kommen könnte und versuchen könnte mir klar zu machen, ich sei es nicht wert zu studieren, beigebracht zu bekommen, was ich wissen wollte. Das jemand hingeht und mir, die ich aus purem Idealismus und Wissensdurst studieren wollte, sagen könnte, ich sei weniger Wert als jene, die von ihren Eltern gesponsert studieren, einfach nur, weil man es so macht und weil man dann ja noch nicht arbeiten muss. Und ausgerechtnet er, hat jetzt gesetzlich Brief und Siegel darauf bekommen, dass seine Sichtweise die richtige ist. Denn dieses Urteil ist das Aus für solche wie mich. Studiendarlehen hin oder her, wer will schon gerne Schulden machen, an denen er den Rest seines Lebens zahlt? Ganz ohne geht es sowieso nicht, aber mehr als nötig sollten es nicht werden. Und 500 Euro jedes Semester? Klar, von einer Denke wie der von Clement ausgehend, ist das nicht die Welt, wie sagte er noch so schön in einem Interview mit Radio Siegen, "Wer jedes Wochenende 100 Euro in die Kneipe tragen kann, der kann auch die paar Euro Studiengebühr zahlen". Richtig, der der das kann, aber der der jedes Wochenende hinter der Theke steht und jene bedient, die ihre Hunderter in Cocktails investieren, der kann das nicht, der kann dann nur noch eines:
Seinen Traum aufgeben!
Als ich, damals, vor etwa 6,5 Jahren, angefangen habe hier zu studieren, wußte ich, dass es nicht leicht werden würde. Ich hatte kein Ansprüch auf BaföG, da mein Erzeuger, es vorgezogen hat, seine Alimente lieber nicht zu zahlen und die Kohle stattdessen zu versaufen, so dass ich gleich doppelt und dreifach gestraft (kein erwähnenswerter Vater und immer zu wenig Geld an den Ecken an denen es am Nötigsten fehlte) den Bescheid bekam, dass ich kein BaföG bekomme, da mein Vater mir ja noch einige Tausend DM Alimente schulde, die wie mein Barvermögen angerechnet werden. Meine Mutter hätte ihr letztes Hemd hergegeben, wenn ich sie gelassen hätte, aber wer würde das annehmen, angesichts der Tatsache, dass es dort nach wie vor am Nötigsten mangelte?! Mein Vater, naja, siehe oben, mein Stiefvater, hat mit der Sache zum einen grob gesagt nichts zu tun und nagt darüber hinaus aber auch noch am gleichen gebutterten Hungertuch wie meine Mutter. Ich wußte also von vorherein, dass es länger dauern würde, ich nebenher reichlich arbeiten muss und ich darüberhinaus mehr leisten muss als andere, da ich aufgrund der Tatsache, dass ich als ehemalige Hauptschülerin mit einem fachgebundenen Abitur einen Großteil dessen, was andere auf dem Gymnasium lernen, selbst nahholen mußte. Aber das war mir egal, ich wollte studieren, wollte mir und der Welt (meiner kleinen zumindest) beweisen, dass ich das kann, das ich es schaffe, koste es was es wolle. Heute 6,5 Jahre später schreibe ich meine Diplomarbeit, schaue auf ein etwas zu langes, aber trotzdem schönes Studium zurück, auf unzählige Jobs, auf viele Menschen, die mit diesen Jobs gekommen und gegangen sind, auf eine Lebenserfahrung, die hart erkämpft und doch freudig begüßt mit jedem Job, mit jedem Monat an dem am Ende des Geldes noch zuviele Tage übrig waren, so dass ich nichts anderes mehr hatte als Pfefferminztee und Brot mit Ketchup und Currypulver (geht alles!) , mit jedem Moment angewachsen ist, wie es wahrscheinlich nicht passiert wäre, hätte ich nach der Ausbildung die Segel gestrichen und wäre ich dort in meinem Trott kleben geblieben. Es war der einzig richtige Weg für mich, für meine Selbstachtung und den Drang danach zu lernen, zu erfahren, aufzusaugen was geboten werden kann, um für mich zu entdecken wohin ich will, wohin ich gehöre, wo meine Stärken sind, wo meine Schwächen und wo meine Grenzen.
Und doch gab es einen Moment, in dem ich fast alles was ich so begehrlich ersehnt habe aufgegeben hätte, wo ich fast verzichtet hätte und wieder zurück gegangen wäre in mein Kämmerlein ohne die Tür einen Stubs weiter aufzustoßen um zu schauen, was sich dahinter verbirgt. Ich komme aus einer sehr kleinen Familie, die eigentlich nur noch aus meiner Mutter und mit besteht, bereichert um jene, die ich im Laufe derzeit zu einem Teil davon werden lassen habe. Aus einer Familie, die nie große Sprünge gemacht hat, alle waren Arbeiter, einfach Menschen mit ehrlichen Tätigkeiten, bei denen man sich die Hände und das Kreuz kaputt macht. Menschen mit großen Herzen und meist mehr Tatkraft als Liebesbezichtigungen. Alles andere als vergeistigt, manchmal einfach, aber eben echte Menschen, solche auf die man sich verlassen kann. Und auch wenn ich mehr als das wollte, bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass ich ernsthaft weniger Wert sein könnte als andere, oder man mich wenigstens so anschauen könnte. Der Moment in dem mir das bewußt gemacht wurde, war der als ich vor dem ersten Menschen stand, den ich "mein Prof" nennen durfte. Ein Mensch, von dem ich erwartet habe, dass er mir all das beibringt, was ich gerne wissen wollte, und darüber hinaus noch wichtiger, auch all das von dem ich gar nicht wußte, dass ich es wissen wollen könnte. Dieser Mensch hat mich bei einer kleinen Unterredung in seinem Büro in den ersten Wochen meines Studiums darauf aufmerksam gemacht, dass er "solche wie mich" hier eigentlich gar nicht haben will, dass wir "schlecht fürs Image" sind und "das Niveau des Studiengangs eklatant nach unten ziehen", dass ich doch "lieber gleich aufgeben" solle, da ich doch "kaum ernsthaft erwarten" könne, dass ich hier jemals meinen Abschluss machen würde.
Mit vielem habe ich gerechnet, doch nie damit, nicht damit, dass jemand kommen könnte und versuchen könnte mir klar zu machen, ich sei es nicht wert zu studieren, beigebracht zu bekommen, was ich wissen wollte. Das jemand hingeht und mir, die ich aus purem Idealismus und Wissensdurst studieren wollte, sagen könnte, ich sei weniger Wert als jene, die von ihren Eltern gesponsert studieren, einfach nur, weil man es so macht und weil man dann ja noch nicht arbeiten muss. Und ausgerechtnet er, hat jetzt gesetzlich Brief und Siegel darauf bekommen, dass seine Sichtweise die richtige ist. Denn dieses Urteil ist das Aus für solche wie mich. Studiendarlehen hin oder her, wer will schon gerne Schulden machen, an denen er den Rest seines Lebens zahlt? Ganz ohne geht es sowieso nicht, aber mehr als nötig sollten es nicht werden. Und 500 Euro jedes Semester? Klar, von einer Denke wie der von Clement ausgehend, ist das nicht die Welt, wie sagte er noch so schön in einem Interview mit Radio Siegen, "Wer jedes Wochenende 100 Euro in die Kneipe tragen kann, der kann auch die paar Euro Studiengebühr zahlen". Richtig, der der das kann, aber der der jedes Wochenende hinter der Theke steht und jene bedient, die ihre Hunderter in Cocktails investieren, der kann das nicht, der kann dann nur noch eines:
Seinen Traum aufgeben!
Eriador - am Mittwoch, 26. Januar 2005, 15:11