Eine Steckdose, endlich eine funktionierende Steckdose, ich wusste gar nicht wie sehr man sich über die einfachen Dinge freuen kann. Eine Steckdose die mir ermöglicht meinen Akku zu laden, ein bisschen was hier abzuladen, evtl. ein Hörspiel zu hören und die mich, wenn schon nicht mit der Welt, dann doch wenigstens mit meinem Laptop verbindet. Ich könnte Schach spielen wenn ich wollte. Will ich aber nicht?
Da fällt mir auf, dieses ständige hin und her switchen zwischen englischer Tastatur am Internet Terminal und deutscher Tastatur an meinem süßen kleinen Apple macht meine Finger ganz malle :) Ich dachte immer unter Rucksacktouris herrscht irgendwie eine familiäre Atmosphäre, man kommt mal ins Gespräch oder so, aber irgendwie... is nicht, kann daran liegen, dass ich alleine unterwegs bin, und daran, dass die Rucksacktouristen die ich hier bislang kennen gelernt habe entweder unter 18 oder über 45 waren. Mein Alter ist irgendwie nur Pärchenweise und dann wahlweise mit oder ohne Kinder vertreten. Ich will ja gar nicht meckern, denn eigentlich ist das genau die Einsamkeit, die ich mir gewünscht hatte als ich den Flug gebucht habe, damals im Dezember, denn da gings mir nicht wirklich gut.
Essen ging nicht, nicht essen war fast noch schlimmer, ich glaube ich hab auf meine 1,74 m nur noch 55 kg gewogen und eine Treppe war schon zuviel des Guten, Vorteilhafterweise waren meine Einkaufstüten in der Regel nicht sooo voll. Na ja und Menschen, lieber nicht, die haben mich nur nervöse gemacht. Ich wollte weg, weg von meinem mich ewig verpflichtenden Ex, von seiner Familie, die sich ständig eingemischt hat, von allem und jedem der in irgendeiner Form Ansprüche an mich hätte stellen können. Ich war immer gleich aus der Bahn wenn ich zwei Abende hintereinander was machen musste, unter Leuten, nicht alleine in meinem Zimmer mit virtuellen Freunden oder ganz allein rumsitzen konnte, fernsehen, bitte immer die Glotze an und so nicht wirklich allein sein, Zufall oder Bequemlichkeit dass sich meine Diplomarbeit um dieses Thema dreht?
Letztendlich einfach nur nahe liegend wahrscheinlich, denn schließlich beschäftige ich mich ja schon länger mit dem ganzen Kram. Und jetzt bin ich hier, soweit erholt, dass ich eigentlich wieder gerne unter Leuten bin, ich bei dem Gedanken an den Flug nicht gleich umgefallen bin vor Angst und ich eigentlich völlig zuversichtlich war wenn ich darüber nachgedacht hab, dass es in Jungendherbergen in der Regel nur Schlafsäle gibt.

-edit 12.05.2004 – an dem Abend sah es so aus, als hätte ich meine Panikattacke die ich hatte wenn ich unter Menschen war, eingetauscht gegen solche, die auftreten, wenn man nicht unter Menschen ist. Kat, das Mädel an der Rezeption von Lomond hat zum Abschied was sehr treffendes gesagt. „Heimweh hat man eigentlich nur dann, die Muttersprache nicht hört.“ Und das wars wohl, ich musste mich daran gewöhnen das es fremd war, einmal erkannt gings eigentlich recht schnell. – edit Ende -

Ich meine, ich bin hier, oder etwa nicht, ich bin geflogen, ich schlafe in Schlafsälen und bin alleine mit meinem viel zu schweren Rucksack unterwegs (das nächste Mal weiß ich was alles zu Hause bleibt, verdammter überflüssiger Rotz, aber war ja kaum anders zu erwarten). Was mich jetzt einholt, ist das was mich auch zu Hause nervt, ich kann mich nicht mehr gut mit mir selbst beschäftigen. Aber das kann ja nicht ewig so weiter gehen, ich denke das hier könnte eine Chance sein, mit ein wenig Glück gehe ich hier „geläutert“ wieder raus, kann mich auch ein wenig mit mir beschäftigen. Ich habe zum Beispiel schon lange nicht mehr so gut und gefesselt gelesen wie ich das gestern und vorgestern Abend gemacht habe, der Sedaris ist fast durch, sieht so aus als ließe ich mich zu Hause zu leicht ablenken, allerdings kann ich bislang noch nicht feststellen, das mir das bei meiner Diplomarbeit was bringt, aber das wird schon und vielleicht ist das im Moment auch gar nicht soo wichtig. Vielleicht ist es wichtiger mit mir selbst ins Reine zu kommen. Shhhh ist ein großartiger Freund und ich denke ich habe hier wirklich die Chance ein wenig von dem zu finden, was ich mir für mich gewünscht habe, dafür oder vielmehr um damit umzugehen, muss ich aber glaube ich erst mal mit mir im Reinen sein, oder vielmehr mir über mich im Klaren sein. Wenn das hier nicht klappt, wo dann?
 

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