vor ein paar Tagen habe ich mit meiner Mitbewohnerin den Keller entrümpelt, dabei ist mir ein langverloren geglaubtes Schätzchen in die Hände gefallen. Das Briefbuch meiner damals (1993) besten Freundin A. und mir. Beim Lesen und Schmunzeln ist mir dann grade mal aufgefallen, dass die Probleme mit denen wir uns damals geschlagen haben, sich in ihrer Gewichtigkeit und ihrem Charakter eigentlich kaum von denen unterscheiden, mit denen ich mich heute schlage, gut, heute verbietet mir keiner mehr ins Kino oder ins Theater zu gehen, sollte mal einer versuchen und das Taschengeld ist mir auch schon länger nicht mehr gekürzt worden, aber im großen und ganzen... gebrochene Herzen, zerbrochene Freundschaften, enttäuschte Hoffnungen, der Richtige und der Falsche... einzig der Rahmen und die Art damit umzugehen scheint sich geändert haben. Ich hab schon lange niemandem mehr ein Lexikon an den Kopf geworfen, aber ich kann mich erinnern, dass ich vor nicht allzu langer Zeit ein Schachbrett getötet hab.*blush*



-edit-
Traurig macht mich bei solchen Fundstücken immer die Erinnerung an die vielen lieben Menschen, die im Laufe der Jahre irgendwo zwischendrin verloren gegangen sind, weil man zu schusselig war den Kontakt zu halten, oder zu faul oder oder oder. Wenn das bei mir schon so ist, frag ich mich, wie sich das bei jemandem anfühlt der doppelt so alt ist.
walküre meinte am 2. Jul, 11:37:
siehs mal von der anderen seite: in laufe der jahre kristallisiert sich heraus, welche beziehungen dauerhaft sind und auch manchen stürmen trotzen und welche beim ersten lufthauch sich schon aufzulösen beginnen ... 
Eriador antwortete am 2. Jul, 11:43:
da hast Du auf jeden Fall recht, aber ich mein auch eher die Beziehungen/Freundschaften, die sich heimlich still und leise aufgelöst haben, und den Schuh muss ich mir leider anziehen, ich bin nicht so die zuverlässigste wenns um das Beantworten von Anrufen oder Mails geht. Nach wie vor nicht. 
walküre antwortete am 2. Jul, 11:51:
einer beziehung - gleich welcher art - , die still und leise einschläft, fehlt das gewisse etwas, würd ich mal sagen; ich für meinen teil hab in diesen fällen kein schlechtes gewissen mehr, weil diese symptomatik für mich bedeutet, dass die chemie einfach nicht wirklich gestimmt hat ...

ein mir sehr lieber mensch hat einmal gesagt: "freundschaft ist, wenn man sich nach zwei jahren wieder trifft und es sich anspürt, als sei kein einziger tag vergangen" 
Eriador antwortete am 2. Jul, 11:54:
da hat ers bestimmt recht, und zum Glück gibt es die Menschen ja auch und immer noch. Bei den anderen hab ich eigentlich auch kein schlechtes Gewissen, es handelt sich mehr um eine plötzlich auftretende Sentimentalität, die meistens auch wieder genauso plötzlich verschwindet. Aber wahrscheinlich hat Du recht, Freundschaften schlafen in der Regel nicht einfach so ein, nicht wenn da nicht beide schlunzen. 
dejavu meinte am 5. Jul, 20:19:
Nein,
wird sind alle viel zu oberflächlich und umtriebig geworden: gestresst und stressig -
wir lassen viel zu viel an Nähe zerfasern,
und stehen dann entsetzt da, wenn wir merken, der oder die ist verloren gegangen.
Und bei Manchen ist das endgültig.
Die sind tot. 
Eriador antwortete am 5. Jul, 20:33:
Ich glaube nicht, dass sich das so einfach pauschalisieren läßt, sicher, in mancherlei Hinsicht wird man oberflächlicher, notgedrungen hat man für manche Dinge auch nicht mehr soviel Zeit wie mit 14 oder 15, aber man entwickelt sich auch, Schule, Universität, Beruf, Wege, die man einschlagen muss, die führen meist in völlig gegensätzliche Richtungen, nicht selten auch räumlich, dabei verliert man manchmal auch Menschen einfach auf dem Weg. Die einen vermißt man, die anderen nicht, und bei denen die ich vermisse, wenn ich in diesem Buch lese, da trifft es sentimental wahrscheinlich eher. Ich sehne mich manchmal auf eine sentimentale Art nach dieser behüteten Zeit, in der Streit mit den Eltern oder der besten Freundin, die verhauene Mathearbeit.. noch die schlimmsten denkbaren Probleme waren, wenn ich mir auch sicher bin, dass diese Probleme für mich damals genau so schwer gewogen haben wie das heute unbezahlte Rechnung, ein nicht sicherer Job und die Diplomarbeit tun. 
 

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