Eigentlich sollte ich jetzt schon längst wieder an meiner Zukunft schreiben, uneigentlich schaff ich das nicht, bevor in meinem Kopf nicht wieder ein wenig Licht und Luft ist.
Sonntag ist nicht mein Tag, Sonntag war noch nie mein Tag, ich fühl mich an Sonntagen nie ganz rund, nie richtig zusammenhängend, meist noch nicht mal besonders kompatibel zu Sozialkontakten jedweder Art. Ganz früher war der Sonntag von dem Horror des gemeinsamen Mittagessens dominiert (der einzige Tag der Woche an dem wir zusammen gegessen haben, an dem zwangsläufig alles gegessen werden musste was auf den Tisch kam, zur Not auch unter Prügel oder Sitzstrafe), später war der Sonntag dann der Tag nach Samstag und Freitag und allein schon aus diesem Grund meist mit einer leichten körperlichen Unpässlichkeit verbunden, die in der Regel dazu führte, dass ich den Rest des Tages im Bett verbrachte und mich mit Junk voll stopfte. Verschiedene Versuche mich mit Freunden zu treffen, waren selten von Glück beschienen, alle Begegnungen endeten wenig Gespräch, ganz und gar nicht spritzig an besseren Tagen am Kicker und an schlechteren (nach den besseren Freitagen und Samstagen) im Kino. Irgendwann sind wir dann dazu übergegangen gleich ins Kino zu gehen und haben uns das Martyrium mit Cola und Kaffee ganz gespart.
Mit Aufkommen der Multiplexe und der sich dann nach und nach durchsetzenden horrenden Preise für Wochenendvorstellungen wurde diese Sonntagstradition wieder eingestellt, ich ging wieder dazu über mich in mein (oder ein anderes Bett) zu kuscheln. Nachdem ich aber jetzt seit einigen Tagen stolze Besitzerin eines Autos bin, gibt es auch wieder die Möglichkeit an Sonntagen ins Viktoria Kino nach Dahlbrauch zu fahren und zu ziemlich angenehmen Preisen Filme zu sehen, die nicht immer nur Mainstream sind.
Gestern, mach einem extrem schwerfälligen und grauen Tag, an dem das Wetter sich nach besten Wissen und Gewissen alle Mühe gegeben hat durch sämtlich Fugen mein Gemüt zu unterminieren haben der Herr Shhhh und ich sich auf den Weg gemacht, das Gemüt zu entspannen und dabei auch gleich die Möglichkeit wahrgenommen den „Untergang“ zu sehen.
Folgenschwer. In etwa so unverdaulich wie ein heißer Stein liegt dieser Film mir jetzt noch im Magen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das tatsächlich dem Film ankreiden kann, oder ob ich eher im Publikum den Verantwortlichen suchen sollte. Der Film ist so beklemmend wie er dem Thema entsprechend nur sein kann, doch erstaunlicherweise setzt sich das aus ganz anderen Parametern zusammen, als denen die ich eigentlich erwartet hätte.
Es sind nicht so sehr die Bilder über die Schrecken des Häuserkampfes in Berlin, die sind schlimm, beängstigend ohne Frage, an Härte glücklicherweise nicht mit denen Spielbergs zu vergleichen. Beängstigender als das, ist die Perspektive Junges, denn man kommt nicht umhin, den „Führer“ mit ihren Augen zu sehen, ertappt sich an manchen Stellen bei einer gewissen Sympathie, einer Abart des Mitleids mit ihm, und das in dem Wissen, dass sie nicht hatte, Hitler als Mensch. Das ist das was Angst macht an diesem Film, und nicht weil ich der Meinung bin, dass dadurch verharmlost wird was unter seinem Regime geschehen ist, denn das ist unbestreitbar, unwiderruflich nicht wieder gut zu machen, und vergessen, wer könnte das vergessen? Hitler als Mensch, mit liebenswerten Seiten, ist aus einem anderen Grund beängstigend, denn es zeigt auf, dass ein Mensch hinter dem Grauen des 2. Weltkrieges stand. Einer der mit jeder Faser seines Wesens davon überzeugt war, dass das was er tat das einzig richtige war, der Kraft seiner Überzeugung Millionen von Menschen hinter sich brachte, die erst ermöglichten was ohne sie bloße Spinnerei geblieben wäre.
Hitler als Mensch, ist grauenhaft beängstigend weil es wesentlich konkreter ist, als abstrakte Zahlen das jemals sein könnten. Nehme ich nur die Zahlen, das was ich in der Schule gelernt und mir selbst angelesen habe, und es war so einiges, so hat Hitler nie die Position eines Menschen bekommen, er war immer das Monster, entartetes, mutiertes menschliches Genom, das mit den Menschen an sich nicht mehr viel gemein hatte.
Ihn jedoch als Charmeur präsentiert zu bekommen als gebrochenen Mann, der verzweifelt an seinen Visionen festzuhalten versucht, das kostet mehr Kraft als ich mir jemals vorgestellt habe, dass ein Kinofilm sie mir abverlangen könnte, das macht mir Angst, weil es mir auch zeigt, dass immer wieder einer kommen kann, der es wieder versucht, und dass er nur die Macht der Überzeugung besitzen muss, um Erfolg zu haben. Machtgeile Emporkömmlinge und solche die bereit sind ihr Geld mit dem Blut anderer Menschen zu verdienen, solange es nur viel Geld ist, die wird es immer geben, und das Volk? Wenn es ihm nur schlecht genug geht, glaubt es dem der Arbeit verheißt und sie tatsächlich schafft. Oder weshalb erleben NPD und DVU grade jetzt einen Aufschwung in den Bundesländern in denen es um die Arbeit am schlechtesten bestellt ist?
Und weit über die Bilder des Filmes hinaus, ist da eine Sache, die ich weit beängstigender finde als alles was in Bildern, Worte und Zahlen gezeigt werden kann, das Publikum. Menschen, vorwiegend junge, die während des Filmes schon mal hier und da ein bewunderndes „cool“ oder „krass“ fallen lassen, die nach dem letzten Bild und dem ersten Wort des Abspanns sofort aufspringen und laut redend und lachend nach draußen rennen und die vor dem Kino stehend die coolen Effekte diskutieren, die sich darüber auslassen, dass es eigentlich ein wenig mehr Blut hätte sein können, Menschen die Lachen über einen Film der keine reine Fiktion ist, sondern in seinem Kern einen Teil der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte beschreibt. Menschen, die in einer Zeit zunehmender Individualisierung bereitwillig die DVU oder NPD wählen würden, weil es ja so ein klasse kameradschaftlicher Haufen ist, Menschen die nichts gelernt haben, die nichts interessiert, Menschen, die nicht sehen und verstehen, das ein Mann es vor 60 Jahren mit der Unterstützung eines ganzen Volkes geschafft hat, einem Land seine Identität zu nehmen aus einem Land mit großer künstlerischer Tradition das Volk derer zu machen, die Hitler gelassen und unterstützt haben.
Menschen, den wir es zu verdanken haben, dass Nationalstolz einzig jenen vorbehalten ist, die objektiv betrachtet NICHTS haben, auf das man stolz sein kann.
Sonntag ist nicht mein Tag, Sonntag war noch nie mein Tag, ich fühl mich an Sonntagen nie ganz rund, nie richtig zusammenhängend, meist noch nicht mal besonders kompatibel zu Sozialkontakten jedweder Art. Ganz früher war der Sonntag von dem Horror des gemeinsamen Mittagessens dominiert (der einzige Tag der Woche an dem wir zusammen gegessen haben, an dem zwangsläufig alles gegessen werden musste was auf den Tisch kam, zur Not auch unter Prügel oder Sitzstrafe), später war der Sonntag dann der Tag nach Samstag und Freitag und allein schon aus diesem Grund meist mit einer leichten körperlichen Unpässlichkeit verbunden, die in der Regel dazu führte, dass ich den Rest des Tages im Bett verbrachte und mich mit Junk voll stopfte. Verschiedene Versuche mich mit Freunden zu treffen, waren selten von Glück beschienen, alle Begegnungen endeten wenig Gespräch, ganz und gar nicht spritzig an besseren Tagen am Kicker und an schlechteren (nach den besseren Freitagen und Samstagen) im Kino. Irgendwann sind wir dann dazu übergegangen gleich ins Kino zu gehen und haben uns das Martyrium mit Cola und Kaffee ganz gespart.
Mit Aufkommen der Multiplexe und der sich dann nach und nach durchsetzenden horrenden Preise für Wochenendvorstellungen wurde diese Sonntagstradition wieder eingestellt, ich ging wieder dazu über mich in mein (oder ein anderes Bett) zu kuscheln. Nachdem ich aber jetzt seit einigen Tagen stolze Besitzerin eines Autos bin, gibt es auch wieder die Möglichkeit an Sonntagen ins Viktoria Kino nach Dahlbrauch zu fahren und zu ziemlich angenehmen Preisen Filme zu sehen, die nicht immer nur Mainstream sind.
Gestern, mach einem extrem schwerfälligen und grauen Tag, an dem das Wetter sich nach besten Wissen und Gewissen alle Mühe gegeben hat durch sämtlich Fugen mein Gemüt zu unterminieren haben der Herr Shhhh und ich sich auf den Weg gemacht, das Gemüt zu entspannen und dabei auch gleich die Möglichkeit wahrgenommen den „Untergang“ zu sehen.
Folgenschwer. In etwa so unverdaulich wie ein heißer Stein liegt dieser Film mir jetzt noch im Magen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich das tatsächlich dem Film ankreiden kann, oder ob ich eher im Publikum den Verantwortlichen suchen sollte. Der Film ist so beklemmend wie er dem Thema entsprechend nur sein kann, doch erstaunlicherweise setzt sich das aus ganz anderen Parametern zusammen, als denen die ich eigentlich erwartet hätte.
Es sind nicht so sehr die Bilder über die Schrecken des Häuserkampfes in Berlin, die sind schlimm, beängstigend ohne Frage, an Härte glücklicherweise nicht mit denen Spielbergs zu vergleichen. Beängstigender als das, ist die Perspektive Junges, denn man kommt nicht umhin, den „Führer“ mit ihren Augen zu sehen, ertappt sich an manchen Stellen bei einer gewissen Sympathie, einer Abart des Mitleids mit ihm, und das in dem Wissen, dass sie nicht hatte, Hitler als Mensch. Das ist das was Angst macht an diesem Film, und nicht weil ich der Meinung bin, dass dadurch verharmlost wird was unter seinem Regime geschehen ist, denn das ist unbestreitbar, unwiderruflich nicht wieder gut zu machen, und vergessen, wer könnte das vergessen? Hitler als Mensch, mit liebenswerten Seiten, ist aus einem anderen Grund beängstigend, denn es zeigt auf, dass ein Mensch hinter dem Grauen des 2. Weltkrieges stand. Einer der mit jeder Faser seines Wesens davon überzeugt war, dass das was er tat das einzig richtige war, der Kraft seiner Überzeugung Millionen von Menschen hinter sich brachte, die erst ermöglichten was ohne sie bloße Spinnerei geblieben wäre.
Hitler als Mensch, ist grauenhaft beängstigend weil es wesentlich konkreter ist, als abstrakte Zahlen das jemals sein könnten. Nehme ich nur die Zahlen, das was ich in der Schule gelernt und mir selbst angelesen habe, und es war so einiges, so hat Hitler nie die Position eines Menschen bekommen, er war immer das Monster, entartetes, mutiertes menschliches Genom, das mit den Menschen an sich nicht mehr viel gemein hatte.
Ihn jedoch als Charmeur präsentiert zu bekommen als gebrochenen Mann, der verzweifelt an seinen Visionen festzuhalten versucht, das kostet mehr Kraft als ich mir jemals vorgestellt habe, dass ein Kinofilm sie mir abverlangen könnte, das macht mir Angst, weil es mir auch zeigt, dass immer wieder einer kommen kann, der es wieder versucht, und dass er nur die Macht der Überzeugung besitzen muss, um Erfolg zu haben. Machtgeile Emporkömmlinge und solche die bereit sind ihr Geld mit dem Blut anderer Menschen zu verdienen, solange es nur viel Geld ist, die wird es immer geben, und das Volk? Wenn es ihm nur schlecht genug geht, glaubt es dem der Arbeit verheißt und sie tatsächlich schafft. Oder weshalb erleben NPD und DVU grade jetzt einen Aufschwung in den Bundesländern in denen es um die Arbeit am schlechtesten bestellt ist?
Und weit über die Bilder des Filmes hinaus, ist da eine Sache, die ich weit beängstigender finde als alles was in Bildern, Worte und Zahlen gezeigt werden kann, das Publikum. Menschen, vorwiegend junge, die während des Filmes schon mal hier und da ein bewunderndes „cool“ oder „krass“ fallen lassen, die nach dem letzten Bild und dem ersten Wort des Abspanns sofort aufspringen und laut redend und lachend nach draußen rennen und die vor dem Kino stehend die coolen Effekte diskutieren, die sich darüber auslassen, dass es eigentlich ein wenig mehr Blut hätte sein können, Menschen die Lachen über einen Film der keine reine Fiktion ist, sondern in seinem Kern einen Teil der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte beschreibt. Menschen, die in einer Zeit zunehmender Individualisierung bereitwillig die DVU oder NPD wählen würden, weil es ja so ein klasse kameradschaftlicher Haufen ist, Menschen die nichts gelernt haben, die nichts interessiert, Menschen, die nicht sehen und verstehen, das ein Mann es vor 60 Jahren mit der Unterstützung eines ganzen Volkes geschafft hat, einem Land seine Identität zu nehmen aus einem Land mit großer künstlerischer Tradition das Volk derer zu machen, die Hitler gelassen und unterstützt haben.
Menschen, den wir es zu verdanken haben, dass Nationalstolz einzig jenen vorbehalten ist, die objektiv betrachtet NICHTS haben, auf das man stolz sein kann.
jazz_und_mehr meinte am 18. Okt, 13:01:
Ich gehe
voll mit dir konform, auch wenn ich mir den Film bisher leider selbst noch nicht ansehen konnte. Auch ich habe mit der Besten, die den Film und die anschließende Fach-Diskussion auf dem Historikertag in Kiel verfolgt hat, lange darüber diskutiert, ob und wieweit eine solche Darstellung "zulässig" ist.Für Menschen, die politisch gefestigt sind und sich bereits mit den geschichtlichen Hintergründen auseinandergesetzt haben, halte ich den Film für "unproblematisch", da diese i.d.R. über ausreichende Fähigkeiten im Sinnes von Abstraktion und Reflektion verfügen.
Vor dem Hintergrund allerdings, dass dies bei vielen oder zumindest einigen der Kinobesucher nicht der Fall ist, wird es schwierig bis fragwürdig. Umso weniger Verständnis habe ich für Entscheidungen, wie sie die sächsische Landesregierung unlängst in Sachen Geschichtsunterricht getroffen hat. Erst recht vor dem Hintergrund der letzten Wahlergebnisse dort.
Danke für dieses Statement. Es macht Mut und zeigt, dass es noch genügend Menschen gibt, die sich kritisch mit den Dingen befassen.
Eriador antwortete am 18. Okt, 13:14:
Holla, das hatte ich gar nicht mitbekommen, das kann doch nicht wahr sein, nichts gegen eine stärkere praktische Orientierung, aber doch nicht auf Kosten der Bildung! Woher sollen diese desinteressierten kleinen Rotzer denn was über die Vergangenheit ihres Landes und der Welt lernen, wenn nicht aus der Schule!Noch kurz zum Film, ich bin nicht sicher, ob das richtig raus gekommen ist, aber ich finde es durchaus richtig, ihn als Menschen darzustellen, denn zum einen ist es die Erinnerung Junges, und zum anderen wird die Botschaft dadurch umso deutlicher, er war nichts weiter als ein Mensch, ich glaube das vergißt man zu oft zu erwähnen, er war ein Mensch, kein außerirdisches, unbenennbares Monster, keine biblische Plage, die nur einmal alle hundert Millionen Jahre auftaucht, sonder ein ganz normaler Mensch, was bedeutet, dass man nicht aufhören darf sich seiner Taten zu erinnern, damit man nicht vergißt, denn es könnte wieder geschehen und sollte es soweit kommen, müssen die Menschen WISSEN um zu verhindern, dafür brauchen sie allerdings auch Geschichte.
Schockiert hat mich, dass es trotz der deutlichen Botschaft Menschen gibt, die den Film nicht wegen des Themas anschauen sondern wegen der coolen Effekte, und das sie es tatsächlich in ihren stumpfen Hirnen schaffen an dieser Intention, unbeeindruckt vom Rest, daran festzuhalten.
shhhh meinte am 18. Okt, 13:29:
Was mich im Nachhinein
neben vielem mehr beschäftigt hat, ist ja gerade die Tatsache, daß Hitler als MENSCH gezeigt wird. Sich darüber bewusst zu werden, wozu MENSCHEN wie Du und ich fähig sein könn(t)en, das hat mir nach dem Abspann den Atem geraubt.
creature antwortete am 18. Okt, 13:52:
du hast da eine wirklich treffende, gute rezession geschrieben.ich hab den film auch gesehen, schon länger und bin immer noch getroffen und finde es gut, hitler einmal so zu zeigen. das die alle menschen waren wie du und ich, nur eben total fanatisiert, und wer garantiert, das sowas nicht wieder passieren kann.
das macht fasziniert und sexy ist, erlebt man auch heute noch!
gast meinte am 18. Okt, 14:19:
Beim schauen das Films kam mir wieder in den Sinn, wie meine erste "Begegnung" mit Hitler war.Als 9Jähriger erzählte man mir, das Hitler sich erschossen hatte.
Ich war den ganze Tag traurig, das der arme Führer sich getötet hatte.
So war das als Kind, wenn man sonst noch keine Infos hatte.
Eriador antwortete am 18. Okt, 15:27:
und keiner hat Dir dabei gesagt wer das wahr, der sich da erschossen hat? uups, jetzta, ich hoffe ich bin nich indiskret, warst Du 1945 9 Jahre alt?
gast antwortete am 18. Okt, 15:46:
nein nein, 1979 war ich neun jahre alt.Und da hab ich das erste mal gehört, das Hitler sich getötet hat.
Ich hab im TV manchmal schon so 2WK Dokus sehen dürfen und hab gedacht, da hat ein Kriegsherr den Krieg verloren und sich erschossen.
Dann hatt mir meine Mutter aber schon mehr von den Hintergründen erzählt, habs aber wohl mit nur 9 Jahren nicht wirklich verstanden, war mir eigentlich auch egal.
Erst später so mit 12, wo Geschichte in der Schule eine Rolle spielte, hat man die ganze scheisse wirklich erst begriffen.
Der ganze Bereich des dritten Reiches, Hitler als Person und im speziellen die Kriegsmarine wurde dann zu einem Spezialgebiet von mir, was mir im Fach Geschichte doch wirklich sehr gute Note brachte.
Zu der Zeit, wo bei uns die Viking-Jungend und FAP verstärkt Werbung an der Schule machte, wurde das ganze sicherlich auch zu einem Problem, da man mich gerne in die Nazi Ecke stelle.
Dabei war ich, im Gegensatz zu den meisten anderen einfach nur Geschichtsinteressiert, speziell auch deswegen, weil man einen SA-Mann in der Familie hatte, da interessiert einen das doch mehr.
Im übrigen habe ich Hitler immer als Mensch gesehen,habe schon immer gesagt, das sich soetwas ohne weiteres wieder wiederholen kann.
Ich habe mich nie den Leuten angeschlossen, die Hitler nur als ein Objekt, Monster oder dergleichen angesehen haben, die nicht warhaben wollten, das er einer der Ihren war.
Kur Gast meinte am 18. Okt, 16:11:
danke für diesen beitrag. ich war erstaunt, wie viele diesen film sahen und nur das monster sahen, und nicht den menschen.ich hatte ja selber viel darüber geschrieben. tatsächlich fazinierender als den film finde ich wie du auch schreibst die interaktion mit dem publikum.
auch das, was du im kommentar schreibst. warum sollte man hitler nicht menschlich zeigen? wenn wir in einer demokratie leben, dann sollte man doch verflucht endlich mit dieser "zum schutze des volkes" gefilterten geschichtsschreibung aufhören. ich denke, die meisten mitmenschen sind reifer, als die politiker und meinungsmacher uns denken machen wollen.
(hier)
Eriador antwortete am 18. Okt, 16:35:
Ich bin nicht der Meinung, das Geschichte oder Politik in dieser Beziehung gefiltert sind, sie ist eben nüchtern und faktenbasiert, frei von Emotion, so wie es die Themen eben erfordern, im großen und ganzen bin ich schon der Auffassung , dass deutsche Politik seit dem 2. Weltkrieg relativ solide Arbeit geleistet hat, im Prinzip ist es nicht schon sondern erst 60 Jahre her, und hier hat kein Stein mehr auf dem anderen gestanden, das Land war völlig demoralisiert und eine ganze Generation hat sich beharrlich ausgeschwiegen über die persönliche Vergangenheit, das sowohl geschichtlich als auch politisch aufzuarbeiten ist ein ganzes Stück arbeit, das erstmal bewältigt werden will. Darüber hinaus, das Problem zuzugeben, dass man auch seine menschliche Seite gesehen hat, oder dabei mit sich selbst ins Hadern kam, ist eine Sache die gesellschaftlich in der Regel nicht toleriert ist, gerät man dabei doch gleich unter Verdacht mit dem braunen Dreck zu sympathisieren. Siehe die letzte Ausgabe der IQ Style, "Die braune Seifenblase: Wie viel Patriotismus ist im Pop erlaubt? Die deutsche Musikszene streitet über Mia und Paul van Dyk" das ist das was ich mit meinem letzten Satz meinte, Nationalstolz oder eben Patriotismus ist in Deutschland tatsächlich nur denen gestattet, die alles getan haben das Land zu zerstören, aber das ist in erster Linie ein gesellschaftliches Problem, finde ich.
Kur Gast antwortete am 18. Okt, 16:57:
ich schweig besser *lach* ich bin sowieso ausländer hier. gast eben. vielleicht sollte man nicht alles kommentieren.dennoch, es sei gestattet. mir fällt immer wieder auf, wie klar das gute und das schlechte in der geschichtsschreibung zum 2. weltkrieg festgezurrrt wird, und frage mich manchmal, ob es denn wirklich so einfach war. und ob wir denn heute wirklich schlauer und weiter sind.
und weiterhin fällt mir auch immer wieder auf, wie gerne dieses volk hier weisungen und regeln tatsächlich ernst nimmt und befolgt, und frage mich manchmal, ob das denn wirklich so richtig ist.
und zuletzt: es ist wohl ein zeichen der unreife einer kultur, wenn der stolz auf die eigene kultur, die deutsche eben, nur verhalten und im kleinen kreis gezeigt werden kann.
verzeiht, es geht mich nichts an. aber ich denke durchaus, daß sich die menschen nur unwesentlich über die jahrhunderte verändern. und umso ernster nehme ich diesen film.
Eriador antwortete am 18. Okt, 17:05:
Ich hab nicht gegen Deine Kommentare, ganz im Gegenteil und man kann ja auch nicht immer einer Meinung sein, obwohl ich nicht den Eindruck hab, dass wir soweit auseinander sind, allerdings finde ich nicht, dass es ein Zeichen für die Unreife einer Kultur ist, wenn man seinen Stolz nicht ausdrückt, denn das Problem für unsere Kultur ist sicherlich nicht nur, dass wir ihn nicht ausdrücken, sondern das man erst mal wieder lernen muss, dass es durchaus Gründe gibt Stolz zu sein, sas ist nicht immer einfach und schon gar nicht unter dem Schatten einer so finsteren Geschichte, die dazu geführt hat, dass die Welt mit Argusaugen auf jedes Fünkchen nationalen Selbstbewußtseins starrt das sich in Deutschland regen könnte. Man erinnere sich an die Demonstrationen gegen Bush und den Irak Krieg, amerikanische Zeitungen zeigten damals Fotos von studentischen Demonstranten in München mit der Bild Unterschrift "Hitlers Kinder", eine eigene Kultur braucht ihre Zeit.
Kur Gast antwortete am 18. Okt, 17:24:
du magst recht haben. auch wenn ich nationen nicht mag, eher kulturen: deutschland ist wichtig, politisch wie ökonomisch. der krieg ist lange her.
dies sollte wohl auch das ausland irgendwann begreifen.
von daher: ich mag die deutsche kultur. zumindest teilweise ;-)
Eriador antwortete am 18. Okt, 17:30:
für manche ist er lange her, für viele andere ist er das nicht, und so oder so, er wird auf ewig Teil unserer Geschichte sein, egal wie lange es her ist, vorbei ist es nicht, um mal auf die Wahlergebnisse im Osten anzuspielen.
walküre meinte am 18. Okt, 16:36:
fromms "die anatomie der menschlichen destruktivität" lesen und wissen, dass solches immer wieder geschehen kann ...
simon meinte am 18. Okt, 18:05:
danke für diese ausführliche Beschreibung Deiner Stimmung nach dem Film. seit "Schindlers Liste" nach dem ich bis 5uhr! morgens mit meiner Mum und meiner Oma diskutierte, habe ich gemischte Gefühle, wenn solche Filme anlaufen.Einerseits interessieren mich natürlich die verschiedenen Aspekte der Macher. Andererseits wird mir jedesmal auf schmerzhafte Weise bewußt, welche Bestie sich in der Kreatur Mensch versteckt.
Nach solchen Filmen kann ich meist tagelang schlecht schlafen und löchere meine Mitmenschen mit Grundsatzfragen.
Ansonsten eher unempfindlich, jagen mir solche Filme, auch wenn sie von der Vergangenheit handeln, eine Heidenangst ein.
Ich werde wohl nicht darum hin kommen, ihn mir trotzdem anzusehen...
vielleicht ist das ja auch gut so.
Eriador antwortete am 18. Okt, 21:40:
Das ging mir nach "Der Soldat James Ryan" ähnlich, ich hatte einen regelrechten Weinkrampf und hab das tagelang mit mir rumgetragen und ebenso meine Umwelt gelöchert, und ich bin wahrhaft kein naives Unwissendes Kind was das Thema angeht, hab immer viel und fleißig gelesen, und war in Geschichte die 1er Schülerin, aber kommts auf der emotionalen Ebene legts mich lang, ich war grad erst mal 3,5 Stunden in der Sauna, hab mit das Buch von Frau Junge mitgenommen und jetzt gehts mir das erste Mal am heutigen Tag so als sei ich noch Mensch, was auch immer das heißen mag, aber ich denke dennoch das es wichitg ist solche Filme zu sehen, manche Dinge dürfen nicht verblassen.
Eriador meinte am 19. Okt, 19:58:
Geschichte ist erst dann Geschichte wenn es Vergangenheit ist, und Vergangenheit ist es wohl erst, wenn es vorbei, abgeschlossen ist, ist es wohl nicht, nicht so lange es sowas gibt:http://www.deutsches-kolleg.org/
jetzt ist mir ganz schön übel.
EDIT:
HAH! Es gibt doch noch Gerechtigkeit, wie ich grade von Herrn Shhhh erfahren hab (der sich in letzter Zeit ja öfter mit dem Thema auseinandergesetzt hat, sitzen wenigstens 2 der 3 Verantwortlichen im Bau)