damals als ich noch ganz klein war und die Highlights auf dem Mittagstisch noch aus Spaghetti Bolognese und Pfannkuchen bestanden, damals waren Ravioli ganz großes Kino, ein absolutes Festessen und mindestens eben so selten wie die 'echten italienischen Nudeln' die von Mamma Miracoli. Verknappung steigert den Wert, soviel ist sicher. Für Ravioli, auch hier zeigte sich ein gewisses Markenbewußtsein, die echten von Maggi sollten es natürlich sein, wäre ich sogar bereit gewesen meiner Mutter den Abwasch abzunehmen, auch mal an zwei Tagen, und trotzdem gab es sie eigentlich fast nie.

Später, so mit 18 waren Ravioli das perfekte Essen für den Notfall, in der WG natürlich, vor allem aber auch für den 3wöchigen Campingurlaub mit der großen Liebe in Frankreich. Ein paar Dosen Ravioli, die passen natürlich noch in die Lücken, lassen sich weitaus schneller zubereiten als der Miracoli Abklatsch von Aldi und sind deutlich Zeltluft kompatibler als der feurige Texasbohneneintopf der gleichen Preisklasse.

Noch später, so mit 18 und 3 Wochen, kommen sie einem dann erstmal aus den Ohren, vor allem wenn man für die komplette Dauer des Urlaubs im Duft des Essens derer gesessen hat, die so schlau waren die vielen kleinen Lücken im Kofferraum zu einer großen zusammen zu räumen und einen Grill mitzunehmen statt 5-10 Dosen Ravioli, die man eigentlich schon nicht mal mehr riechen mag.

Heute dann mit 28, kauft man sich Ravioli vielleicht noch einmal alle 1-2 Jahre, immer dann wenn man den Urlaub von vor 10 Jahren vergessen hat und sich sentimental an das Festessen der frühen Kindheit erinnert, keine Lust hat sich in der Küche zu betätigen, gerne etwas Warmes essen möchte und der Hühnernudeltopf von Erasco so verlockend erscheint wie Zunge im Kartoffelnest.

... und jedes Mal wieder, wenn man sie dann auf dem Teller hat, ertränkt in Oregano, Parmesan, Zitronenpfeffer, Salz und was sich sonst noch so gefunden hat, weil man den Geschmack beim Abschmecken schon so erschreckend abschreckend fand, weiß man warum die Alkoholiker die in der Schlange an der Kasse von Tante Emma vor und hinter mir standen so begehrlich auf die Dose starren, ihre Bonekamps und Kümmerlinge, Bierflaschen und Kornfläschchen überlegend von einer Hand in die andere wiegen und sich allem Anschein nach nur schwersten Herzens gegen die Ravioli und für die Flüssignahrung entscheiden können, warum der eine oder andere leise "Ravioli" seufzt. Nur jemand dessen Ernährungshighlights aus Miracoli oder Maggi besteht, aus Pfannkuchen und belegten Tomatenbroten, nur jemand der sich kulinarisch noch nicht weit über die deutsche Hausmannskost der Durchschnittsköchin bewegt hat, kann in Ravioli eine schmackhafte Alternative, ja sogar einen Ausbruch aus dem ewigen Einerlei sehen, jemand der hingegen die Freuden der internationalen Küche kennenlernen durfte, der selbst reichlich Experimentierfreude, sogar ein wenig Talent in der Küche zeigt und gerne viel und gut ist, kann eine Dose Ravioli nur als Anlass nehmen bei der Zubereitung der täglichen Ernährung wieder ein wenig mehr Ehrgeiz zu zeigen und kann sich darüber hinaus sicher sein, dass das regelmäßige Aufstoßen diesen Vorsatz auch nicht so schnell in Vergessenheit geraten lassen wird.
freilich meinte am 1. Dez, 21:05:
pah!
die "echten" von Maggi! schauder. Das hätt ich mir nicht von Ihnen erwartet, Frau Eriador. Da rollt es meinen italienischen Wurzeln die Zehennägel auf. 
Eriador antwortete am 1. Dez, 21:08:
:) nuja, ich war doch noch jung und klein, und im Übrigen sind es da ja die Kochkünste meiner Mutter die in Zweifel zu ziehen sind, ich hab meine Lektion heut ja mal wieder gelernt :) 
freilich antwortete am 1. Dez, 21:12:
nun ja
bei muttern schmeckts am besten, da muss ich Ihnen schon Recht geben. Ob die Mama nun Maggi oder Rana heißt ist wahrscheinlich Jacke wie Hose ;-)
die meinige hat mich übrigens nie bekocht. Sie hasste es. 
Eriador antwortete am 1. Dez, 21:18:
na von einer leidenschaftlichen Liebe meiner Mutter zum Kochen kann man da sicherlich auch nicht reden, sie hat´s halt gemacht, daher war Maggi oder Miracoli ja auch ein Highlight :) Im übrigen, original italienisch steht da oben in Bezug auf Miracoli :) 
slivey antwortete am 1. Dez, 23:17:
na,
da scheine ich (diesbezüglich) wohl eine angenehmere Kindheit gehabt zu haben. Meine Mama hat immer (tut sie noch heute, ich bin 32) für uns gekocht. Damals hatte sie sogar über einen Zeitraum von 2 Stunden warmes Essen da, je nach dem, wann wir nach Hause kamen (wir Kinder und Papa zur Mittagspause). Ohne Mikrowelle, wohl gemerkt und aufgehorcht! ;)

Heute lockt sie mich ab und an immernoch nach Hause ("Guck' doch kurz herein, ich habe noch drei Teller in der Tiefkühltruhe, die ich für Dich mitgekocht habe!"), ... Mama halt! :)

sagen Sie ja nichts gegen meine Mama ;-) 
Eriador antwortete am 1. Dez, 23:35:
Heute geh ich auch gern zu meiner Mutter zum Essen, Rouladen oder Spießbraten etc. pp. denn Verknappung erhöht den Wert heut ess ich das was ich früher gehasst hab für mein Leben gern und andersrum :) 
jazz_und_mehr meinte am 2. Dez, 09:46:
Danke
für diese schönenfiesen Erinnerungen. Am schlimmsten für mich war es, als Muttern dann anfing, die Vollkornravioli mit vegetarischer Füllung zu kaufen. Da kam es dann zu ersten Anflügen von Rebellion beim kleinen Jazzer ;) 
Eriador antwortete am 2. Dez, 10:02:
uaahahh ok. dass ist mir zum Glück erspart geblieben :) 
jazz_und_mehr antwortete am 2. Dez, 10:08:
Sei froh ...
 

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