Es ist vollbracht, ich habe so eben mein Zeugnis erhalten und beim Auspacken die Glanznote von 1,4 entdeckt, was bedeutet, dass meine Diplomarbeit trotz aller Zweifel und aller Gedanken darüber, was ich wie hätte besser machen können, eine absolut nicht erwartete 1,3 eingespielt hat. Das mein Gesicht in ungekannte Formen ziehende Grinsen, wird mir so schnell wohl nicht mal Benedikt der 16. wegwischen können.

HEUTE WIRD GEFEIERT!

An dieser Stelle noch mal meinen herzlichen Dank, an all jene, die mir hier immer wieder so lieb so viel Mut zugesprochen haben und die mich auf so viele Arten und Weisen so unglaublich herzlich unterstützt haben.

In Anbetracht der Tatsache, dass mittlerweile jedes 1,5te neueröffnende Weblog ein Sexblog ist, bleibt mir nur eines festzustellen:

Wer nichts zu sagen hat, sich aber dennoch genötigt fühlt bei allem mitzumachen, was grade so hip ist, dass es alle tun, tut eben das was am leichtesten erscheint, er schreibt über Sex, solchen den er hat, solchen den er gerne hätte oder solchen den er nie haben wird. Doch lasst Euch eines gesagt sein, liebe unglaublich hippe und so bodenlos langweilige Sexblogschreiber, vor allem geschriebener Sex ist nur dann spannend und lesenwert, wenn er von jenen geschrieben wird, die ihr Handwerk verstehen. Denn auch hier ist alles wie im wahren Leben, wer kein Fingerspitzengefühl und nichts weiter als eine große Klappe hat, der wird schlichtweg nie zum Zug kommen und den anderen immer nur neidisch hinterher schauen.

19.04.2005
Die Tatsache, dass Josef Kardinal Ratzinger nun zum neuen Papst erkoren wurde, trägt wohl dem Umstand Rechnung, dass ich den Gedanken nicht mehr los werde, dass es wohl besser ist, es mit einem Übel zu tun zu haben, das einem vertraut ist, als mit einem das weitgehend unbekannt ist und welches vorrangig nichts Gutes ahnen lässt.

Mir schwant, dass ich doch noch beginnen werde Karol Woityla zu vermissen.

Es war wohl unvermeidlich, doch genau wie bei der US-Präsidentenwahl und der Hoffnung, dass doch Kerry derjenige sein könnte, der als Gewinner aus ihr hervorgehen würde, blieb auch hier die Hoffnung, dass ein Wunder geschehen würde. Welcher Kontext hätte für ein solches besser geeignet sein können?.

Doch gut, nachdem Wunder allem Anschein nach zum Anachronismus verkommen sind, hat nun George W. Bush sein Ebenbild im Vatikan gefunden, was folgerichtig bedeuten müsste, das die George W. Bushs dieser Erde begonnen haben, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass ich das nicht beunruhigend finde, und da nun Ratzinger das sagen hat, jener der Kardinäle, der als Anhänger des katholischen Fundamentalismus angesehen wird, sollte man mit dem Lügen wohl wieder vorsichtiger werden, denn ich bin fest davon überzeugt, dass er alles daran setzen wird, die Inquisition allein zum Schutz des Glaubens und zur Rettung des Ansehens der katholischen Kirche wieder einzuberufen. Denn ich bitte Euch, man will der Kirche wieder zu einem besseren Stand in der Welt verhelfen, Reformen währen eine Möglichkeit gewesen, aber der Ausgang ist doch ungewiss, nachher steht man am Ende da, hat Zeit und Gold vergeudet und nichts erreicht, die Inquisition hingegen hat sich bewährt, natürlich gab es tragische Irrtümer, aber irren ist menschlich und außerdem hat man sich dafür doch bereits entschuldigt und geläutert, so gesehen sollte man das nicht überbewerten. Alle haben ein wenig gebeichtet, ein paar Rosenkranzumdrehungen gebetet und um Absolution gebeten die Mördern und Kinderschändern fraglos erteilt, meiner geschiedenen Mutter jedoch verwehrt wird. Oh Du schwarz weiße Kirchenwelt.

Aber mal Spaß beiseite, die Frage die sich mir hier unweigerlich stellt ist: Wer um alles in der Welt hat in den vergangenen Tagen die Gerüchte gestreut, dass mit dem neuen Papst alles anders wird, der alte Konservatismus aufgebrochen wird? Alles Wunschdenken? Wahrscheinlich. Doch spricht grade dieses Wunschdenken nicht für sich? Spricht das nicht dafür, dass die Menschen und auch die Katholiken dieser Welt der Meinung ist, dass es für die katholische Kirche an der Zeit ist, aufzuwachen den Staub der Jahrhunderte abzuschütteln und zu überdenken, in welcher Hinsicht die Kirche den Menschen wieder näher gebracht werden kann? Mit Ratzinger ist jedoch definitiv jemand gewählt, unter dem dies alles nicht stattfinden wird, unter dem kaum zu erwarten ist, dass eine Lockerung der alten Regeln vorgenommen wird, dsas die Kirche zeitgemäßer wird.

Mit Ratzinger geht die Kirche geschlossen zurück ins Mittelalter. Und das was für uns, in der ‚1. oder 2. Welt’ weitgehend undramatisch weil überwiegend folgenlos ist, kann sich für die so genannte 3. Welt zu einer ausgemachten Katastrophe auswachsen. Verglichen mit Ratzinger war Woityla schon fast ein Liberaler und bereits er hat dazu beigetragen das Elend des schwarzen Kontinents zu vergrößern. Was ist nun in dieser Hinsicht von Ratzinger zu erwarten?

Wird er in der Frage von Familienplanung, Verhütung, Abtreibung von seiner alten Position abweichen? Wird er beginnen aufzuklären statt zu predigen? Wohl kaum. Zugeständnisse hat man gemacht, die Fehler der letzten 2000 Jahre, zumindest die offen sichtbaren und viel kritisierten, hat man zugegeben und sich dafür entschuldigt. Jedoch hat das Erkennen dieser Fehler mitunter tatsächlich fast 2000 Jahre gebraucht, da kann man sich doch an 5 Fingern ausrechnen wie lange es noch dauern wird, bis Mann einsieht, dass man gegenüber Afrika in der Verantwortung ist.

Mein heutiges Kalenderblatt weißt mich auf Folgendes hin: „Prognosen sind schwer – zumal sie die Zukunft betreffen“ Tagesthemen am 10.07.2003 das impliziert immerhin, dass zumindest die Möglichkeit besteht, ja, dass nicht immer alles so kommen muss, wie es rational betrachtet zu befürchten steht, hoffe ich also einfach das Beste?

Das Dumme dabei ist die Sache mit George W., ich werde den Gedanken nicht los, dass diese beiden Männer viel verbindet, in ihrer Überzeugung und Starrsinnigkeit die fast an Blindheit grenzt, in ihrem Fanatismus dem was sie vertreten zu wahrer Größe und dem ihm gebührenden Ansehen zu verhelfen. Der Glaube an das Gute im Menschen und die Hoffnung auf den Sieg der Vernunft hat mich bei Georgie Boy stark in die Irre geführt und bis ins Mark desillusioniert, er hat mit Pauken und Trompeten alle gängigen Befürchtungen locker übertroffen, so komme ich nicht um den Gedanken herum, dass man sich hüten sollte Ratzinger zu unterschätzen, in ihm nur den Übergangspabst zu sehen. Das Gefährliche an jenen, die aus tiefster Überzeugung handeln ist, dass sie gefeit sind gegen jede Form der Kritik, dass sie nicht gelenkt oder geleitet werden können, dass sie den einmal eingeschlagenen Kurs in der Regel nicht mehr verlassen.

19.04.05

Jedes Mail wenn ich bei M. und G. zu Besuch bin, wundere ich mich darüber, wie sehr mir zwei Menschen auf die Nerven gehen können, die ich eigentlich mag. Das, was mich dabei wirklich am stärksten strapaziert, ist die Tatsache, dass der Grad der Gereiztheit den ich über die Dauer der verstreichenden Minuten in ihrer Gesellschaft verspüre, um Längen den übertrifft, zu dem ich mich wohlig und entspannt fühle. Es fällt mir zunehmend schwerer, witzig zu finden, was als urkomisch dargeboten wird, dem Bild zu entsprechen, dass sie sich vor Jahren von mir gebildet haben, als echt zu empfinden, was meinem Gefühl nach aufgesetzt daher kommt.

Bestimmt tue ich ihnen irgendwie unrecht, bin ich wahrscheinlich, wie so oft einfach nur zu ungeduldig, zu selten hier, zu wenig vertraut mit ihrem Leben, als dass ich mir tatsächlich ein Bild ihres Seins machen könnte. Doch trägt die gefühlte Distanz zwischen mir und dem ich das sie in mir sehen mehr und mehr dazu bei, dass meine Besuche immer seltener und meine Anrufe immer sporadischer werden.

Bin ich ganz ehrlich muss ich gestehen, dass ich genau dies, in wenigen entspannten Momenten aufrichtig bedauere, mir dann wünsche, in der Lage zu sein, mich weiter zu öffnen, vorurteilsfrei dem zu begegnen, was so häufig von meiner Gereiztheit geblockt wird. Und bin ich noch ein wenig ehrlicher, dann weiß ich nicht, ob dieses Verhältnis überhaupt noch bestehen würde, wenn sie nicht einerseits den Schlüssel zu einem Tor meines Lebens bereithielten, der eigentlich bereits der Vergangenheit angehört und der, böten Sie mir nicht gelegentlich die Möglichkeit hindurch zu treten schon lange dem Vergessen anheim gefallen wäre und sie darüber hinaus nicht diejenigen wären, die den Kontakt erhalten, immer wieder abstauben und aus der Schublade holen, in der ich ihn jedes Mal nach dem ich hier war für eine Weile verschwinden lasse.

Vergleichbar dem Verhältnis zu meiner Mutter, welches lange Jahre vorrangig von Schuldgefühlen ob all meiner Versäumnisse in töchterlichen Pflichten geprägt war, habe ich in meinen zynischsten Momenten den Eindruck, dass es hier primär Pflichtbewusstsein ist, aufbauend auf dem Gefühl diesen Menschen, denen ich so viel bedeute, nicht das entgegen zu bringen, was sie mir entgegen bringen, dass mich schlussendlich immer wieder hier einkehren lässt.

In solchen Momenten fühle ich mich zwangsläufig als schlechter Mensch, obwohl ich mir vielleicht einfach nur zugestehen müsste, dass die Dinge sich ändern und Menschen sich in ihrer Entwicklung sich ebenso häufig auseinander wie zueinander entwickeln. Und das ersteres wohl zwangsläufig ein Gefühl der Fremdheit und Distanz nach sich zieht.


23.04.05
Mit der Distanz von ein paar Tagen und unter Zugabe einiger Informationen, die ich erst nach dem Schreiben des oben stehenden Textes gewonnen habe, wage ich zu sagen, dass ich mit meiner Einschätzung nicht so falsch lag, ihr Leben ist zu einem gewissen Grad konstruiert, in eine Form gepresst und konserviert, ohne die Hoffnung oder Aussicht auf Wandel, Veränderung in jedweder Form, fest in seinen Grenzen und Regeln und angefüttert durch die Möglichkeit durch das kritisieren des Lebens anderer das eigene als ein besseres zu empfinden. Mit einem Hochmut und einer Arroganz, so blind und intolerant für die Wünsche und Träume anderer, dass ich mich frage, wie ich mich überhaupt fragen konnte, wieso Besuche bei ihnen mich nervlich immer wieder aufreiben. Ich habe meine Form verlassen, das haben sie erkannt, ich hab mich jedoch nicht in die prophezeite Richtung entwickelt, das macht meine Bewegung inakzeptabel und zieht zwangsläufig die Notwendigkeit einer gehörigen Gehirnwäsche nach sich, welche im Ergebnis dazu führen soll, dass ich endlich heirate, Kinder kriege und beginne, das Leben zu führen, dass Frau in meinem Alter zu führen hat. Wie sollte ich da anders reagieren als gereizt? Ich habe bereits ein Paar Eltern, was will ich mit einem zweiten? Noch dazu einem, das darum bemüht ist, den Job noch beschissener zu machen, als das erste?

18.04.2005
Grade als ich dachte, ich hätte es in Punkto kleine Katastrophen die einem den Alltag versüßen auf das Maximum dessen gebracht, was ein Normalsterblicher so in 2 Tage, sprich 48 Stunden – was nicht wirklich viel ist – packen kann, rutscht mir meine Clinique Gesichtsseife aus der Hand und landet im weit geöffneten weißen Maul der Hoteltoilette. Unnötig zu erwähnen, dass diese nicht mit einem Sattelspüler ausgestattet war.

17.04.2005

Um das Ganze jetzt zu einem Abschluss zu bringen: Mittlerweile ist es 22:25 Uhr und ich sitze endlich in meinem Hotelzimmer auf meinem Hotelbett, der Weg hierhin war sehr steinig, hat aber schlussendlich zweifelsohne zum Ziel geführt. Anmerken möchte ich jedoch, dass es meine Odyssee mit besteigen des Fliegers nach München leider nicht beendet war. Vielmehr ging es, angekommen an der Stadt an der Isar, der ich schon unter normalen Umständen nicht sonderlich zugetan bin, genauso weiter, wie es in Köln aufgehört hat. Der Flug war so gesehen nichts weiter als das Auge des Hurricans und wurde nur dadurch ein wenig überschattet, dass einem Flugängstler wir mir eine Wartezeit von 4 Stunden nicht unbedingt zuträglich ist. Insgesamt dürfte ich dort heute einfach nur im Sitzen beim Warten rund 5000 Kalorien verbrannt haben.

Aber egal, zurück zum Thema. In München angekommen, bekam ich auf Anhieb meine Tasche und fand auch direkt die Information, J. hatte mir netterweise schon alle Eckdaten gemailt, so dass ich tapfer und bestimmt sagen konnte, wo ich hin will und welche Informationen mir noch fehlen. Mein siegessicheres Lächeln verging mir umgehend, als die eine Dame so sagte und die andere wieder ganz anders. Danach folgten 20 Minuten, in denen meine Informantinnen verschiedene Ordner wälzten und sich um die Wette Stadtpläne mit widersprüchlichen Informationen unter die Nase hielten. (Schlussendlich war die erste Info die richtige - natürlich) Ich muss zugeben, zu diesem Zeitpunkt war ich bereits soweit, dass ich ständig über meine Schulter schaute und versuchte die ‚Versteckte Kamera’ oder zumindest Paola oder Kurt Felix zu entdecken (machen die das überhaupt noch?). Als nichts davon in mein Gesichtsfeld rückte, schulterte ich mein Schicksal und wendete mich dem Fahrkartenschalter zu, an welchem man mir mitteilte, dass man leider nur Bargeld nehme und Kartenzahlung nicht möglich sei (am FLUGHAFEN?!?!?! In MÜNCHEN?!?!?) die etwas kundenfreundlicheren Schalter fand ich leider erst, als ich am EC Automaten der Reisebank bereits Geld zu 4 Euro Fremdkostengebühr gezogen hatte.

Meine S-Bahn brauchte schlappe 60 Minuten bis sie mich in etwa in die Nähe meines Hotels gebracht hatte und als ich endlich aus den Eingeweiden des Münchener Untergrundes rauskroch flammten in kurzer Folge einige sehr beeindruckende Blitze auf und es empfing mich ein unter anderen Umständen wirklich sehr schöner und wohlriechender Platzregen, der mich nach diesem Tag jedoch nur noch veranlasste meinen Blick zum Himmel zu richten und ... Dinge zu sagen, die sich hier nicht schicken würden.

Abschließend erfreute mich noch Folgendes: Das Hotel wirbt im Aufzug dick mit Wlan, ein Lichtblick möchte man meinen, doch auch nur dann, wenn sich ein Nachtportier finden würde, der mir sagen könnte, warum mein Rechner kein Netzwerk findet, so bekomme ich leider immer nur die Antwort: „Nix verstehn, WLan wir haben, ja ja WLan WLan, jahaa!“

Ehrlich, ich gebe auf! Und noch viel ehrlicher: Hütet Euch vor Tagen, die perfekt beginnen, bleibt lieber im Bett und zieht Euch die Decke über die Ohren.“

PS. Ich hab grade einen Internet Informationszettel gefunden: Wenn ich WLan nutzen möchte, soll man sich bitte an der Rezeption das dazugehöriger Kabel holen. Das nenn ich mal Wireless!

 

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