Wie hier an anderer Stelle schon öfter bemerkt, bin ich 28 Jahre alt, wie ich nicht weiter bemerken muss, kommt man sich in jedem Alter wahnsinnig erwachsen vor, mit 3 ist man schon lange groß genug um selbst zu entscheiden, was man gerne anziehen möchte und kann gar nicht verstehen, dass Mutter einem immer dieses Babyzeugs andrehen möchte.
Mit 7 ist man alt genug um freie und völlig vernünftige Entscheidungen zu treffen, man ist ja schon groß, regelrecht erwachsen und schließlich geht man auch schon seit einem Jahr in die Schule.
Spätestens ab 13 weiß man ohnehin was für einen selbst am besten ist und Eltern sind eigentlich nur noch eine leidige Notwendigkeit, die man wohl noch ein paar Jahre ertragen muss, die aber zu allem Überfluss jetzt so langsam immer nerviger wird und ständig etwas von Rechten und Pflichten faselt.
Soweit so gut, mittlerweile schmunzelt man selbst ein ums andere Mal, wenn man Freunden zuschaut, die bereits Kinder haben, Kinder, die ihren Eltern die Hölle heiß machen, weil sie der festen Überzeugung sind alles besser zu wissen und vor allem am besten zu wissen was für sie selbst das Beste ist. (Kurze Hosen bei 10 Grad Minus zum Beispiel)
Aber mit 28, wo ich bereits seit 10 Jahren mein Leben ganz allein auf meinen eigenen Füßen führe, finanziell selbstständig bin und es geschafft habe zumindest ansatzweise ein paar Träume relativ respekttabel zu verwirklichen, da erwarte ich tatsächlich, dass man meine Meinung erfragt und nicht einfach Entscheidungen über meinen Kopf hinweg trifft, vor allem nicht, wenn sie meinen Geldbeutel ganz empfindlich treffen. Ich erwarte, dass man anerkennt, dass ich "schon groß" bin und meine eigenen Entscheidungen treffen kann und vor allem auch muss, da ich selbst am besten weiß was geht und was nicht.
Und mit 28 bin ich wahrhaftig zu alt mir von meiner Mutter sagen zu lassen, "stell Dich nicht so an, Du machst Dir viel zu viele Sorgen, nimms doch mal locker und freu Dich. Sei nicht so undankbar ... " (die ewig alte Litanei, die der eine oder andere von Euch sicherlich schon das ein oder andere Mal gehört hat) im Regelfall reg ich mich ein wenig auf und denk mir dann "lass gut sein, ist den Stress nicht wert" leg den Hörer daneben und gut ist. Doch gestern und heute ist mal eben mein Einkommen für den kommenden Monat verplant worden, ohne einmal mit mir darüber zu reden, ohne mir eine Chance zu geben Mitsprache zu halten. Info erfolgt erst hinterher, wenn alles bereits passiert ist, wenn es nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
"Stell Dich nicht so an, das klappt schon."
Ich kann kaum beschreiben wie wütend ich bin, wie verletzt, wie fassungslos über die Gedankenlosigkeit einer Person, die nah genug dran ist, als das sie wissen müßte.
fribble meinte am 5. Okt, 13:11:
....
DAS kann frau k. sehr gut verstehen. bei ihr würde das ganze wahrscheinlich ich einem mittelschweren erdbeben enden.
aber eine frage hätte sie da noch: frau e. hat denn jemand eine vollmacht über ihr konto?. 
Eriador antwortete am 5. Okt, 13:20:
nein, das war in dem Fall nicht notwendig, mein Stiefopa ist vor einiger Zeit ins Heim gekommen, sein Besitz ist unter der Verwandschaft aufgeteilt worden und dabei ist mir sein Auto zugefallen, eine "Liebe ist Rostbraten"-Aktion meines Stiefvaters, schön insofern, als das ich keines hab und mir so schnell auch keins hätte leisten können, ich aber in absehbarer Zeit durchaus in die Verlegenheit komme regelmäßiger eins zu benötigen. Das ganze ging Monate lang hin und her und zwischendurch war nicht mehr klar ob ichs kriege, gestern war dann wohl endlich alles klar und dann sollte alles Schlag auf Schlag gehen, da mein Stiefvater aber nicht mehr mit mir redet, hat er das meiner Mutter mitgeteilt, die ist darauf hin los, hat das Auto versichert, es zur Werkstatt gebracht, alles mögliche in Auftrag gegeben und mich DANACH informiert, jetzt ist SIE sauer, das ich so undankbar bin, zahlen muss die Rechnung aber natürlich ich (will ich auch nicht anders, sie hat nämlich auch nichts und ich komm nun mal lieber selber für mich auf) aber nicht alles was jetzt gemacht wurde, wäre jetzt notwendig gewesen. "Was soll das, wo bekommst Du denn sonst ein 5 Jahre altes Auto für das Geld her?" mag sie recht haben, aber das Geld (~ 300- 400 Euro) sind für mich verdammt viel Geld, die zahl ich nicht einfach aus der Portokasse, somit trifft sie jetzt nicht nur mich, sondern auch jemanden, dems noch mieser geht als mir und dem ich was geliehen habe.

Mittelschweres Erdbeben? Nennen sie mich Mt. St. Helens! 
fribble antwortete am 5. Okt, 13:28:
[..]
oho. was für eine besch... situation. 
Eriador antwortete am 5. Okt, 13:45:
:)
irgendwie..vertrackt, andererseits gewöhn ich mich langsam dran, immer wenn ich glaube ich hab einen grünen Zweig erreicht rupft jemand die Blätter ab. 
hb antwortete am 6. Okt, 10:14:
Auf wen ist das Auto zugelassen? 
Eriador antwortete am 6. Okt, 11:05:
auf meine Mutter, auch eine der Sache, bei denen ich kein Mitspracherecht hatte und erst später hinzugeschaltet wurde, aber auch das ist mittlerweile geklärt. 
walküre meinte am 5. Okt, 13:52:
wieso nur kommt mir da sofort ein ausspruch in den sinn:
das gegenteil von "gut" ist "gut gemeint" ...

und: timeo danaes et donam ferentes - soll heißen, dass die zeit der trojanischen pferde noch nicht vorüber ist ! 
Eriador antwortete am 5. Okt, 13:57:
Ja das ist ein Unterschied, den ich meiner Mutter noch nie begreiflich machen konnte, die letzte SMS lautete dann grade auch, "Los jetzt freu Dich endlich" ne klar, zu Befehl, mir kommt dann immer folgender Spruch in den Sinn "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert"

Was die trojanischen Pferde angeht bleibt jetzt nur zu hoffen, dass sich die Karre nicht als solches entpuppt, den verkaufen kann ich ihn jetzt auch nicht, um mir beispielsweise was günstigeres kleineres zu holen, denn den Brief, den krieg ich erst zu Weihnachten oder später. Man muss ja mal schauen ob ich das Geschenk denn auch zu schätzen weiß. Manchmal frage ich mich wirklich ob die sich vorstellen können wie schwer ein Leben zu finanzieren ist, wenn man kein regelmäßiges Einkommen hat und dabei versucht ein Studium zu Ende zu bringen, dabei sind beide eigentlich das genaue Gegenteil von vermögend. 
walküre antwortete am 5. Okt, 14:10:
knallhart formuliert: mich erinnert diese gangart frappant an meine eltern, die erst dann begriffen haben, dass ich mein eigenes leben führe, als ich ihnen freundlich, aber mit nachdruck - nicht verbal, sondern durch mein verhalten - signalisierte, dass sie mir den buckel runterrutschen können, solange sie mich behandeln wie ein kleines kind ...

btw: kann es sein, dass du ein einzelkind und die einzige in der familie mit studienabschluss bist ? 
Eriador antwortete am 5. Okt, 14:17:
Wie hast Du das nur gemerkt? :)

Meinem Stiefvater hab ich letztes Jahr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben was er mich mal kann wenn er nicht aufhört zu saufen und weitermacht damit seins und die Leben aller Menschen in seinem Umfeld zu zerstören, er hat sich fürs Saufen entschieden, daher redet er auch nicht mehr mit mir, daür krieg ich ein Auto geschenkt (Liebe ist Rostbraten sagt herr shhhh da immer sehr treffsicher)
Bei meiner Ma muss ich da ein wenig vorsichtiger sein, allerdings war sie in den letzten Jahren auch ein wenig zurückhaltender. (Die Familie ist nicht mehr besonders groß, eigentlich besteht sie nur aus mir und ihr.) 
walküre antwortete am 5. Okt, 14:23:
ich hab mal in einem buch über systemische therapie sinngemäß folgenden satz gelesen:
"wenn ein mensch versucht, ein rigides system zu verlassen, werden die anderen mitglieder dieses systems alles daran setzen, dies zu verhindern"

warum wohl ? weil aufgrund der dadurch notwendigen neuordnung ihr eigenes leben massiv ins wanken gerät, und wenn es von vornherein instabil ist, besteht extreme einsturzgefahr ... 
Eriador antwortete am 5. Okt, 14:31:
Trifft den Nagel auf den Kopf, allerdings waren wir schon mal einen Schritt weiter, damals bin ich extra nach Augsburg gezogen um die Ketten zu sprengen, das hat, wie ich in den letzten zwei Tagen überdeutlich zu spüren bekomme, wohl nur bedingt geklappt. 
walküre antwortete am 5. Okt, 14:43:
nein, räumliche distanz spielt dabei keine rolle - es geht rein um die persönliche ausstrahlung, um das grenzen-setzen; es funktioniert auch nicht, sich in eine beziehung zu retten (war meine vermeintliche chance), denn entweder der partner ist selber schwach und hat den eltern nichts entgegenzusetzen oder er fühlt sich zu dir hingezogen, weil er dich für schwach hält und er eine unterlegene partnerin braucht. 
Eriador antwortete am 5. Okt, 14:50:
Die räumliche Distanz hat mir damals durchaus geholfen und zwar insofern, als das ich dadurch wieder Luft zum Atmen hatte, mein Stiefvater ist einer von der Sorte, die die Telefonrechnung kontrollieren und das Geld einziehen und für sich behalten, so bitter das im Grunde ist, für mich war es die Rettung, sie konnte nicht mehr dreimal am Tag anrufen und stand auch nicht mehr alle naselang vor der Tür, das hat mir Raum gegeben zu sehen wo ich stehe, und sie wurde auf die Art gezwungen ihr Leben wieder selbst zu leben, und nicht durch mich. Aber in einem Punkt hast Du zweifelsfrei recht, so stolz sie auf ihre Tochter ist, Studium und Ausbildung und alles kriegt die Kleine alleine geregelt, genauso liegt da der Hund begraben, ich bin sicherlich auf ewig die Tochter meiner Mutter, aber ich kann nicht für den Rest meines Lebens die Kleine sein, das wiederum setzt aber auch voraus, dass ich aufhöre mich ständig für ihr Leben verantwortlich zu fühlen. 
simon antwortete am 5. Okt, 15:03:
Kommt mir alles sehr bekannt vor, was ich hier lese[n. muss] Ich kann Dir nur raten, schnellstmöglich Deinen Standpunkt ein für alle mal klar zu stellen. Hier hat jemand es versäumt, sich rechtzeitig einzugestehen, daß Du erwachsen bist.

Da will Dich jemand mit aller Gewalt daran hindern "Deine eigenen Fehler" zu machen.

Ich glaube, da hilft nur eine ganz klare Aussprache.

 
walküre antwortete am 5. Okt, 15:12:
@eriador
bingo - genau DAS ist der punkt, denn sie schieben indirekt eine menge verantwortung auf dich ab; das funktioniert über viele kleine unterschwellige signale, und bedingt durch die zahllosen introjektionen aus deiner kindheit reagierst du prompt wie der allseits bekannte pawlowsche hund ...


kennst du diese zeilen ?

eure kinder sind nicht eure kinder,
sie sind die söhne und töchter
der sehnsucht des lebens nach sich selber.
sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
und obwohl sie mit euch sind,
gehören sie euch doch nicht.
ihr dürft ihnen eure liebe geben,
aber nicht eure gedanken,
denn sie haben ihre eigenen gedanken.
ihr dürft ihren körpern ein haus geben, aber nicht ihren seelen,
denn ihre seelen wohnen im haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren träumen.

ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen,
denn das leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im gestern.
ihr seid die bogen, von denen eure kinder
als lebende pfeile ausgeschickt werden.
der schütze sieht das ziel auf dem pfad der unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner macht,
damit seine pfeile schnell und weit fliegen.
lasst euren bogen von der hand des schützen
auf freude gerichtet sein,
denn so wie er den pfeil liebt, der fliegt,
so liebt er auch den bogen, der fest ist.

khalil gibran, aus "der prophet" 
Eriador antwortete am 5. Okt, 20:25:
Liebe Walküre 1000 Dank, ich hab diese Zeilen vor über 10 Jahren in Frankfurt auf einem Poster in einer Küche gelesen, da stand aber nicht drunter von wem es ist und keiner konnte es mir sagen, seit dem war ich auf der Suche danach :) Klein ist die Welt-
Darüberhinaus, danke an Euch beide, ich hab das Auto vorhin mit meiner Mutter geholt, und dabei auch noch mal ein paar Dinge klar gestellt, eigentlich ist es schon lange nicht mehr ihre Art mir meine Fehler abnehmen zu wollen, aber hin und wieder bricht es scheinbar aus ihr raus, die Sache ist jetzt bestmöglich bereinigt. 
simon antwortete am 5. Okt, 20:35:
...Du klingst jetzt richtig erleichtert. schön :-) 
Eriador antwortete am 5. Okt, 21:05:
bin ich auch, danke :) 
Twentysomething antwortete am 5. Okt, 21:24:
Schade, ...
dass ich erst jetzt dazu stoße. Miss Eriador, Sie hören sich schon viel besser an. Zum Gesagten: alles spricht auch mir aus der Seele. Ich kenne diesen Konflikt. Es ist so vertrakt! Eltern sind Eltern, Kinder sind Kinder. Dieses Klischee Generationskonflikt, der einem zu schaffen macht. Als ich vor 4 Jahren mal nach NYC ging begründete ich das mit "ich möchte nicht mehr nur die Tochter von A-K. sein, sondern ein eigenes Profil und eigene Ansichten entwickeln [...]". Meine Ma hat sich darüber sehr aufgeregt... Ach ich fühlte mich doch noch mit 18 an den Kindertisch verwiesen. Hach, ja....! Grüße an euch drei! 
Eriador antwortete am 6. Okt, 08:31:
Ja loslassen fällt Eltern oftmals schwerer als Kindern, zurückblickend auf meinen Auszug, vor allem den Eltern (Müttern) die in ihrem eigenen Leben unglücklich sind. Aber die Formen varieren wahrscheinlich nur, bei meinem ExFreund war es weit vertrackter, ist muss man eigentlich sagen, weil seine Eltern ihn auf weit subtilere Weise zu Hause festhalten. 
walküre antwortete am 6. Okt, 10:10:
schön, dass es dir wieder besser geht ! zum thema exfreund: zum zuhause-festhalten gehören schon zwei - innerlich loslassen ist EINE sache, aber keine mensch kann mich zwingen, im elternhaus wohnen zu bleiben ... 
Eriador antwortete am 6. Okt, 11:03:
Das stimmt allerdings :) (ich glaube allerdings auch das würde weder meine Mutter noch ich überleben *g*)

Er wohnt allerdings nicht mehr zu Hause, zumindest nicht physisch, im Kopf ist er allerdings immer noch so fest dort verankert, das man es manchmal kaum mehr für möglich hält. 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma
Site Meter