Schottland fuer Anfaenger

Jetzt gehöre ich nicht zu den Menschen, die Tostbrot für das Meisterwerk der Bäckerinnung halten und ich bin auch nicht der Meinung, dass die Notwendigkeit besteht Scharfsgedärm in eine übel aussehende und nur mäßig appetitlich riechende Pampe namens Haggis zu verwandeln, und doch muss ich sagen, dass Schottland in unter gewissen Aspekten ein wahres Schlaraffenland ist.

Ist man bereit auf das zu verzichten was gemeinhin unter Vollwertkost oder zumindest ausgewogener Ernährung verstanden wird, kann man es gar nicht besser treffen als in Schottland.

Ich habe definitiv noch nie bessere Schokolade gegessen. Vergeßt Lindt, Milka, Sarotti, Reber, .... CADBURY heißen die Schokoladengötter der Stunde! Träume in Caramel, Double Chocolate, Honig/Caramelcrispies, hauchdünn gefaltener weißer Schokolade, zartes Nuts & Fruit Kombinationen, hauchdünne Schokoladenmäntel die einen Fudge-Kern verstecken, der einen schier um den Verstand bringt und und und.

Daneben, Walkers Crisps Variationen, Prawn Cocktail, Cheese & Chives, Salt & Vinegar, Roastet Chicken, Smoky Bacon, Thai Sweet Chili, Ready Saltet, ....

Und daneben Mini-Kuchen, vergleichbar mit unseren Yes-Tortys aber von Mars, Bounty, Rolo, MilkyWay und nicht zu vergessen weiße Toblerone, schwarze Toblerone zwischen 500 g und 1 kg!

Schlichtweg ein Land in dem zumindest in gewissen Kategorien Milch und Honig fließen!

Ich habe fast eine Woche gebraucht um meinen Mund aufzumachen und einfach so drauflos zu sabbeln.

Für jemanden wie mich, der seinen Mund eigentlich nie zu macht, war das eine eher seltsame Erfahrung. Am ersten Tag hab ich einfach gar nichts verstanden und aufgrund der nicht vorhandenen Vokabeln in meinem Kopf war, wenn ich mal was gesagt habe, meine Stimme so leise, dass man mich beim besten Willen kaum hören konnte, in Loch Lomond und Inverness waren fast mehr Deutsche als Schotten oder Engländer, sowohl Deutsche als auch die anderen vorwiegend eher in Gruppen auftreten und nicht unbedingt Gesellschaft suchen und erst zurück in Edinburgh, stoße ich ständig auf Menschen wie mich, solche die allein reisen, um jemanden zu besuchen, Schottland oder die Welt zu sehen.
Und plötzlich klappt´s mein Mund öffnet sich wie von allein und ich sabbel drauf los, ohne Punkt und Komma, immer noch mit viel zu wenig Vokabeln und vor allem ohne Grammatik, aber wen kratzt das, mein Gegenüber allem Anschein nach nicht. Denn eine Woche den Mund zu halten, hat dazu geführt, dass die Labertasche in mir sich lieber die Blöße gibt was Falsches zu sagen, als gar nichts zu sagen :)

Ad. Zurück in Deutschland habe ich ein so gut funktionierendes Dictionary in meinem Kopf, dass es mir schwer fällt mich mit Deutschen zu verständigen. Also das Ganze von vor: NotAus!

am Ufer, ein Rudel von Polizisten und Tauchern und reichlich Polizeiabsperrung sind wohl ein ziemlich sicheres Zeichen dafuer, dass man die bessere Wohngegend verlassen hat!

Irgendwie hatte ich mir den weniger verlockend vorgestellt. Wohin man hier schaut, Bekleidung, Bücher, CDs, DVDs, Schokolade (!!!), Kekse, Brot, Shampoo, eigentlich alles, überall stößt man auf folgende Zeichen 3/2 oder 2/1.

Meint, kauf 3, Respektive 2, bezahle 2 bzw. 1.

Wie soll sich ein vernünftiger Mensch, mit einer leichten Neigung zum Hamstern denn da an tatsächlich benötigte Mengen halten!?!?!

Kaum ein anderes Tier scheint es hier öfter zu geben als das Schaf, zumindest ist das mein Eindruck, der kann natürlich täuschen, aber ich sag jetzt mal so. Schafen wird nachgesagt, dass sie eigentlich immer munter hinter der Herde hertraben. Ohne das zu hinterfragen. Und genau das hab ich heute getan. Ich bin den Spuren der Herde gefolgt ohne großartig nachzudenken,

(edit: ich bin den Spuren meiner Herde gefolgt, also denen von Menschen! aber halt wie ein Schaf)

und mich damit in eine ziemlich dämliche Situation manövriert. Neben meiner schon diskutierten Brechangst, habe ich noch einige andere Ängste kultiviert, die ich wie meinen Augapfel hüte, eine davon, ist eine ziemlich konkrete Angst vor großen Höhen, die, wie ich seit letzter Woche weiß, nicht so akut ist, wenn ich aus dem Fenster eines Flugzeuges schaue, vielleicht zu abstrakt, keine Ahnung, sie ist allerdings sehr konkret, wenn ich irgendwo hoch oben stehe, um meine Füße herum nur wenig ebene Fläche zu finden ist und ich nicht von einem Geländer oder ähnlichem geschützt werde.
Meine Faulheit ist mindestens ebenso groß wie meine Angst und meine Faulheit unterstütze ich gerne durch meine Ignoranz, schließlich sollte man seine Ängste ja auch nicht überbewerten. Um auf den Punkt zu kommen, Schafe, oder vielmehr Spuren, die darauf schließen lassen, dass andere Schafe diesen Weg schon gegangen sind, das es also nicht so schlimm sein kann. Dieser WEG! führte einen Berg nahezu Senkrecht hinauf und das auf etwa 150 bis 200 m, Wiese mit eingetretenen Mulden aber ohne nennenswerte Ebenen.
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Hier kommt dann die Ignoranz zum Tragen, die Erfahrung hätte mich daran erinnern können, dass ein 3-Meter Brett von unten auch eher unspektakulär aussieht, das der Blick von oben aber dazu geführt hat, das ich das erste Mal erst in der 8. Klasse gesprungen bin. Faulheit gab dann letztlich den Ausschlag, da die Alternative die gewesen wäre, den ungefähr 10mal so langen Serpentinen Weg hoch zugehen. Und schließlich, andere haben es vor mir ja auch schon gemacht und das waren bestimmt nicht die Söhne von Reinhold Messner.
Auf etwa der halben Höhe habe ich bemerkt, das ich keine Chance habe umzukehren, da ich nicht mehr nach unten, zu bemerken wirklich fast senkrecht nach unten, nicht mehr schauen konnte ohne eine Panikattacke zu erleiden und das die Hälfte die noch vor mir hatte wirklich senkrecht hoch ging und ich, wollte ich nicht den Rest meines Lebens auf diesem Hügel sitzen, da nun wohl oder übel hoch musste. Ich kann leider nicht behaupten, dass das Erreichen dieses Ziels zu einem Triumph Gefühl über meine Höhenangst geführt hat, denn selbst 3 Stunden später haben meine Knie sich immer noch angefühlt wie Gummi und ich hatte das Bedürfnis, als Ergebnis meiner Erkenntnis, ein lautes „Määääähhhhähäähhäh“ von mir zu geben!

Mein Schuhe haben übrigens die Eigenart hin und wieder ein wenig rutschig zu sein.

Genauer gesagt Salatgurken, gibt’s hier nur in den seltensten Fällen komplett, also in einem Stück, als Ganzes. In der Regel bekommt man sie halbiert, in einer Plastikfolie, welche wiederum in einem Plastikbeutel eingeschweißt ist. Ich habe hin und her überlegt und bin nur zu keinem Ergebnis gekommen. Warum um alles in der Welt?

Gemeinhin geht man davon aus, dass der Schotte an sich Englisch spricht, mit Dialekt versteht sich, aber immerhin Englisch, zumindest im Umgang mit Fremden, ich mein, offensichtlich Fremden wird man ja kein Gälisch um die Ohren hauen, oder? Sicher bin ich mir da nicht so wirklich. Geht man nach dem Dialekt und legt das ganze auf Deutschland um, würde ich sagen ich bin hier im tiefsten Frankenland, ich verstehe nichts. Zwei Fahrten mit dem Taxi, zwei Einkäufe im Supermarkt, einmal Gartensalat und Pommes bei McDonalds, fünf Gelegenheiten bei denen Menschen des öffentlichen, städtischen Lebens versucht haben mit mir ein Gespräch zu führen. Ich habe nichts verstanden, gar nichts. Und das schlimme, sagst Du ihnen das, lächeln sie und sind ruhig. Keine langsame Wiederholung, keine Gesten, einfach nur Ruhe und ein freundliches Lächeln, eins das mir irgendwie bekannt vorkommt, dunkle Erinnerung an zu Hause, das Lächeln einer zufriedenen Mutter, völlig im Reinen mit sich und ihre Überlegenheit gegenüber ihrer dummen kleinen Göre! Frustrierend das.

Gibt’s hier in der Regel gar nicht, oder versteckt oder nur für Rasierer, keine Gnade für leere Akkus. Gemeine Schotten. Wie soll ich denn da Reisetagebuch schreiben. Reicht ja schon, dass das mit den Telefondosen zu weit gedacht war und das mit den Kaffees mit Hotspots und so, aber müssen die denn gleich auch an den Steckdosen sparen?!?

Naja, jetzt ist eine Woche rum und ich sitze wieder in Edinburgh bei Starbucks, meine Zeit ist fast rum und übermorgen geht es zurück nach Hause, zwischendurch werde ich wohl immer einmal ein paar Impressionen der letzten Tage ins Netz schießen, viel Spaß damit, ich hatte wirklich eine gute Zeit, inkl. Heimweh und Angst vor Gespestern :)

ist es zu glauben?

Kaum einen halben Tag hier und ich habe tatsaechlich eine erste echte Heimweh Attacke. Kaum zu glauben, genau so wie damals, mit ich glaube etwa 9 Jahren, als ich das erste Mal mit dem Turnverein ins Zeltlager gefahren bin, hin wollte ich unbedingt, und als ich dann da war, war es ,mein schlimmster Albtraum, natuerlich nur den ersten Tag, aber der war schlimm.

So gings mir hier heute auch, 4,5 Stunden durch die Stadt getappt, zumindest das kleine Touri-Programm absolviert und dann auf einmal festgestellt, das ich alles andere als uebergluecklich bin. Da glaub man, dass einzige was einem zum vollkommenen Seelenheil noch fehlt sei ein kurzer Urlaub allein, um mal wieder ein wenig Zeit fuer sich selbst zu bekommen, dann ist es soweit und die 90 cm Matratze wirft einen voellig aus der Bahn.

Scheint so als waere ich innen drin doch immer noch 9 Jahre alt, aber irgendwie hat der Gedanke auch was troestliches. Es gibt nicht viele Momente in denen der Gedanke an zu Hause so troestlich ist, wie der,in dem man auf eine 90 cm breite Matratze in einem ungastlichen Jugendherbergszimmer wirft ;)

Auf in den Kampf! Dank der Miss hab ich ja Bachblueten dabei, kann ja eigentlich nichts schief gehen, mit 9 hatte ich nur einen kleinen blauen Schlumpf.

bin völlig heil angekommen und sitze jetzt grad im Edinburhgschen Starbucks und versuche jetzt noch mental runter zukommen. Der Flug war wider Erwarten völlig ereignislos und eigentlich nur schön, mein Gepäck ist, wie zu Erwarten, im Alltagsgebrauch viel zu schwer, was mich jetzt leider zu der Überlegung nötigt, meinen Urlaub weniger aktiv zu gestalten und die Sache ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Nicht das das ein wirklich ernsthaftes Problem wäre ;)

Die Stadt ist auf den ersten Blick wirklich ein Traum, ich könnte jetzt natürlich nicht sagen ob viktorianisch, oder sonstwas, von sowas habe ich keine Ahnung, und erst im Reiseführer nachschlagen ist auch doof, auf jeden Fall ein echter Hingucker, wohin man schaut alte steinerne Stadthäuser, leicht geschwärzter Sandstein (?!) und eigentlich fast alles alt. Fast bin ich versucht hier doch noch einen auf Kultur zu machen und mir alles anzuschauen, doch zum Glück ist meine Tasche dafür zu schwer, und richtige Schließfächer gibt es in der Jugendherberge, die sich hervorragend ins Stadtbild einfügt, leider nicht. Also muss ich den ganzen Rotz die ganze Zeit durch die Gegend schleppen.

Das Wetter ist wie erwartet eher trüb, aber allen Unkenrufen zum Trotz ziemlich warm, jaja Herr Shhhh wirklich ziemlich warm, und der einzige echte Nachteil, den ich bis jetzt entdecken konnte ist der, dass es in der Jugendherberge nur so von Kindern wimmelt, aber is ja nur eine Nacht. Dann gehts ja auch schon weiter.

Fürs Erste genug,

ich melde mich wieder


Ps. Wider erwarten hab ich schon Läden gesehen in denen es ansehnliches und essbares Essen zu geben scheint :)

 

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