... läuft es wieder wie geschmiert. Das Spielen mit den Gedanken auf der Wiese :)

Unglaublich welchen Unterschied lumpige 100 km machen können. Von den meteorologischen Bedingungen mal ganz abgesehen, dass sind immerhin auch durchschnittlich 5 °C, ist es vor allem das soziale Klima das mir zu schaffen macht. Ich habe tatsächlich schon Menschen auf offener Strasse lächeln sehen und nicht nur das, sie lächeln nicht einfach für sich, sie lächeln einen an! Aus einer Stadt kommend in der Höflichkeit als Aufdringlichkeit und offene Freundlichkeit als Folgen eines Vollrauschs angesehen werden, erlebe ich hier, wie ihr Euch wohl vorstellen könnt, einen Kulturschock nach dem anderen. Letzte Woche hat mich tatsächlich ein wildfremder Mensch umarmt!!! einfach so, nur weil wir uns nett!! unterhalten!!! haben, während wir uns für einige Meter den gleichen Schotterweg geteilt haben. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen! Nett und unterhalten und fremd und einfach so! Die Siegener unter den Lesern werden verstehen was ich meine. Man unterhält sich nicht mit Fremden, wenn überhaupt, dann schimpft man mit oder vielmehr in Gesellschaft von Fremden, über das Wetter, die Politik, das Dasein an sich und vor allem über all jene, die sich frecherweise darin bewegen. Das ist ok, das kann man tun, aber reden? Never!

In Köln ist das anders, hier reden die Menschen miteinander und lächeln sich an, sie sind freundlich, schreien nicht ohne Grund Passanten an und geben ein wenig aufeinander acht. Was so schön sein könnte, weil es einfach schön ist, ist für mich als gebürtige Siegenerin so ungewöhnlich, dass es kaum erträglich scheint, ich kann unmöglich den ganzen Tag nett sein und schon gar nicht 7 Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr! Das ist nicht drin, ich muss die Freiheit haben auch mal einen schlechten Tag zu haben, muss mal maulig und völlig quer sein dürfen ohne das ich deshalb gleich aus der Menge raussteche wie ein bunter Hund. Ich möchte ja gerne zu Euch ziehen, aber bitte macht es mir ein klitzekleines bißchen leichter, rammt mir bitte beim Einkaufen den Einkaufswagen in die Hacken, laßt bitte alle Türen vor meiner Nase zufallen, lauft hin und wieder mal broddelnd durch die Strassen schüttelt dabei über alles und jeden den Kopf und schreit jene an, die es wagen bei Rot die Strasse zu überqueren. BITTE! Nur eine Weile, denn so wie es momentan ist tut mir all abendlich mein Gesicht weh vom vielen Lächeln und ich hab weiß Gott genug damit zu tun mich Zwiebelartig zu kleiden, damit ich für die Kälte in Siegen und die Wärme in Köln gerüstet bin, ganz zu schweigen davon, dass ich mich nun auch noch in einen neuen Job einarbeiten muss, was auch nicht ganz ohne ist, hab also ein wenig Erbarmen mit mir und seid hin und wieder böse nur ein wenig, aber bitte nicht auf der Arbeit und auch nur so lange, bis ich mir auch emotional ein Zwiebel-Outfit zugelegt habe, denn nur dann bin ich in der Lage die sozialen Temperaturschwankungen ohne Gefrierbrand zu überstehen!

Manchmal rechnet man gar nicht mehr damit, dass etwas einen schon lang gewünschten Effekt haben könnte, eigentlich denkt man nicht mal mehr darüber nach, dann macht man etwas - einfach so, ohne bösen oder gar hoffnungsvollen Gedanken - und das Langerwartete tritt ein - ich liebe diese Momente & ich kann kaum beschreiben wie breit ich grinse.

 

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