Was das Bermuda-Dreieck für Schiffe und Flugzeuge ist, ist der Kühlschrank von Herrn Shhhh für alle Arten von liebevoll ausgesuchten und eingekauften Lebensmitteln. Völlig unvermittelt verschwinden sie, meist schon kurz nachdem man sie hineingestellt hat, manchmal tauchen sie nie wieder auf, hin und wieder findet man sie im halblebendigen Zustand zwischen den ungezählten Grillsaucenflaschen, Joghurtbechern, angebrochenen Sahnetüten oder Gläsern eingemachter Unnennbarkeiten die wahrscheinlich bestenfalls unterm Mikroskop ihre wahre Identität preisgeben würden.
In Augenblicken in denen ich mich den harten Fakten des männlichen Junggesellen Haushalts konfrontiert werde, frage ich mich immer wieder warum Männer ihrer Unabhängigkeit und ihrem Trieb nach Freiheit, Abenteuer und Wildnis immer auf solch abstruse Weise Ausdruck verleihen müssen.

Wie ich hier bereits an anderer Stelle einmal erwähnt habe, bin ich, halbwegs erwachsen und immer noch 28 Jahre alt, durchaus anfällig für diese kribbelige kleine Gänsehaut im Nacken die meist nur in Verbindung mit einer sehr ausgeprägten pelzigen Gänsehaut und dem Impuls sich ohne Unterlass umzudrehen auftritt.
Das so was in alten schottischen Gemäuern auftreten kann, dass mag zumindest für jene unter Euch nachvollziehbar sein, die wie ich in ihrer Kindheit und Jugend schlaflose Nächte mit der Taschenlampe in der Hand unter der kuscheligen Bettdecke gelegen haben, anfangs um die neuesten Schauerstories von Barbie + Susan, Tina + Tini oder Denise Mystery zu lesen, dann im späteren Verlauf der Nacht, weil die Dunkelheit zu große Schrecken barg als das man noch hätte auftauchen können und der Blick in die unendlichen Weiten des plötzlich fremd gewordenen Kinderzimmers unvorstellbares Grauen hätte offenbaren können. Das die gleichen Probleme auftreten können, wenn man sich nach einem langen Tag vorm Rechner mit einem großen starken Mann an der Seite nur ein wenig die Beine vertreten will – das ist sogar mir ein Rätsel.

Doch von vorn: Nachdem Herr Shhhh und ich den Sonntag ganz brav und, weitaus wichtiger als das, vor allem fleißig an unseren Rechnern gesessen haben um unseren jeweiligen Pflichten genüge zu tun, entschlossen wir uns gegen Abend uns in unsere warmen Socken, Hosen, Handschuhe, Schals, Jacken, Shirts, noch mehr Pullover und Socken ... zu werfen* und in Richtung SickPuppy aufzubrechen, die uns dann in die Nähe des, Siegen so reichhaltig umgebenden, Waldes zu bringen sollte.
Vor nicht allzu langer Zeit kam mir beim Gedanken an diesen Ring von Wald um diese so sehr von der Welt abgeschnittene Stadt, die tatsächlich in mancherlei Hinsicht noch in einer anderen Zeit oder einer anderen Dimension zu existieren scheint, noch der Gedanke an Mr. Night-Shalymans (wie auch immer er geschrieben wird) letztes Werk „The Village“, heute Abend sollte ich wieder daran denken.
Nach etwa 5 Minuten erreichten wir eine der kleinen Wohnsiedlungen die hier überall als letzte Bastion der Zivilisation die urzeitlichen Schrecken des Waldes aus dem Herzen der Stadt fernzuhalten suchen. Berichte über Menschen die, je länger sie am Rande des Waldes (Wahnsinns?) wohnen, immer sonderlicher werden, sich von Mensch und Maus zurückziehen und die irgendwann einfach verschwinden, hört man immer wieder, bestätigt wurden sie bislang jedoch nie, keiner will etwas gesehen haben niemand hat etwas gehört und findet man doch jemanden der bereit ist den Mund zu öffnen, so heißt es bestenfalls der Betroffene sei eben Siegerländer, die seien nun mal so, da könne man nichts machen.
Wir stiegen also aus dem Wagen, richteten unsere Kleider und machten uns auf einen der von Häusern bewachten kleine Wege die in die scheinbar sicheren Regionen des Waldes führten. Vorbei am letzten heimischen Haus marschierten wir hinein ins Dunkel des frühwinterlichen Novemberwaldes, atmeten tief die eisigkalte Luft die messerscharf in unsere von warmer, trockener Heizungsluft verweichlichten Lungen fuhr und unsere umwölkten Köpfe erfrischte.
Feuchtes, glitschiges Laub, von dem sich die unteren Schichten bereits mit dem den schlammigen Boden vereinigten, machte jeden unserer Schritte zu einem kleinen Wagnis und so verstummte unser munteres Geplapper bereits nach wenigen Minuten. Diese ersten Unwegsamkeiten waren jedoch schon nach etwa fünfhundert Metern überwunden und wir befanden uns auf einem fest geschotterten Weg, Zeichen der Zivilisation, der uns mit einem unendlichen weiten, Nebelschwaden umwölkten Wiesenhang rechter Hand und tiefdunkler Waldesschwärze zur Rechten unseres Weges führen sollte. Gut 15 Minuten marschierten wir schweigend unseres Weges, aufmerksam auf verdächtige Geräusche und Bewegungen horchend, als uns ein Licht auffiel, dass über die Nadelbaumkronen hinweg die wenigen noch mit spärlichem Laub behangenen Kronen der vereinzelten Buchen auf der Wiesenseite erhellte. Flüsternd spekulierten wir woher dieses Licht, dass sich wie ein Halogenstadionstrahler in schwärzester Nacht ausnahm, wohl kommen mochte, einigten uns dann jedoch in Ermanglung einer besseren Erklärung darauf, dass wir wohl Vollmond haben müssten, denn schließlich würde auch der, stünde er nur tief genug, bei solcher Nachtschwärze eine durchaus respektable Helligkeit verbreiten.
Nachdem wir von einer etwas höher liegenden Wiese erfolglos versucht hatten einen Blick auf den Mond zu erhaschen schauten wir noch ein wenig in den Sternklaren Himmel und genossen den Blick auf die gespenstischen, über dem Tal der Ahnungslosen schwebenden Nebelschwaden und beobachteten wie diese hier uns da in die warm erleuchteten Wohnzimmerfenster lugten, eifersüchtig die Wärme neidend, begierig ihre Kälte und Feuchtigkeit zu verbreiten, so man ihnen denn nur Einlass gewähren würde.
Schließlich machten wir uns, getrieben von kalten Händen und hungrigen Bäuchen, auf den Rückweg. Auf Höhe der erleuchteten Baumkronen, fingen wir an uns, übermütig geworden ob der Ereignislosigkeit unseres Spazierganges, Geschichten über den Ursprung dieses Licht auszudenken, schaukelten uns dabei regelrecht hoch. Grade als ich laut überlegte ob Herr Gott nicht einfach mucksch, ob eines Streites mit Frau Gott, weil sie mal wieder der Meinung ist, dass er sich zuviel um die Welt und zu wenig um den Haushalt kümmert, in seinem Arbeitszimmer am Fenster sitzt und ähnlich wie ich in diesem Moment mit seinem Laserpointer spielt und damit die Baumkronen erhellt, wird es hinter uns dunkel. Als wir uns ruckartig umdrehen ist dort nichts mehr, nur noch Schwärze und ein paar kalt grinsender Nebelschwaden, keine Spur von erleuchteten Baumkronen, keine freundlich warme Atmosphäre erhellter Wohnzimmerfenster, nur noch lauernde Dunkelheit. Mit angsterstarrten Gesichtern erinnern wir uns der Geschichten mit denen man uns in unserer Kindheit – sind wir doch beide katholisch erzogen worden – Gottesfürchtigkeit einzubläuen suchte, die Strafen die man uns ankündigte falls wir nicht den notwendigen Respekt zeigten, erinnerten uns der Bilder des grausamen Gottes der blutige Sühne verlangt wo man ihm höhnt oder spottet und - sahen zu das wir in die schützende Sicherheit meiner SickPuppy kamen. Leises Gelächter schien uns nachzuhallen, hartnäckiges Knacken wacht auf unserer Türschwelle. Solchermaßen eingestimmt scheint es mir die perfekte Abrundung des Abends jetzt SAT1 einzuschalten und „The Others“ zu schauen - ist ja glaube ich auch von Mr. Night-Shalyman, oder wie auch immer der sich schreibt. Ich glaube, ich versteck mich heute Nacht noch mal mit der Taschenlampe unter den Bettdecke und schau was passiert.
*Als kleines Schmankerl am Rande: Während ich hier so sitze und vor mich hin tippe, holt sie mich schon wieder ein, diese kleine pelzige, na ihr wisst schon, denn wir sind allein beim Herrn Shhhh in seiner Wohnung unterm Dach, seine Vermieterin ist aushäusig und sonst gibt hier niemanden, und dennoch, während ich diese Worte hier tippe knackt es auf der Schwelle, vor der Eingangstür, ohne unterlass, grade so als Stünde da jemand der sein Gewicht von einem Bein aufs andere verlagert während er überlegt was er nun als nächstes tun soll. Herr Shhhh war so tapfer grade mal nachzuschauen, natürlich nichts da, kaum ist die Tür wieder zu und er ist wieder am anderen Ende des Zimmers angekommen und unter seinen Kopfhörern verschwunden, knackt es wieder, wie um mich zu verhöhnen, ich glaube dieser Tag ist nicht meiner, und ich fürchte diese Nacht könnte eine lange werden. Da, schon wieder, verdammte Hacke, wenn ich wenigstens nicht jedes Mal zucken würde!

extra für Dich, ja, Du, doch doch ganz bestimmt, wenn ich gleich sage was ich zu sagen habe wirst Du ganz sicher wissen, dass ich Dich meine, und ja, es nervt ich weiß, ich sollte mal die Klappe halten, aber ich kannst mir einfach nicht verkneifen, also den einen noch, das ist dann aber auch der Letzte, versprochen, .. na ja fast, versprochen für den Fall, das mir nicht noch ein besserer einfällt!

Also, bereit? Hier – jetzt, nur für Dich!

Wer zu letzt lacht, lacht am besten!

und im Moment - im Moment kann ich kaum aufhören zu lachen!

Adios!

 

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