Alltagskuriositaeten

Die Wahlplakate der CDU irritieren mich. Weniger jetzt auf der inhaltlichen Seite, da habe ich glaube ich schon vor vielen Jahren aufgegeben auch nur die Augenbrauen zu runzeln (ob wohl die FDP mir meine Ignoranz dieses Jahr wirklich verdammt schwer macht:"Mehr FDP, mehr Mut!"). Nein ich meine die visuelle Komponente. Sobald mein Auge diese weichgezeichnete Version von Angela Merkel trifft bin ich jedes Mal irritiert wie sympathisch diese Frau wirken kann, werde ich jedes Mal unweigerlich an "Miss Undercover" erinnert und das obwohl Frau Merkel, oder vielmehr ihr Unterkiefer und die ihn begrenzenden tiefgegrabenen Faltenfurchen, in natura doch eigentlich eher an "Chucky-Die Mörderpuppe" erinnern.
Bleibt die alte Frage danach, wie sehr man dem vertrauen sollte was man sieht.

Dieser Tage höre ich ständig Sätze wie: Frauen die alles selber machen, oder zumindest sich zu helfen wissen, machen Männern Angst!
Was soll das? Zurück in die 50er? Im Ernst? Ich mein, ohne Frage, mit mir zu renovieren oder umzuziehen kann durchaus anstrengend sein, nicht zuletzt deshalb weil ich nur ungern etwas aus der Hand gebe, aber bin ich nur weil ich weiß wie man eine Wand streicht, ein Schränkchen lackiert, Tapeten ablöst, Holz zusammen setzt ... beziehungsuntauglich? Ich könnte bessere Gründe anführen, das hier kommt mir ein wenig albern vor. Oder ungewohnt? Oder unpassend? Wie auch immer, inkompatibel mit mir irgendwie.
Darüber hinaus: Würde ich es mit Männern zu tun haben wollen, die sich von so etwas abschrecken lassen? Ich glaube auch hier würden mir bessere Gründe einfallen...

(PS: Um der vermeidlichen Katastrophe vorzubeugen: für den Fall das eine der Personen liest, die sich in vergleichbarer Art diese Woche mir gegenüber geäußert hat (als ich von oben bis unten in Farbe getupft in alten Hosen die Feinheiten des Streichens erläuternd vor ihr stand) das hier bezieht sich tatsächlich nicht auf diese Situation sondern auf ein paar Kommentare die ich mir in einem anderen aber vergleichbaren Kontext eingefangen habe.)

... geht hier grade die Welt unter, was ich aufgrund der erwähnten rundumvverglasung life erleben darf. Offiziell regnets grad einfach nur ein wenig heftiger.

Ps. Der Blick aus unserer Vielzahl an Fenstern verheißt leider nur eines: Milch. Ungefähr genauso weit könnte ich sehen wenn es Milch regnen würde.

Letzte Woche habe ich jemanden wieder getroffen über den ich kurz zuvor auf wenig vertrautem Weg gestolpert bin, jemand, den ich vor 15 Jahren mal kannte und in den ich damals so unsterblich verliebt war, wie nur eine 14jähhrige verliebt sein kann. Mit allem was dazu gehört, heimlich Fotos schießen, die Wand mit Bildern tapezieren, von niemand anderem mehr reden und schon gar nicht an irgendwas oder jemand anderen denken. Volles Programm, in jeder Beziehung und natürlich, so wie sich das für eine erste Verliebtheit gehört - unerwiedert.

Irgendwie haben wir uns dann, gefühlten Jahrzente und real wahrscheinlich nur ein paar Monate später, ein wenig aus den Augen verloren, getrennte Freundeskreise und so, er Popper ich Zecke - was sonst. Als wir uns dann zwei Jahre später wieder gesehen habe, saß ich stundenlang mit ihm auf seinem Sofa, kaute die ganze Zeit ein und den selben Kaugummi und fand es wahnsinnig witzig, dass ich so entspannt war und er aufgedreht bis hintengegen. Verkehrte Welt, er wollte mich, mit mir zusammen sein, fand seine spießige Popper-Ex "total uncool" und mich "voll klasse" - ich fand ihn doof, langweilig, arrogant und viel zu eingebildet, vor allem weil ich nichts entdecken konnte, das diese Einbildung gerechtfertigt hätte. Ich stieg in den Bus, er fragte ob wir uns wiedersehen, ich zuckte die Achseln und spuckte endlich mein Orbit aus. Wir sahen uns nicht wieder, zumindest nicht gezielt oder bewußt - bis letzten Samstag.

Opfer einer dieser Freunde-Suchmaschinen, stolperte man über die gegenseitigen Profile, amüsierte sich großartig und verabredete ein Treffen da er zufällig mal wieder in der Gegend ist. Zwiespältig aber neugierig ging ich hin und musste feststellen, dass er werder klein dick und häßlich noch widerwärtig arrogant und unangenehm geworden ist, sondern ein einfach netter Typ, recht attraktiv, lustig, eloquent und vor allem intelligent. Eigentlich schön, wäre es dabei geblieben, wir haben uns jedoch für Sonntag ein weiteres Mal verabredet, noch mehr gelacht, einen sehr netten abend gehabt und wäre ein Mann nicht das was ich grade am wenigsten in meinem Leben zu haben wünsche, wäre ich fast ein wenig traurig gewesen ihn in die große weite Welt gehen zu lassen. So hingegen hatte es durchaus sein Gutes.

Soweit so gut, immernoch, aber gut ist es nicht, nicht mehr. Aufgrund von familiären Verpflichtungen ist er dies Wochenende wieder in der Stadt und da er mich scheinbar nicht unattraktiv fand, will er mich wieder sehen - kein Drama sollte man meinen, wäre da nicht dieser eine kleine Haken: Dieser in Persona so charmante, lustige, eloquente, intelligente Kerl ist am Telefon nichts mehr davon. NICHTS!!! - Nicht lustig, nicht eloquent, nicht intelligent, er hat kein Timing.... und ich sitze hier und frage mich die ganze Zeit: WIE KANN DAS SEIN?! Was ist da passiert? Und da ich jetzt an dem "soweit nicht mehr so gut"-Punkt bin und ein gemeinsames Kaffeetrinken überhaupt nicht mal mehr ansatzweise attraktiv erscheint, komme ich nicht umhin mich zu fragen, ob es auf der Welt eigentlich noch echte Kerle gibt, Kerle wie Larry in der besten aller Ally Staffeln, oder Kerle wie Mr. Big... also nicht das ich einen haben wollte, aber wenn... ja wenn, dann wäre das wohl noch schwerer als in Köln eine Wohnung zu bekommen.

... wenn man abends beim Blick in den Spiegel feststellt, dass man ein wenig von der braunen Erdnusshaut am Vampirzahn kleben hat und man sich dann vor Augen halten muss, was man seitdem Verzehr (heute morgen zwischen 11 und halb 12) und jetzt so alles gemacht hat
(2 Wohnungsbesichtigungen, je ein Gespräch mit 3 verschiedenen Vertretern meines Kunden, diverse Gespräche mit Kollegen, 1 mit meinem Che) und das man während dessen immer breit und freundlich gelächelt hat.... die einzige Situation in der ich nicht gelächelt habe, war beim Händewaschen vorm Spiegel, ... ich sollte anfangen mir selbst zuzulächeln, auf meine Mitmenschen ist scheinbar kein Verlass mehr.

Es gibt sie wieder, überall kann man sie wieder erhalten, so verführerisch räkeln sie sich auf den Tischen, strecken sie einem ihre prallen Körper aus den Plastikkörben entgegen, dass man trotz der horrenden Preise nicht auch nur die geringste Chance hat an Ihnen vorbei zu gehen - Sommerobstsorten. Kirschen aus der Türkei, kernlose Trauben aus Israel, Erdbeeren aus Deutschland - ein internationales Potpourri der Gaumenfreude. Die Möglichkeiten sie zu verarbeiten sind vielfältig und ich bin sicher Frau Zorra hat einige excellente Ideen, doch ehrlich gesagt bevorzuge ich sie pur, in großen Mengen und ohne Schnickschnack, kein Zucker, keine Sahne einfach nur Frucht. Der Haken dabei - und das sagt einem vorher keiner - Sommerobst macht sehr sehr einsam. Kaum beginnt man damit es zu verzehren, kommt man nicht umhin hin und wieder ein kleines etwas unterhalb der Magengrube zu verspüren, ignoriert man es und gibt sich sinnestoll weiter den leiblichen Genüssen hin, dehnt dieses Rumpeln den Unterleib irgendwann auf eine durchaus respektable Größe aus, hat man dennoch nicht genug, beginnt man irgendwann Düfte abzusondern, die mit der ursprünglichen Schönheit und Schmackhaftigkeit des Obstes nur noch herzlich wenig zu tun haben - und von da ist es dann leider auch nicht mehr weit bis zu dem Moment wo die Menschen die einem nahestehen den Rücken kehren, man der Einsamkeit derer anheim fällt, die zu gern zuviel Obst zu sich nehmen. Wie gut, dass es wenigstens noch die Virtualität gibt und diese noch nicht mit allen Sinnen zu erfahren ist.

Er ist da, der erste Sommertag, warm, klar, blau, mit duftenden Wiesen und summenden Bienen. Meine Nachbarn packen endlich ihre Balkonpflanzen aus, wälzen ihre speckig weißen (und leider eher unansehnlichen) Leiber auf weißem gerillten Plastik hin und her und unter meinem Fenster ziehen wahre Horden gut gelaunter Menschen mit Korbtaschen, Büchern, Decken und Sonnenbrillen gen Schlosspark um sich dort die feiertägliche Sommersonne auf den schon heute abend leicht geröteten Pelz brennen zu lassen.

Wirklich der perfekte Tag, da bleibt kaum ein Wunsch offen, ein Blick auf mein Thermometer zeigt mir unglaubliche 35 °C in der Sonne und das ist nur der Anfang, bleibt also eigentlich nur noch sich für die favorisierte Wiese im reichhaltigen Siegener Angebot zu entscheiden, ebenfalls die Korbtasche zu füllen und die Decke unter den Arm zu klemmen, wenn, ja wenn da nicht dieses kleine unwesentliche Hindernis wäre....

Ich leide! um nicht zu sagen: Ich sterbe!! minütlich ein kleines bisschen mehr, denn während ganz NRW trotz neuerdings schwarzer Mehrheit glücklich in der heiß ersehnten Sonne fläzt, liege ich im Bett, in eine dicke rote Nickihose gewickelt, mit zwei Decken bis zur rotgeschrubbten Nasenspitze, eine Packung Tempos auf der rechten und einen Berg durchgeschneuzter Cellstofflappen auf der linken Seite und dem unleugbaren Gefühl einen Körper den meinen zu nennen, der mindestens 102 Jahre alt ist.

Streitbare Nebeneffekte dieses unglaublich befriedigenden Tagesprogramms sind eine äußerst juckende Kopfhaut, Pickel on masse, schwitzig nasse Hände, die Unfähigkeit länger als 2 Minuten aufrecht stehend zu bleiben ganz zu schweigen davon, dass ich mich unmöglich weiter als 2 m von meinen Tempos entfernen kann ohne unansehnliche Flecken auf meinem Boden zu hinterlassen.

SO!!! hab ich mir den perfekten ersten Sommertag des Jahres 2005 weiß Gott nicht vorgestellt, SO!!!! nicht.

Hat noch jemand Eis? Kann jemand meine Mama holen, damit die mir Hühnersuppe macht? Streicht mir jemand die Haare aus der Stirn? Kann ich bitte bitte bitte wenigstens wieder Kind sein, für ein oder zwei Tage oder wie lange das hier dauert, wenn ich schon am perfekten ersten Sommertag bei halbgeschlossenen Rollläden in meinem Bett liegen muss. Bitte? Bitte bitte bitte?

Wie um alles in der Welt kann es sein, dass eine Toilette, die den ganzen Tag ge- und belüftet wird, immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit, so riecht, als habe grade jemand eine Darmreinigung hinter sich gebracht?

... Eure MP3s leben gefährlich - ehrlich gesagt fällt es mir schwer zu glauben, dass die Musikindustrie nicht ihren Praktikanten an die Entwicklung dieses Dings gesetzt hat.


EDIT:
Wenn ich mir das recht überlege, dann ist "DIE MUSIKINDUSTRIE" doch mittlerweile durchaus ein geeignetes Droh- und/oder Schimpfwort, im Prinzip könnte man sagen ihm wohnt die Macht inne die alte DDR Drohung "Wenn Du nicht brav bist, dann holt Dich der Russe" zu ersetzen. "Wenn Du Deine CDs nicht kaufst holt Dich die Musikindustrie und verarbeitet Dich zu Schnappi" oder so. (bin ich wirr? ich glaube ich bin wirr!)

Ich habe heute Morgen eine lebendige Zeitschleife gesehen. Wenn man einen Menschen erkennt, bevor man ihn eigentlich wahrgenommen hat, handelt es sich wohl entweder um Seelenverwandtschaft oder um jemanden, der sich nie auch nur um einen Deut verändert, selbst wenn er sich noch so sehr bemüht den Anschein zu erwecken er sei nicht was er ist. In diesem Fall würde ich sagen war die Begegnung definitiv eine von der zweiten Sorte und wurde unterstützt von einem H&M Outfit, dass sich mittlerweile so lange nicht mehr verändert hat, dass ich beginne mir zu wünschen, dass er einen ganzen Schrank voll oder die Fähigkeit seine Sachen zu klonen hat.

Vor mittlerweile etwa 4 Jahren habe ich mal eine Postkarte mit dem Aufdruck „Wer kriecht kann nicht stolpern“ für ihn gekauft, hab mich im letzten Moment besonnen und mir gedacht das sei ein wenig hart und es müsse auch andere Wege geben ihn wieder auf seien Füße zu bekommen. Vieles hat sich seit dem verändert, oft ist dabei der Eindruck entstanden, dass er sich auf seine Art zu seinem Weg verholfen hat, eine einzige Begegnung am Morgen, in einer Situation in der er sich wohl von Gott und der Welt unbe(ob)achtet gefühlt hat und er sich sicher außerhalb seines Panzer bewegt hat, legt die Vermutung nahe, dass er immer noch kriecht, er nicht mal den Weg auf seine Knie gefunden hat und ich frage mich wie wenig Ehrgeiz ein Mensch haben muss um so gar kein Interesse an einem einigermaßen selbstbestimmten und lebenswerten Leben zu haben?

 

twoday.net AGB

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